Großbritannien Eishersteller Ben & Jerry’s legt sich mit britischer Regierung wegen Migrationspolitik an

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Eishersteller Ben & Jerry’s
Der Eishersteller Ben & Jerry’s kritisierte in mehreren Tweets die Flüchtlingspolitik der britischen Regierung 
© Joy Asico / Picture Alliance
In mehreren Tweets hat Ben & Jerry’s die Migrationspolitik der britischen Regierung kritisiert. Dafür erntete der Eishersteller allerdings nicht nur Zustimmung. Kritiker werfen dem Unternehmen Bigotterie vor.

Es war kein gewöhnlicher PR-Tweet, den Eishersteller Ben & Jerry’s am Dienstagabend absetzte. Der Inhalt hatte es in sich. "Hey Priti Patel, wir denken, die wirkliche Krise ist unser Mangel an Menschlichkeit für Menschen, die vor Krieg, Klimawandel und Folter fliehen."

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Patel ist Innenministerin. Dieser Tage steht sie besonders im Fokus. Denn in diesem Sommer versuchen viele Migranten, von Frankreich aus mit Booten über den Ärmelkanal Großbritannien zu erreichen. Im August haben bislang mehr als 650 Migranten in Booten Großbritannien erreicht, 235 davon allein an einem einzigen Tag in der vergangenen Woche. Patel hatte deshalb erklärt, sie werde das unterbinden.

Premierminister Boris Johnson steht zu ihr. Er erhöhte den Druck auf Frankreich bei der Bekämpfung illegaler Einwanderungen über den Ärmelkanal. Die von Schleusern organisierten Überquerungen des Meeresarms in kleinen Booten seien "sehr schlecht, dumm, gefährlich und kriminell", sagte Johnson. "Wir wollen das beenden und dabei mit Frankreich zusammenarbeiten."

Ben & Jerry’s erntet für Tweets Zustimmung und Kritik

Ben & Jerry’s ist mit diesem Kurs offenbar alles andere als einverstanden. "Menschen können nicht illegal sein", schrieb der Eishersteller in Großbuchstaben in weiteren Tweets. Die Zustimmung unter politisch Gleichgesinnten war groß. Allerdings kritisierten viele das Unternehmen auch – vor allem die Regierung.

Aus dem Innenministerium hieß es, die Eiscreme von Ben & Jerry’s sei in Wahrheit "überteuertes Junkfood". Der Außenstaatssekretär James Cleverly schrieb ironisch eine Bestellung: "Kann ich bitte eine Kugel von statistisch falschen Tugendsignalen haben mit meiner total überteuerten Eiscreme?"

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Ein weiterer Kritikpunkt: Ben & Jerry’s Tweets seien scheinheilig. Denn das Unternehmen musste sich vor einigen Jahren selbst wegen menschenunwürdiger Behandlung von Migranten rechtfertigen. Damals fand der "Guardian" heraus: Zulieferer von Ben & Jerry‘s ließen Migranten bis zu vierzehn Stunden am Tag schuften – und brachten sie auf Strohlagern in Schuppen ohne Heizung unter. 

Der Bericht löste eine Welle der Empörung aus. In mehreren Städten wurde vor den Büros des Eisherstellers protestiert. Das musste daraufhin moralisches Versagen eingestehen. Aus diesem Grund kritisierte der Aktivist, Radiomoderator und Tory- und Brexit-Unterstützer Mahyar Tousi, selbst ein Einwanderer, auch die Bigotterie der Tweets. "Ben & Jerry's haben ihre eigenen migrantischen Arbeiter misshandelt und nicht richtig bezahlt", schreibt er auf Twitter. "Jetzt untergraben sie die Position von legalen Migranten, indem sie illegale Einwanderung und kriminelle Menschenschmuggler unterstützen."

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Politisch zugespitzte PR-Botschaften sind eben ein zweischneidiges Schwert.

Quellen: Twitter / "Standard" / DPA / "Guardian"

rpw