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ESC 2016 Sechs Gründe, warum wir uns mit Jamie-Lee Kriewitz nicht blamieren werden

Eine Schülerin mit türkisfarbenem Manga-Kleid und mit Kuscheltier im Arm vertritt Deutschland beim Eurovision Song Contest in Stockholm. Kann das gut gehen? Und ob. Jamie-Lee Kriewitz ist die aussichtsreichste Kandidatin seit Roman Lob.
Eine Analyse von Jens Maier

Erst Kümmert-Gate, dann null Punkte mit der Zweitplatzierten Ann Sophie in Wien und schließlich das Debakel um die Nominierung von Xavier Naidoo: Sechs Jahre nach dem Sieg von Lena Meyer-Landrut 2010 in Oslo sah es für die deutsche Beteiligung beim Eurovision Song Contest in Stockholm nicht gut bestellt aus. Es schien fast so, als könne uns musikalisch bei diesem Wettbewerb einfach nichts gelingen. Bis gestern.

Es ist erneut ein junges Mädchen aus Hannover, das die leidgeprüfte ESC-Nation aus dieser Schlagerdepression befreien könnte. Jamie-Lee Kriewitz hat den deutschen Vorentscheid "Unser Lied für Stockholm" gewonnen. Die 17-jährige Schülerin setzte sich mit ihrem Song "Ghost" gegen neun Konkurrenten durch, ließ das musikalische Schwergewicht Alex Diehl und die Wacken-Rocker von Avantasia hinter sich.

Unter ESC-Fans gehen die Meinungen über Jamie-Lee Kriewitz auseinander. "Das wird wieder nix in Stockholm", sagen die ewigen Pessimisten nach dem Finale in Köln. Es sind vermutlich die gleichen, die auch Lena seinerzeit nichts zugetraut haben. Wieder andere glauben, das Schlimmste gerade noch so verhindert zu haben und zielen damit vor allem auf Diehl ab. Der Liedermacher lieferte mit seinem Song "Nur ein Lied" schwere Kost. Ein Weltverbesserersong mit erhobenem Zeigefinger - ja fast eine politische Anklage. Kaum zu glauben, dass wir damit bei unseren europäischen Nachbarn reüssiert hätten.

Jamie-Lee hat gute Chancen beim ESC

Jamie-Lee Kriewitz war an diesem Donnerstagabend die beste Wahl. Doch kann das Mädchen mit dem blassen Teint und dem Kuscheltier im Arm auch in Stockholm bestehen? Bei den britischen Buchmachern schoss Deutschland einen Tag nach ihrem Sieg auf Platz fünf. Auch wenn längst noch nicht alle Teilnehmer für den ESC 2016 feststehen: Das zeigt, dass auch im Ausland ihre Chancen gut eingeschätzt werden. Und das hat Gründe:

1. Jamie-Lee Kriewitz liefert mit ihrem selbstgeschriebenen Song "Ghost" einen ESC-tauglichen Song. Das einzige was ihm zum Siegertitel fehlt, ist der eingängige Refrain.

2. Die Schülerin mit dem türkisfarbenen Kleid und dem Fascinator auf dem Kopf hat einen hohen Wiedererkennungswert. Sie wird den Zuschauern als das erfrischend lustige Mädchen in Erinnerung bleiben.

3. Deutschland macht endlich eine Bühnenshow. Jahrelang schworen die ESC-Macher beim NDR auf den "reduzierten Auftritt", während andere ESC-Teilnehmer mit kreativen Auftritten punkten konnten. Kriewitz nimmt ihren vernebelten Zauberwald mit nach Stockholm - ein Hingucker.

4. Kriewitz hat mit Smudo und Michi Beck zwei erfahrene Mentoren an ihrer Seite. Ein Dreamteam.

5. Die Schülerin hat Spaß auf der Bühne - und das merkt man auch ihrem Auftritt an. Frisch, unverbraucht und unermüdlich ohne sich zu verbiegen. Klasse.

6. Ganz egal wie Deutschland am Ende abschneidet: Mit Jamie-Lee Kriewitz haben wir eine Kandidatin, für die wir uns nicht schämen müssen. Hinter ihr kann ganz Grand-Prix-Deutschland stehen.

"Ich bin so happy", sagte Jamie-Lee Kriewitz nach ihrem Sieg beim Vorentscheid in Köln. Deutschland kann es auch sein. Die Richtige fährt nach Stockholm.

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