Bootskatastrophe vor Lampedusa Flüchtlinge wurden gefoltert und vergewaltigt

Auf Lampedusa hat eine 17-Jährige einen mutmaßlichen Schlepper als Vergewaltiger identifiziert. Er gab sich als Flüchtling aus. Laut Behörden sei Gewalt in Camps vor der Überfahrt alltäglich.

Dutzende der Flüchtlinge, die sich auf dem Anfang Oktober vor Lampedusa mit hunderten Menschen an Bord gekenterten Boot befanden, sind zuvor in Libyen gefoltert und vergewaltigt worden. 130 Flüchtlinge aus Eritrea seien in der libyschen Wüste festgehalten worden, teilte die Polizei am Freitag mit. Einer der mutmaßlichen Schlepper und Vergewaltiger aus Somalia wurde diese Woche festgenommen.

Die 130 Flüchtlinge seien in der Oasenstadt Sabha im Südwesten Libyens festgehalten worden, teilte die Polizei weiter mit. In dem Lager sollen Vergewaltigungen und Folterungen an der Tagesordnung gewesen sein. Erst gegen Zahlungen von bis zu 3500 Dollar (2600 Euro) für die Freilassung und die anschließende Überfahrt hätte die Gewalt ein Ende gehabt. Somalier, Libyer und Sudanesen seien an den Verbrechen beteiligt gewesen. Staatsanwalt Maurizio Scalia sagte: "Alle Frauen in diesem Lager wurden von Somaliern und Libyern vergewaltigt. Es war wie in einem Konzentrationslager."

Ein 17-jähriges Mädchen berichtete in der Zeitung "La Repubblica" von den fürchterlichen Zuständen in dem Lager. "Sie zwangen uns, dabei zuzusehen, wie unsere Männer mit unterschiedlichen Methoden gefoltert wurden - mit Stöcken oder Elektroschocks an den Füßen". Frauen, die das Lösegeld nicht hätten zahlen können, seien vergewaltigt worden. Das Mädchen gehört zu den 155 Überlebenden des Unglücks vom 3. Oktober, bei dem 366 Leichen geborgen wurden.

Schlepper droht lange Haftstrafe

Im Zusammenhang mit dieser Flüchtlingstragödie wurde diese Woche auf der Insel Lampedusa ein mutmaßlicher Schlepper festgenommen. Der 34-jährige Somalier kam nach Angaben der Ermittler am 25. Oktober auf Lampedusa an und gab sich als Flüchtling aus. Er steht unter Verdacht, einer der Organisatoren für die gefährlichen Überfahrt engewesen zu sein, sagte eine Polizeisprecherin am Freitag.

Konkret gehe es um den Fall vom 3. Oktober, der weltweit für Schlagzeilen gesorgt hatte. Das überfüllte Flüchtlingsboot war damals unweit der Küste der süditalienischen Insel Lampedusa nach einem Brand an Bord nachts gekentert. Unmittelbar nach der Tragödie war bereits der 35-jährige tunesische Kapitän des Unglücksbootes verhaftet worden. Die meisten Insassen stammten aus Eritrea.

Laut italienischen Medienberichten hatten Migranten den verdächtigen Somalier bei Vernehmungen der Staatsanwaltschaft identifiziert. Ihm werde auch sexuelle Gewalt zur Last gelegt. Auch das 17-jährige Mädchen identifizierte ihn als einen ihrer drei Vergewaltiger. Mittlerweile sei der mutmaßliche Schlepper nach Sizilien gebracht worden. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 30 Jahre Haft.

AFP
ono/AFP

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