Definitionen Wie ein Konflikt zum Krieg wird

"Was ist der Krieg?", fragte der preußische General Carl von Clausewitz vor fast 200 Jahren in seinem Hauptwerk "Vom Kriege" - bis heute ein Klassiker der Kriegstheorie. Was nach wissenschaftlicher Definition unter Krieg zu verstehen ist.

Krieg ist nach wissenschaftlicher Definition ein organisierter, bewaffneter Massenkonflikt zwischen den Streitkräften zweier Länder oder zwischen Regierungstruppen und Guerilla-Kämpfern. Bis zum 19. Jahrhundert begann ein Krieg zumeist mit einer formellen Erklärung, in den vergangenen 100 Jahren hingegen schlicht mit der Eröffnung der Kampfhandlungen.

Mit der Unterzeichnung der Charta der Vereinten Nationen von 1945 haben sich die Staaten der Weltgemeinschaft auf ein generelles zwischenstaatliches Gewaltverbot festgelegt. In Artikel 2 heißt es: Alle UN-Mitglieder "unterlassen in ihren internationalen Beziehungen jede gegen die territoriale Unversehrtheit und die politische Unabhängigkeit eines Staates gerichtete (...) Anwendung von Gewalt".

Ausnahmen in zwei Fällen erlaubt

Ausnahmen sind nur in zwei Fällen erlaubt: Ein Staat darf sich verteidigen, wenn er angegriffen wird (Artikel 51). Zudem kann der UN-Sicherheitsrat eine Ermächtigung zur Kriegsführung aussprechen, "um den Weltfrieden und die internationale Sicherheit zu wahren oder wiederherzustellen" (Artikel 39 bis 50). Im Krieg gelten dabei die Regeln der Genfer Konvention, die etwa den Umgang mit Zivilisten, Gefangenen, Verwundeten und Kulturgütern festschreibt.

Offiziell hat sich die Weltgemeinschaft heute von der viel zitierten Definition des preussischen Kriegstheoretikers Carl von Clausewitz (1780-1831) abgewendet, dass Krieg die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln sei. Schon seit der Antike findet aber die Lehre vom "gerechten Krieg" viele Anhänger. Die abendländische Version des "bellum iustum" formulierte Kirchenlehrer Augustinus (354-430): Um einer gerechten Sache willen dürfe Krieg geführt werden, wenn er sich gegen begangenes Unrecht richte und die Mittel angemessenen seien.

Der "Blitzkrieg"

Nach dem schnellen Vormarsch der alliierten Truppen im Irak tauchte immer wieder der Begriff "Blitzkrieg" auf. Schon im Golfkrieg von 1991, als die US-geführte Streitmacht nach Luftschlägen in vier Tagen Kuwait mit einer Bodenoffensive befreite und die Iraker zur Aufgabe zwangen, war von "Blitzkrieg" die Rede.

Damit bezeichnen Militärhistoriker Feldzüge von relativ kurzer Dauer. Charakteristisch ist eine massive Offensive von Panzerverbänden mit starker Unterstützung der Luftwaffe. Ziel ist es, möglichst schnell die feindlichen Linien zu durchbrechen und Schlüsselpositionen im Hinterland zu erobern. Dabei soll der Gegner möglichst keine Atempause für eine Reaktion auf die Attacke bekommen.

Der Begriff kam während des raschen Vordringens der deutschen Truppen zu Beginn des Zweiten Weltkriegs auf. Damals überrollte die Wehrmacht unter anderem Polen, Belgien und Frankreich - jeweils in wenigen Wochen. Auf wen die Wortschöpfung zurückgeht, ist offen: Einige Quellen nennen den so genannten Reichssendeleiter und NS- Propagandisten Eugen Hadamovsky als Urheber. Andere halten den deutschen Begriff für eine exotische Schöpfung der amerikanischen Presse.

Der "Präventivkrieg"

In der Sprache der Diplomaten und Militärs ist ein Präventivkrieg der Angriff eines Staates auf einen anderen Staat, von dem eine unmittelbare militärische Bedrohung ausgeht. Völkerrechtlich und politisch ist ein solcher Waffengang umstritten.

