Einen Koffer haben Kriemhild Wollenweber und Astrid Friedrich, Mutter und Tochter aus Volkmarsen, mit zu "Bares für Rares" gebracht. Interessant ist aber vor allem der Inhalt: "Damit wird Leben auf die Welt gebracht", formuliert es Sven Deutschmanek. Es handelt sich um einen Hebammenkoffer.
Die beiden Verkäuferinnen sind selbst Hebammen: Mutter Kriemhild seit 56 Jahren, Tochter Astrid halb so lange. Beide sind sich einig: "Einer der schönsten Berufe überhaupt." Den Koffer hat Kriemhild Wollenweber seinerzeit für 300 Mark einer alten Kollegin abgekauft, die ihn immer auf ihrem Moped transportiert hat und damit zu den Frauen gefahren ist.
"Bares für Rares": Sven Deutschmanek ist etwas unsicher
Wie der Experte erläutert, handelt es sich dabei um die "echte Wiesbadener Hebammentasche" von der Firma Gottlob Kurz. Die sei Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt worden und habe große Verbreitung gefunden. Deutschmanek widmet sich auch dem Inhalt dieses Koffers – ist sich bei der Beschreibung der vielen Gegenstände jedoch etwas unsicher angesichts der fachkundigen Damen, die vor ihm stehen. "Wenn ich was Falsches sage, bitte sofort eingreifen", bittet er.
Doch das müssen die Hebammen gar nicht, Deutschmanek ist gut vorbereitet. Er datiert das hier vorliegende Exemplar auf die frühen 50er Jahre. Da er nicht vollständig sei und zudem hygienisch nicht mehr ganz rein, empfehle er sich nur noch als Ausstellungsstück.
Als Wunschpreis geben die Damen 150 bis 200 Euro an, der Experte liegt etwas darunter und stellt 100 bis 150 Euro in Aussicht. Doch die Versteigerung nimmt einen unerwarteten Verlauf.
Das sind die Händler bei "Bares für Rares" – Wetten, dass Sie nicht alle kennen?

Was wäre "Bares für Rares" ohne seine 80 Euro: Das ist das Lieblingsstartgebot von Walter Lehnertz, der von allen nur "Waldi" genannt wird. Der gelernte Pferdewirt stammt aus Prüm in der Eifel und betreibt dort einen Antiquitätenhandel. Seine lockeren Sprüche wie "Ich fang dann mal mit 80 Euro an" (selbst wenn das Objekt erkennbar ein Vielfaches wert ist) oder "Engelschen" (so nennt er viele Verkäuferinnen) oder "Prügel" (seine Bezeichnung für Kunstobjekte) machen ihn zum Publikumsliebling. Ein Bieterduell mit Lehnertz kann teuer werden: Er mag ausgefallene Objekte wie alte Spielautomaten oder Militaria und bezahlt dafür gern auch deutlich mehr als den Schätzpreis. So bot er für einen alten Kicker 1750 Euro, obwohl die Expertise nur bei 600 Euro lag.
Wolfgang Pauritsch startet mit 50 Euro, und der Preis steigt zunächst nur in kleinen Schritten. Doch als die Händler hören, was Wollenweber damals für den Koffer bezahlt hat, erhöht Jan Čížek auf 150 Euro – dem damaligen Kaufpreis in Euro umgerechnet. Damit ist aber noch nicht Schluss. Bei 190 Euro scheint die Auktion bereits gelaufen zu sein – doch dann kommt Walter Lehnertz mit einem erstaunlichen Gebot um die Ecke: "Waldi" erhöht mit einem großen Satz um 60 auf 250 Euro. Cicek klatscht bewundernd in die Hände. Da geht niemand mehr drüber.
Die Verkäuferinnen sind zufrieden, sie seien "richtig happy", sagen sie hinterher. "Waldi" hat bereits Pläne für den Koffer: Er möchte mit dem Inhalt seinen alten Fahnenschrank dekorieren.
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