Extreme Hitze, tödliche Waldbrände und Unwetter plagen weiter mehrere Länder rund um das Mittelmeer. In Griechenland kamen am Dienstag zwei Piloten beim Absturz eines Löschflugzeugs ums Leben. In Italien kamen infolge von schweren Stürmen im Norden und Bränden im Süden mindestens fünf Menschen ums Leben. Algerien meldete insgesamt 36 Tote seit Sonntag in Folge der anhaltenden Brände. Im Mittelmeer wurde ein neuer Temperaturrekord gemessen.
Die extreme Hitze, unter der Südeuropa, aber auch Teile Nordamerikas und Chinas derzeit leiden, sei ohne den menschengemachten Klimawandel "praktisch unmöglich", hieß es am Dienstag in einer Analyse des Forschungsnetzwerks World Weather Attribution (WWA). Wegen des Klimawandels seien die Hitzewellen heißer und länger geworden und träten zudem öfter auf.
Zu den Folgen zählen heftige Waldbrände. Auf der griechischen Insel Euböa wurde am Dienstag die verkohlte Leiche eines Mannes entdeckt. Nun werde geprüft, ob es sich bei dem Toten um einen seit Sonntag vermissten Hirten handele, sagte eine Polizeisprecherin.
Waldbrände in Griechenland: Wenn das Ferienparadies zur Flammenhölle wird

Waldbrände in Griechenland: Neue Löschflugzeuge frühestens 2026
Auch der Tod der beiden griechischen Luftwaffen-Piloten ereignete sich auf Euböa, wie das Verteidigungsministerium in Athen mitteilte. Der staatliche Sender ERT zeigte Aufnahmen, auf denen zu sehen war, wie ihr Löschflugzeug im Einsatz abstürzte und explodierte. Regierungschef Kyriakos Mitsotakis hatte vor wenigen Tagen eingeräumt, dass die griechischen Löschflugzeuge "alt, schwer zu fliegen und anfällig" seien. Er stellte neue Modelle für 2026 in Aussicht.
Auch im Südosten der Ferieninsel Rhodos kämpfen die Menschen weiter gegen die Flammen. Mindestens 3000 freiwillige Helfer sind nach Berichten des staatlichen Rundfunks aus allen Regionen der Insel nach Gennadi und Lindos gekommen. Mit Tränen in den Augen sagte ein Einwohner einem Reporter vor Ort: "Ich werde hier sterben, wenn es sein muss. Ich liebe diese Insel". Touristen sind nicht in Gefahr. Viele der Menschen, die am Samstag im Sicherheit gebracht worden waren, sind bereits abgereist.
Der Reiseveranstalter FTI teilte am Dienstagabend mit, bis Sonntag (30. Juli) alle Buchungen mit Reisezielen in die von Waldbränden betroffenen Regionen im Südosten von Rhodos abzusagen. Tui hat bis einschließlich Freitag alle Flüge auf die beliebte Ferieninsel storniert, für Reisen in den Süden von Rhodos gilt dies bis einschließlich Sonntag. DER Touristik sagte bis einschließlich Samstag alle Reisen in den Süden der Insel ab.
Der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz Janez Lenarcic warnte am Dienstagabend auf Twitter: "In den nächsten zwei Tagen wird die Feuer-Gefahr im Mittelmeerraum voraussichtlich extrem hoch bleiben."
Nach Angaben der Umweltorganisation WWF sind in Griechenland mittlerweile 35.000 Hektar abgebrannt. Das griechische Zivilschutz-Ministerium sprach von mehr als 500 großen Bränden, die in den vergangenen zwölf Tagen im Land wüteten. Besonders betroffen sind die bei Urlaubern beliebten Inseln Rhodos und Korfu.
Am Montag waren etwa 2500 Menschen von Korfu ausgeflogen worden. Zwischen Sonntag und Dienstag hatten insgesamt 5000 Menschen Rhodos verlassen, darunter zahlreiche deutsche Touristen. Im Norden von Rhodos harrten am Dienstag noch etwa 200 Urlauber in der Turnhalle einer Schule aus.
Im Landesinneren wurden am Dienstag Temperaturen von bis zu 44 Grad gemessen. Starker Wind fachte die Brände weiter an. "Wir erleben die Auswirkungen der Klimakrise", sagte Mitsotakis bei einer Sondersitzung des Kabinetts. "Uns steht ein weiterer schwieriger Sommer bevor", fügte er hinzu.
Viele Tiere sterben qualvoll in den Bränden
Zwischen Wasserschlachten und Waldbränden: Hitzewelle überrollt Mittelmeer-Länder

Unzählige Tiere verendeten, teilten Tierschutzorganisationen mit. Ersten Schätzungen nach sollen allein auf der Insel Rhodos 150 Quadratkilometer Wald und landwirtschaftlich genutztes Land zerstört worden sein, berichtete der staatliche Rundfunk.
Auf der Mittelmeerinsel Zypern, die schon seit Mitte Juli unter Temperaturen von 40 Grad und mehr ächzt, brachten mehr als hundert Feuerwehrleute am Dienstag einen Waldbrand unter Kontrolle, der innerhalb nur einer Nacht etwa 20 Hektar Wald zerstörte.
Auf Sizilien meldete der Zivilschutz am Montag eine Höchsttemperatur von 47,6 Grad in Catania. Die Feuerwehr kämpfte zudem gegen mehrere Waldbrände. Einer der Brände kam dem Flughafen von Palermo so nahe, dass dieser am Vormittag für mehrere Stunden geschlossen wurde.
Medienberichten zufolge wurden auf Sizilien die verbrannten Leichen zweier Menschen im Alter von etwa 70 Jahren in einem zerstörten Haus gefunden. Die Leiche einer 88-Jährigen wurde nahe Palermo entdeckt.
Mittelmeer knackt mit 28,7 Grad neuen Temperaturrekord
Angesichts der Hitzewelle erreichte das Mittelmeer mit 28,7 Grad an der Wasseroberfläche einen neuen Temperaturrekord, wie das Institut für Meereswissenschaften (ICM) in Barcelona der Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Daten des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus mitteilte. Der bisherige Höchststand von 28,3 Grad war demnach während der extremen Hitzewelle 2003 gemessen worden.
Die ICM-Forscher Justino Martínez und Emilio Garc führten aus, der Rekordwert müsse zwar noch von Copernicus bestätigt werden. Sie gingen aber davon aus, "dass die Temperaturmessung bis zur ersten Dezimalstelle im Ganzen korrekt" sei. Bei dem angegebenen Wert handelt es sich um die durchschnittliche Wasseroberflächentemperatur des Mittelmeeres. Stellenweise betrug sie sogar mehr als 30 Grad. Derart hohe Temperaturen gefährden die Ökosysteme im Mittelmeer.
Im Zuge des Klimawandels nehmen auch Stürme zu. In Norditalien gab es heftige Unwettern mit Sturmböen, Starkregen und Hagel. In einem Pfadfinder-Lager nahe Brescia sei ein 16 Jahre altes Mädchen durch einen umfallenden Baum getötet worden, teilte Regierungschefin Giorgia Meloni mit. In der Stadt Lissone sei eine weitere Frau von einem umstürzenden Baum erschlagen worden.
Der griechische Zivilschutz hingegen informierte darüber, dass der Mittwoch extrem heiß werden soll – bis 46 Grad und vielleicht mehr. "Es ist ein explosiver Cocktail. Hitze, Winde und Brände", sagte eine Meteorologin am Dienstagabend. Das Ende der Hitze werde am Donnerstag kommen. Dann werden Temperaturen um die 35 Grad erwartet.