Neues Buch "9 Jahre Wahn" Eric Stehfest spricht über sein Ehe-Aus

In seinem neuen Buch "9 Jahre Wahn" schreibt Eric Stehfest noch über die große Liebe zu seiner Frau Edith, inzwischen sind die
In seinem neuen Buch "9 Jahre Wahn" schreibt Eric Stehfest noch über die große Liebe zu seiner Frau Edith, inzwischen sind die beiden getrennt.
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Eric Stehfest spricht in "9 Jahre Wahn" über seine Schizophrenie - seine Ehe zerbrach unter der Belastung.

Eric Stehfest (36) hat erneut den Mut gefunden, schonungslos ehrlich zu sein. Nach seinem Bestseller "9 Tage wach" über seine Drogensucht erscheint am 8. Oktober sein neues Buch "9 Jahre Wahn - Mein Leben mit paranoider Schizophrenie" (ZS Verlag). Darin verarbeitet der ehemalige "GZSZ"-Darsteller eine Diagnose, die sein Leben von einem Tag auf den anderen völlig veränderte. Das Schreiben habe ihm "das Leben gerettet", erklärt er im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news.

Zudem gibt der ehemalige Dschungelcamp-Finalist im Gespräch tiefe Einblicke in sein Gefühlsleben. Er spricht über die Trennung von Ehefrau Edith Stehfest (30), die erst Ende September bekannt gegeben wurde und betont, wie die beiden gemeinsamen Kinder ihm die Kraft geben, jeden Tag weiterzumachen.

Warum war es Ihnen wichtig, nach "9 Tage wach" ein weiteres Buch zu schreiben?

Eric Stehfest: Die meisten Menschen unterschätzen, was eine Drogenkarriere für einen Rattenschwanz hat. Ich habe auch in den Jahren nach dem Drogenkonsum ganz viel erlebt - daraus ist letztendlich eine Psychose entstanden. Ich glaube, dass es viele Menschen gibt, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben und ich möchte ihnen zeigen, wie man danach damit umgeht und nicht alleine bleibt. Viele mit meiner Diagnose trauen sich gar nicht, Unterstützung anzunehmen. Ich würde gerne dabei helfen, dass es anderen Menschen leichter fällt, sich Hilfe zu suchen.

Wie war es für Sie, so offen über Ihre psychische Erkrankung zu schreiben?

Stehfest: Das Schreiben hat mir das Leben gerettet, ehrlich gesagt. Meine Depression hat sehr auf mich eingewirkt und ich bin immer bewegungsunfähiger geworden. Einfache Dinge wie Zähneputzen und Duschen sind mir schon schwergefallen. Das Schreiben ist dafür verantwortlich, dass ich wieder auf die Beine gekommen bin. Es hat alles aus mir herausgeholt und dafür gesorgt, dass ich Ordnung reinbekomme und mich besser verstehen lerne. Es geht auch viel darum, wieder selbstbewusster zu werden. Durch das Schreiben habe ich erkannt, dass in mir ganz viel Kraft liegt, die ich manchmal selber gar nicht sehe.

Sie schreiben, dass die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen aufhören muss. Welche Reaktionen haben Sie selbst erlebt?

Stehfest: Als ich meine Diagnose öffentlich gemacht habe, habe ich tatsächlich viel Zuspruch bekommen. Ich war selbst überrascht, dass so viele Leute eher positiv darauf reagiert haben. Die meisten Männer trauen sich ja nicht, über ihre Gefühle zu sprechen. Dass ich mich öffne und so schonungslos ehrlich hinschaue, kam gut an. Ich hätte gedacht, dass das eher abschreckend wirkt und viele mich verurteilen, aber das hat nicht stattgefunden.

Wieso haben Sie sich trotz dieser Erwartungen entschieden, die Diagnose öffentlich zu machen?

Stehfest: Seitdem ich in der Öffentlichkeit stehe, symbolisiere ich jemanden, dem es wichtig ist, über unangenehme Themen sprechen. Ich möchte jemand sein, der eben nicht nur ein vermeintlich geiles Leben zeigt, sondern auch die unschönen Seiten, die bei uns allen dazugehören. Das macht, glaube ich, das Leben für viele andere leichter, weil damit das Versteckspiel aufhört. Es ging mir aber in erster Linie um mich selbst: Ich wollte mich selbst retten und mich davon befreien, dass ich damit so alleine bin.

Im Buch schreiben Sie viel über die Liebe zu Ihren Kindern. Wie erklären Sie den beiden Ihre Krankheit?

Stehfest: Vor meinen Kindern sage ich, dass Papa manchmal ein bisschen antriebslos ist. Aber wenn ich mit ihnen bin, ist es so ähnlich wie bei der Musik: Dann verschwinden die Symptome, weil ich so viel Liebe erfahre, dass es kaum Raum dafür gibt. Deswegen kriegen sie davon nicht so viel mit. Mein neunjähriger Sohn weiß aber, Papa ist ein bisschen krank und macht aktuell nicht so viel Sport - dann sagt er, dass das mal okay ist und versucht, mich wieder zu motivieren. Wenn es mir nicht gut geht, sind die Kinder meistens aber gar nicht in der Nähe. Sie haben mir ganz viel Halt gegeben in der Akutzeit.

