Memorial Day auf Twitter "Es hat mir quasi das Leben genommen": US-Soldaten berichten von traumatischen Erlebnissen

US-Soldat geht am Memorial Day über einen Soldatenfriedhof
Ein US-Soldat geht am Memorial Day über einen Soldatenfriedhof
© Elizabeth Fraser/ / Picture Alliance
Am Memorial Day feiern die USA ihre gefallenen Soldaten. Viele aktuelle und ehemalige Militärangehörige nahmen den Tag auf Twitter zum Anlass, um erschreckende Geschichten aus ihrer Zeit bei der Armee zu erzählen.

Seit 1882 wird in den USA der Memorial Day gefeiert, um an diesem Tag der Soldaten zu gedenken, die im Krieg für ihr Land gefallen sind. Seit 1971 wird dieser Feiertag am letzen Montag im Mai begangen. Auch wenn es dabei in erster Linie um die Erinnerung an die toten Soldaten geht, stehen auch die noch aktiven Militärangehörigen sowie altgediente Veteranen im Vordergrund. "Thank you for your service" bekommen diese dann von vielen Bürgern gesagt: "Danke für Ihren Dienst".

Doch der Militärdienst soll nicht nur ein Dienst an der eigenen Nation sein, er soll auch dem Soldaten selbst nützen. So stellte es zumindest die US Army zum diesjährigen Memorial Day auf ihrem Twitter-Account dar. Dort veröffentlichte die Armee ein Video eines Private (entspricht etwa dem Rang eines Gefreiten), der erzählte, dass er beim Militär die Möglichkeit hätte, "anderen etwas zu geben und meine Lieben zu beschützen". Von den ehemaligen und aktuellen Soldaten wollte die Army wissen: "Wie hat euer Militärdienst euch beeinflusst?"

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Ehemalige US-Soldaten berichten von Kriegserlebnissen

Wahrscheinlich hatten die Social-Media-Verantwortlichen auf ähnlich pathetische und patriotische Antworten gehofft. Davon gab es allerdings nur wenige. Stattdessen trafen schnell Tweets ein, aus denen das Gegenteil sprach: Verbitterung, Trauer, Enttäuschung. Viele Soldaten oder deren Angehörige berichteten, wie die Zeit bei der Armee bei ihnen zu schweren Schäden geführt hat – bis hin zum Tod. 

"Ich habe gut gedient und Freunde fürs Leben gefunden, aber hatte am Ende eine geistige Behinderung, die auf meinen Militärdienst zurückzuführen ist. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich niemals zur Armee gehen", erzählt ein Mann. Ein anderer erzählt von seiner Depression und einer posttraumatischen Belastungsstörung: "Ich bin zu 100 Prozent behindert, es hat mir quasi das Leben genommen. Ich kann nicht mehr mit Menschen zusammen sein." Der Regierung wirft er vor: "Man kümmert sich nicht genug um Veteranen – weder finanziell noch psychologisch. Wir werden einfach weggeworfen, sobald wir verletzt sind."

Depressionen und Albträume – aber immerhin "gutes Geld"

Ein homosexueller Soldat erzählt, wie es ihm erging nach seinem Coming-Out erging: "Die Armee schmiss mich raus und ich musste mein Stipendium zurückzahlen. Heute bin ich 45 Jahre alt und habe immer noch Schulden." In den vergangenen Jahrzehnten haben die USA zahlreiche Kriege geführt, aktuell sind Soldaten unter anderem in Afghanistan und im Irak stationiert. Die Kämpfe dort hinterlassen bleibende Schäden bei vielen von ihnen – körperlich, aber vor allem psychisch. Ein ehemaliger Soldat berichtet von "Depressionen, Angstzuständen und Albträumen", aber immerhin gab es "gutes Geld".

Auch für viele Familien, Beziehungen und Freundschaften bedeuteten die Kriegserlebnisse einen Einschnitt. Einige User erzählten die Geschichten ihrer Großväter und Väter, um denen eine Stimme zu geben, die ihr Leid selbst nicht mehr ausdrücken können. Nur exemplarisch ein Tweet: "An manchen Tagen kann mein Vater nur noch schreien wegen seines Traumas, das er in den Kriegseinsätzen nach dem 11. September bekommen hat. An anderen Tagen erkennt er mich und meine Mutter nicht mehr. Sein Therapeut sagt, sein Gehirn wird immer im Kriegsmodus bleiben. Danke dafür."

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