"Für die Zwerge ist eine Menge möglich" - Alf-Darsteller Michu Meszaros ist noch nicht einmal unter der Erde, da wird im ZDF schon wieder über Kleinwüchsige gegiggelt. Nordirland hat gerade die Ukraine besiegt, die Verschiebung der Kräfteverhältnisse im Fußball jedoch ist noch nicht zu allen durchgedrungen. Oliver Welke muss da etwas nachjustieren. Und befindet sich dabei zumindest in bester Gesellschaft. Auch Cathy Hummels, die sympathische Wechsel-Juicerin von nebenan, hängt mit dem Studieren des Panini-Albums hinterher. Die polnische Mannschaft firmiert bei ihr unter "Überraschungsgegner".
Die einen wälzen noch den Duden, um herauszufinden, was das überhaupt bedeutet, die anderen setzen schon Cathys Online-Schminktipps für das Spiel um: Bläulich-schwarz und Smokey-Eyes. Besser als das gängige Augen-Make-up bei dieser EM - rot-unterlaufen - ist das allemal, und so schick gemacht lässt sich auch die ZDF-Runde zum Spiel Deutschland gegen Polen gleich besser ertragen.
Auch diesmal wieder mit Oli Kahn - die EM 2016
Während in der ARD die Gespenster von Malente durch Beckmanns Hochrisiko-Sendung schweben, regiert im ZDF titanöse Bodenständigkeit: Ein Müller. Ein Götze. Ein Gomez. Ohaueha, und ein Bier bitte. Wer auch im - wievielten eigentlich? - Jahr des Olli Kahn als TV-Experte so etwas wie vertrauliches Hoheitswissen erwartet, muss auch weiterhin mit der Enttäuschung leben. Vorteilspost wird hier nicht ins Wohnzimmer verklappt, stattdessen zunehmend professionell verklausulierter Allgemeinplatz.
Das weiß natürlich auch die Redaktion, deswegen füllt der wackere Sebastian Kehl ein wenig den Raum zwischen den Fugen. Rechts außen sitzt sich zudem ein polnischer Gast fast ungefragt wund, links außen darf Mark Forster, der Ersatz-Naidoo für die Kabinen-Playlist, kurzzeitig ein wenig Talkluft schnuppern. Und von Löws Taschenbillard schwärmen: "Wie entspannt der ist, nä? Das ist wie im Dschungelcamp, nä? Authentischer geht's nicht, nä? Und 80 Prozent am Sack packen ist untertrieben, nä?"
Die besten Sprüche der EM 2016
"Ich hoffe, dass Puma keine Pariser macht."
"So ist das im Fußball. Mal ist man der Hund, mal ist man der Baum. Kritik im Fußball gehört zum Geschäft."
"Die standen ja mit 20 Mann hinten. Das ist normal, dass man dann seine Schwierigkeiten hat."
"Das wird ein sehr hartes Spiel gegen Deutschland. Aber manchmal ist Fußball auch ein romantisches Spiel, manchmal kommen die Underdogs durch."
"Deutschland hat eine starke Abwehr - einen großartigen Torhüter und zwei sehr gute Verteidiger - aber man kann jede Wand zum Einsturz bringen."
"Wenn wir joggen, dann kommt die Security mit. Man hat dann so ein präsidiales Gefühl, das hat mir ganz gut gefallen."
"Keiner!"
"80 Prozent von euch haben sich auch schon mal die Eier gekrault. Von daher ist alles gut."
"Bitte lasst uns über Fußball reden. Wir sind nicht bei einer Streetfight-EM, wir wollen Fußball spielen."
"Wenn er mich einlädt, bin ich natürlich dabei. Wenn nicht, bin ich irgendwo in Köln unterwegs."
"Wir waren vor dem Spiel gegen Rumänien nicht die Besten, danach sind wir auch nicht die Schlechtesten."
"Es ist gut, wenn man einen Jérôme Boateng als Nachbarn in der Abwehr hat."
"Wenn das Turnier vorbei ist, wissen wir, wie wichtig das erste Spiel war."
"Ich bin auch langsam."
"Die kroatischen Fans wissen, wie man ihr Nationalteam unterstützt. Diejenigen, die immer wieder Probleme machen, sind für mich keine Fans. Die nenne ich immer die anti-kroatischen Fans."
"In Nordirland leben viele Polen, die haben uns bei unserer Recherche geholfen."
"Vielleicht ist mein Bett ein kleines bisschen zu weich."
"Wenn ich sagen würde, wir wollen die EM nicht gewinnen, würde ich mir eine einfangen vom Trainer."
"Das ist eine Mannschaft, die Millionen, hunderte von Millionen wert ist."
"Würde mir jemand den Zopf abschneiden, ginge meine Kraft verloren."
"Wenn wir joggen, dann kommt die Security mit. Man hat dann so ein präsidiales Gefühl, das hat mir ganz gut gefallen."
Liebes ZDF, den laden wir nicht nochmal ein, nä? Zumindest hat er nicht gesungen, dafür läuft sein EM-Song in so hoher Frequenz, man wünscht sich fast Bon Jovi zurück.
Holger Stanislawski muss weiterkommen
Wer natürlich immer wiederkommen darf und soll und muss, das ist Holger Stanislawski. Der lässt während der Euro den Supermarkt Supermarkt sein und verdingt sich stattdessen an der digitalen Schauwand. Erklärt Spielzüge, bekommt die Technik immer besser in den Griff und ist der Mann für die Zitate-Datenbank: "Wenn wir pressen, dann müssen wir richtig pressen. Und dann alle zusammen. Und Khedira wird nach hinten raus interessant".
Das alles in einem Duktus, als würde Tim Mälzer im Ohnsorg-Theater Uwe Seeler spielen. Top-Mann. Unbedingt mit Stammplatzgarantie ausstatten. Holger Stanislustig spielt Virtual Subbuteo am Touchscreen. Ein langfristiger Vertrag ist dringend angeraten, auch wenn seine Studio-Kollegen so spät am Abend kaum noch aufnahmefähig sind und für die dann auch nach hinten raus kaum noch was zu holen ist.
Als hätte Günter Willumeit einen Spot für Flens-Bier gedreht, so stoisch sitzen die drei da, während Last Man Stanislawski sich vorn ins Zeug legt und davon kündet, dass man ins Zentrum schieben muss, weil das Zentrum nun mal am wichtigsten ist.
Und uns noch einmal vor Augen führt, was man braucht, um Tore zu schiessen: Schangsen nämlich. Vive la Französisch-Grundkurs. So muss das sein. Applaus vom Talktisch? Keine Schangse.
Bitte immer den Oli füttern
Sonst noch was? Kati Müller-Dingens trug einen Hubba-Bubba-Gedächtnispulli, Jogi kramte diesmal nur in den Hosentaschen und Welke knuffte dem Forster noch ein wenig Tratsch in die Seite: "Das ist Oli Kahn. Der darf immer gefüttert werden". Muahaha. Hoffentlich hat die heute-show nicht mitgeschrieben.