Das heißt, sie spielen bei Ihrem Heilungsprozess eine große Rolle?

Stehfest: Ja, auf jeden Fall. Die Kinder motivieren mich, dass ich nicht gänzlich liegenbleibe, sondern es irgendwie immer schaffe, mich aufzurappeln und weiterzumachen. Ohne die Kinder würde es mit mir wahrscheinlich schon ganz anders aussehen. Durch die Kinder erfahre ich, was es bedeutet, bedingungslos zu lieben. Diese Liebe erfüllt mich mit ganz viel Willensstärke und Kraft, jeden Tag zu bestreiten, egal wie schwer es manchmal ist und mit welchem Rucksack ich rumlaufe.

Es geht natürlich auch viel um Ihre Frau Edith, inzwischen haben Sie aber ihre Trennung bekannt gegeben...

Stehfest: Die letzten Jahre waren sehr belastend, weil Edith selbst auch mit psychischen Störungen zu kämpfen hat. Wir haben uns gegenseitig nicht mehr gutgetan, weil es dann doch immer einen stabilen Part braucht, der Sicherheit vermitteln kann. Das konnten wir füreinander einfach nicht mehr aufbringen, deshalb mussten wir uns erst mal trennen jetzt, vorerst. Wir haben beide gemerkt, dass wir nicht mehr das füreinander sein können, was der jeweils andere gerade braucht. Deshalb haben wir die schwere Entscheidung treffen müssen, dass sich jeder erst mal um sich selbst kümmert.

Wie regeln Sie es mit den Kindern?

Stehfest: Die Kinder sind größtenteils bei mir, weil ich ihnen - so sagt Edith auch selbst - im Moment mehr das geben kann, was sie wirklich brauchen: Struktur, Halt. Da bin ich gerade der stabilere Part von uns beiden. Also früh aufstehen, für die Schule fertig machen, die Brotdosen - alles, was dazu gehört. Das fällt mir aktuell leichter und damit hat Edith auch ein bisschen Raum, sich selbst zu finden.

Wie war es für Sie, trotz der Trennung, gemeinsam bei "Promis unter Palmen" teilzunehmen? (Ausstrahlungstermin noch unbekannt)

Stehfest: Das war sehr intensiv für uns, weil wir dort das erste Mal als getrenntes Liebespaar aufgetreten sind und das auch kommuniziert haben. Es war befreiend, weil wir dadurch endlich aufhören konnten mit dem Versteckspiel, sondern ganz offen sagen, wie es gerade zwischen uns aussieht. Uns liegt viel daran, die Freundschaft zueinander wiederzufinden, weil die in den letzten Jahren verloren gegangen ist. Wir waren eigentlich immer sehr, sehr gute Freunde und das Wichtigste ist es, auch für unsere Kinder, dass wir wieder ein richtiges Team werden. Dafür war die Show gut, weil wir Zeit bekommen haben, uns als Team mal wieder zu erleben.

Im Buch äußern Sie sich aber mehrfach kritisch über Ihr Dasein im Reality-TV. Wieso nehmen Sie trotzdem teil?

Stehfest: Es ist so zwiespältig. Zum einen zieht es mich da immer wieder hin, weil ich Eric Stehfest bin und eine Geschichte mitbringe, die dort irgendwie hingehört, weil sonst außer mir ja keiner groß darüber redet. Zum anderen gibt es immer noch den Eric in mir, der eigentlich von einer Film- und Fernsehkarriere träumt, gerne Kino machen möchte. Und irgendwo dazwischen stehe ich die ganze Zeit und weiß manchmal selbst gar nicht, wo ich hingehöre.

Sie möchten als der gesehen werden, der Sie sind, der echte Eric. Inwieweit gelingt Ihnen das aktuell?

Stehfest: Gerade durch "Promis unter Palmen" ist es mir sehr gut gelungen. Dort konnte ich alles ansprechen, was mich gerade umgibt. Dass ich eben doch immer noch mit meiner Depression zu kämpfen habe, dass ich mich aber deshalb nicht verstecke. Gerade jetzt ist es wichtig und mutig, sich zu positionieren und zu sagen: Hier bin ich. Ich funktioniere vielleicht nicht mehr so wie vor ein paar Jahren, aber ich bin trotzdem immer noch wertvoll.

Wie sieht Ihr Alltag heute aus - haben Sie gelernt, "normal" zu leben?

Stehfest: Mein Alltag ist hauptsächlich geprägt von den Kindern. Da versuche ich, ganz viel Normalität reinzubringen. Dass morgens mit Schule und Kita alles funktioniert und dass wir nachmittags etwas unternehmen. Klar, ich habe zwischendurch immer mal wieder mit Angst und Panikzuständen zu tun, wenn mir manchmal alles zu viel wird. Das kriege ich aber mittlerweile ganz gut in den Griff. In den letzten Monaten habe ich es geschafft, wieder mehr soziale Kontakte zu pflegen. Ich habe ein gutes Netzwerk geschaffen von Menschen, die mich wertschätzen und mich unterstützen, wo sie nur können. Dadurch ist das Gefühl weggegangen, dass ich mit alledem alleine bin.

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