Sehen Sie im Video: "Bekomme die Bilder nicht mehr aus dem Kopf" – Tobias Schlegl berichtet von Seenotrettung im Mittelmeer. Ich bekomm‘ diese Bilder nicht mehr aus dem Kopf. Besonders nachts kommen sie hoch: Von schwangeren Frauen, Kindern in kleinen Booten zusammengepfercht…, fast von den Wellen verschluckt! Ich bin Tobi Schlegl und war als Notfallsanitäter im Einsatz auf dem Mittelmeer, mit
der Sea-Eye 4. Wir haben bei dem Einsatz 408 Menschen gerettet. Ich hab‘ einen unterkühlten, bewusstlosen achtjährigen Jungen im Arm gehalten. Amidou. Er war komplett dehydriert. Seine Herzfrequenz war viel zu niedrig. Ohne unsere medizinische Versorgung hätte Amidou nicht überlebt. Fast jeden Tag ertrinken Menschen im Mittelmeer. Und Europa lässt es zu.Es gibt keine staatliche Seenotrettung, nur die zivile, selbst organisierte, auf Spenden angewiesene. Diese Nachricht einer Überlebenden möchte ich gerne vorlesen:„Während meiner Reise wurde ich in Libyen als Sklavin verkauft.
Ich brauchte fünf Monate, um zu entkommen.
Vor unserer Überfahrt musste ich am Strand warten.
Niemand glaubte, dass wir überleben würden.
Jeder war zu Tode geängstigt, denn das Meer war riesig, grenzenlos.
Und alles, was ich sehen konnte, waren Wellen.
Die Überfahrt war wie ein Albtraum.
Als
ihr uns gerettet habt, war es, als hättet ihr die ganze Welt gerettet!“
Bei allen Diskussionen über
Migration muss uns eines klar sein.
Wenn jemand um sein Leben kämpft und sich in einer akuten Notsituation befindet,
muss ihm, muss ihr geholfen werden. Das geht nicht anders. Das muss der kleinste, gemeinsame menschliche Nenner sein. Ich bin Notfallsanitäter. Und egal, wer meine Hilfe benötigt, ich werde ihn oder sie versorgen.Niemand hat das Recht, darüber entscheiden zu können, wer leben darf und wer nicht. Wir haben alle das gleiche Recht auf Leben. Lasst uns nicht mehr wegschauen. Das, was an den Außengrenzen Europas passiert, geht uns alle an. Für Amidou. Für die Menschlichkeit.