Die Rettungsaktionen laufen auf Hochtouren, aber sie laufen schleppend. In der Nacht von Montag auf Dienstag hat die Bundeswehr sieben Menschen aus Kabul in Sicherheit gebracht, wie das Auswärtige Amt bestätigte. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur und der "Bild"-Zeitung wurden dabei fünf deutsche Bundesbürger, ein Niederländer und eine Ortskraft, die für die Bundeswehr oder ein Bundesministerium tätig war oder ist, evakuiert. Der Airbus A400M kann offiziell 114 Personen transportieren. Es heißt aber, dass während der Evakuierungsaktion Platz für bis zu 150 Menschen sei. Wegen der gefährlichen Lage am Flughafen in Kabul konnten allerdings nur sieben Personen ausgeflogen werden, teilte das Auswärtige Amt mit.
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hatte am Dienstagmorgen in der ARD gesagt, dass der Flug unter äußerst schwierigen Bedingungen erfolgt sei. "Wir haben eine sehr unübersichtliche, gefährliche, komplexe Situation am Flughafen, vor allen Dingen durch die Menschenmengen", sagte die CDU-Politikerin. Es sei in erster Linie darum gegangen, Soldaten zur Absicherung der Evakuierungsflüge nach Kabul zu bringen. Bis Montagnachmittag hatten sich vier Luftwaffen-Maschinen auf den Weg nach Kabul gemacht. Wegen der chaotischen Lage auf dem Flughafen sei eine Landung stundenlang unmöglich gewesen. Ein Transportflugzeug musste laut "Bild"-Informationen wieder abdrehen. Kurz nach 22 Uhr konnte eine Maschine landen und sieben Personen evakuieren.
"Ein untragbares Risiko"
"Aufgrund der chaotischen Umstände am Flughafen und regelmäßiger Schusswechsel am Zugangspunkt war gestern Nacht nicht gewährleistet, dass weitere deutsche Staatsangehörige und andere zu evakuierende Personen ohne Schutz der Bundeswehr überhaupt Zugang zum Flughafen erhalten würden", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes. Mehr Menschen konnten die Maschine auf dem Rollfeld nicht erreichen.
Das Flugzeug habe den Flughafen außerdem nach kurzer Zeit wieder verlassen müssen. "Aufgrund der gerade abends und nachts äußerst gefährlichen Lage auf den Zufahrtswegen zum Flughafen wäre es ein untragbares Risiko für Leib und Leben der Menschen vor Ort gewesen, die zu Evakuierenden vor Erteilung der Landeerlaubnis und vor Sicherung des Zugangs durch Bundeswehrkräfte aufzurufen, sich zum Flughafen zu begeben." "Wir nehmen alles mit, was vom Platz her in unsere Flugzeuge passt", so Kramp-Karrenbauer. Dies betreffe deutsche Staatsbürger, gefährdete Afghanen und Staatsbürger verbündeter Nationen.
Die Bundeswehr hatte erst mit dieser Maschine die Fallschirmjäger der für Evakuierungsaktionen speziell ausgebildeten Division Schnelle Kräfte nach Kabul bringen können. "Mit Unterstützung der jetzt in Kabul eingetroffenen Kräfte der Bundeswehr arbeiten wir unter Hochdruck daran, dies im Laufe der nächsten Stunden für erste Evakuierungsgruppen zu ermöglichen", erklärte der Sprecher.
Quellen: Auswärtiges Amt, Verteidigungsministerium, Deutschlandfunk, "Bild", DPA