Atomstreit Iran macht Tempo bei Urananreicherung

Der Iran treibt sein umstrittenes Atomprogramm kräftig voran. Präsident Mahmud Ahmadinedschad kündigte an, die Urananreicherung mit neuen Zentrifugen um ein mehrfaches zu beschleunigen. Derweil wächst der internationale Druck auf Teheran.

Für sein umstrittenes Programm der Urananreicherung will der Iran neue Zentrifugen installieren. Diese seien fünf Mal so leistungsfähig wie die bisher verwendeten, teilte Präsident Mahmud Ahmadinedschad am Dienstag in Teheran mit. Noch seien die neuen Zentrifugen nicht in Betrieb, aber schon bald werde der Anreicherungsprozess in der Atomanlage Natans damit beschleunigt werden können.

Die Ankündigung verstärkte in der westlichen Welt die Zweifel am friedlichen Charakter des iranischen Atomprogramms. Schon zuvor hatten die USA, Frankreich und Russland in einer gemeinsamen Erklärung erneut Kritik am Verhalten Teherans geübt. In einem Brief an den Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Yukiya Amano, stellten sie die iranische Darstellung infrage, wonach die Urananreicherung der Behandlung von Krebspatienten dienen soll. Beobachter werteten es als bedeutend, dass Russland sich hier voll auf die Seite des Westens stellte. Die Entscheidung Teherans, Uran auf 20 Prozent anzureichern, sei ein Schritt zur Entwicklung von Fähigkeiten, hochangereichertes Uran zu produzieren, erklärten die drei UN-Vetomächte. Auf 90 Prozent angereichertes Uran wird gebraucht, um Atombomben herstellen zu können. Experten zufolge könnte der Iran dies aber binnen eines halben Jahres schaffen, wenn er die 20-Prozent-Anreicherung erst einmal im Griff habe.

Saudi-Arabien sieht "sofortigen Handlungsbedarf"

Nach zahlreichen westlichen Ländern forderte unterdessen mit Saudi-Arabien auch eines der islamischen Nachbarländer "unmittelbare Beschlüsse" gegen den Iran. Während eines Besuchs von US-Außenministerin Hillary Clinton in der Hauptstadt Riad sagte ihr saudischer Amtskollege Saud al-Faisal, "Sanktionen sind eine langfristige Lösung. (...) Wir aber sehen sofortigen Handlungsbedarf, vielleicht weil die Bedrohung für uns näher ist."

Clinton warnte bei ihrer Visite vor der Gefahr eines atomaren Wettrüstens im Nahen und Mittleren Osten. Sollte der Iran in den Besitz von Atomwaffen gelangen, könnte dies in der Region einen nuklearen Rüstungswettlauf auslösen, sagte die Ministerin vor Studentinnen einer Hochschule in Dschidda. Sie warf der iranischen Führung erneut vor, mit ihrem Atomprogramm gegen internationale Vereinbarungen zu verstoßen.

Netanjahu fordert Öl-Boykott

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu warb in Russland für einschneidende Maßnahmen gegen die Führung in Teheran. Der Iran sollte zeitnah mit "paralysierenden" Maßnahmen zum Einlenken gebracht werden, forderte Netanjahu in Moskau. Als Beispiele nannte er ein Einfuhrverbot von raffiniertem Öl in den Iran sowie ein Ausfuhrverbot von Erdöl aus dem Land. "Die Wirtschaft und der Staatshaushalt des Iran hängen davon ab", zitierte ihn die Agentur Interfax.

Eine Sprecherin von Medwedew erklärte, Russland schließe Sanktionen nicht grundsätzlich aus. Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad konterte in Teheran, jedes Land, das Sanktionen gegen den Iran verhänge, werde das "bereuen".

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APN/DPA