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Afghanistan Hat Deutschland einen Rettungsflug aus Kabul aktiv behindert? Initiative erhebt schwere Vorwürfe

Demonstration für rasche Evakuierungen Schutzbedürftiger aus Afghanistan
Demonstration für rasche Evakuierungen Schutzbedürftiger aus Afghanistan in Berlin am 17. August 2021. Eine private Rettungsinitiative behauptete nun, deutsche Stellen hätten  sie behindert.
© Christoph Söder / DPA
Weitere Vorwürfe gegen die deutsche Regierung im Zusammenhang mit Evakuierungen aus Afghanistan. Die Initiative "Luftbrücke Kabul" wirft deutschen Stellen vor, einen autorisierten Flug aktiv behindert zu haben. 

Die private Rettungsinitiative "Luftbrücke Kabul" hat der Bundesregierung fehlende Unterstützung und massive Widerstände gegen eine vorbereitete Evakuierung von Schutzbedürftigen aus Afghanistan vorgeworfen. "Mit immensem Aufwand konnten wir 18 gefährdete Ortskräfte aus Kabul in Sicherheit bringen. 18 Menschenleben, dabei hätten es hunderte mehr sein können, wenn unsere Rettungsaktion nicht aktiv vom Auswärtigen Amt blockiert worden wäre", hieß es in einer Erklärung, die am Sonntag auf der Internetseite der zivilgesellschaftlichen Initiative verbreitet wurde. Aus der Bundesregierung wurde die Kritik zurückgewiesen. Unterdessen soll die Rettung dennoch geglückt sein.

Die Rettungsmission hatte mithilfe von Spendengeldern eine Chartermaschine – einen alten Airbus 300 – nach Kabul geschickt, um rund 170 Gefährdete auszufliegen – in erster Linie afghanische Mitarbeiter deutscher Medien. "Für hunderte Menschen hatten wir eine sichere Unterkunft, haben sie offiziell auf Listen des Auswärtigen Amtes registrieren und absegnen lassen, organisierten einen Bustransport über die katarische Botschaft und hätten Menschen innerhalb weniger Stunden an den Flughafen und auf unser Flugzeug bringen können", so die Initiative. Die Bundesregierung "weigerte sich, eine E-Mail zu schreiben, um den Transport freizugeben", hieß es. Mehrfach hätten die deutschen Stellen vor Ort die Rettungsmission behindert und verzögert, obgleich der Flug und die Passagierlisten autorisiert worden seien und sich Außernminister Heiko Maas (SPD) persönlich dafür eingesetzt habe.

"Luftbrücke": Geschehnisse machen sprachlos

Die Initiatoren erklären, das Erlebte mache sprachlos und wütend und zeige eine "bürokratische und politische Verhinderungstaktik". Und: "Öffentlich wurde behauptet, dass das Flugzeug erwünscht sei, doch nach der Landung vor Ort war klar: Unser Flugzeug sollte keine Menschen evakuieren. Als Portugal unser Evakuierungsangebot für ihre afghanischen Ortskräfte dankend annahm, versuchten deutsche Diplomaten offenbar zu erzwingen, dass das Flugzeug niemanden evakuiert." Fragen werfe vor allem auf, dass die örtlichen Stellen offensichtlich nicht den Weisungen des Ministers folgten.

Aus der Bundesregierung wurden die Vorwürfe als ungerechtfertigt zurückgewiesen und auf Chaos und Gefahren in Kabul sowie Blockaden an Kontrollstellen der Taliban verweisen, die in den vergangenen Tagen den Zugang zum Flughafen erschwert hätten. Mit Hinweis auf das Charterflugzeug wurde erklärt, dass freie Sitzplatzkapazitäten nie der Engpass der Evakuierung gewesen seien, wohl aber der sichere Transport von Schutzbedürftigen zum Flughafen der afghanischen Hauptstadt. Diesen Transport hatte die Initiative nach eigener Darstellung allerdings selbst organisiert. Auch ansonsten habe der versuchte Evakuierungsflug keine oder kaum offizielle deutsche Ressourcen beansprucht.

Evakuierung aus Kabul: Reza Payam berichtet von der dramatischen Rettungsaktion

Happy-end ohne deutsche Koordination

Für die vom "Luftbrücke"-Flug notgedrungen Zurückgelassenen könnte es inzwischen dennoch ein Happy-end gegeben haben – nun ohne Koordination offizieller deutscher Stellen. Laut einem Bericht des "Spiegel" hat der von der Initiative organisierte Buskonvoi mit nun 189 Personen an Bord kurz nach Mitternacht den Kabuler Flughafen erreicht. Dies sei als Teil eines US-Konvois mit katarischer Unterstützung gelungen. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur DPA dürften sie zu den mehr als 300 Schutzbedürftigen gehören, die in der vergangenen Nacht  – nach Einstellung der deutschen Evakuierungsflüge – ausgeflogen werden konnten.

dho DPA

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