Als klassischer Präventivkrieg gilt der 6-Tage-Krieg im Nahen Osten im Juni 1967. Damals gelang es Israel trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit, die an seinen Grenzen aufmarschierten arabischen Armeen in einem Blitzfeldzug zu besiegen.

Einzelnen Staaten erlaubt Artikel 51 der UN-Charta erst "im Falle eines bewaffneten Angriffs" von außen den Einsatz militärischer Gewalt. Daraus folgern viele Völkerrechtler, dass ein Land sich erst wehren dürfe, wenn ein solcher Angriff stattgefunden habe. Andere halten es für unzumutbar, dass zunächst schwerste Zerstörungen mit den heutigen modernen Waffensystemen hingenommen werden müssten.

Anders als einzelne Staaten hat der UN-Sicherheitsrat das Recht, auch präventiv-militärisch gegen formell zu "Aggressoren" erklärte Länder vorzugehen. Unterschieden wird zwischen Zwangsmaßnahmen unter UN-Kommando und Militäraktionen, zu denen der Sicherheitsrat andere Länder ermächtigt.

Der "Heilige Krieg"

"Heiliger Krieg" ist ein unterschiedlich interpretierter Begriff. Im Islam steht das im Westen meist mit Heiliger Krieg übersetzte arabische Wort "Dschihad" für die religiöse Pflicht der Gläubigen, ihre Religion - notfalls auch mit Gewalt - zu verbreiten und zu verteidigen.

Während terroristische Fundamentalisten die Gewalt in den Vordergrund stellen, verstehen die meisten moslemischen Rechtsgelehrten unter dem wörtlich mit Anstrengung oder Abmühen übersetzten Dschihad die Verpflichtung zu einem geistigen und gesellschaftlichen Einsatz zur Verbreitung des Glaubens. Danach sollen die Gläubigen den Dschihad sowohl mit dem "Herzen" (gegen sich selbst), der "Zunge und Hand" (zur Überzeugung und als Beispiel für andere) sowie mit dem "Schwert" führen.

Krieg darf nach dieser Auslegung nur gegen Angreifer, also ausschließlich zur Verteidigung und zum Schutz, geführt werden. Erst im Laufe der islamischen Religionsgeschichte wurden weltliche Kämpfe und Kriege um wirtschaftliche und politische Macht - den christlichen Kreuzzügen vergleichbar - zum Dschihad hochstilisiert.

Im islamischen Rechtssystem zählt der Dschihad zwar nicht zu den Grundpflichten wie Fasten und tägliches Gebet. Er ist aber wichtiger Bestandteil der Rechtgläubigkeit. Es ist eine nicht dem Einzelnen, sondern der moslemischen Gesamtheit auferlegte Pflicht. Mit dem Terrorismus verbunden wird der Begriff unter anderem durch Anschläge der Palästinenser-Organisation "Islamischer Heiliger Krieg" gegen israelische Ziele.

Der "Anti-Terror-Krieg"

US-Präsident George Bush hatte den Anti-Terror-Krieg am 20. September 2001 in einer Rede vor dem Washingtoner Kongress ausgerufen. Erstes Ziel war damals der Militäreinsatz gegen Afghanistan zur Entmachtung des Taliban-Regimes und zur Zerstörung des Terrornetzwerks El Kaida. Auf den flüchtigen mutmaßlichen Terroristenführer Osama bin Laden setzten die USA ein Kopfgeld in Höhe von 24 Millionen Dollar (rund 27 Millionen Euro).

Nach den militärischen Erfolgen der USA und ihrer Verbündeten in Afghanistan rückte vor allem Irak ins Zentrum von Bushs Anti-Terror-Kampagne. Washington warf der Regierung des inzwischen gestürzten Staatschefs Saddam Hussein vor, den internationalen Terrorismus aktiv zu unterstützen und Massenvernichtungswaffen zu entwickeln.

Weitere staatliche Förderer des Terrorismus sehen die USA in Nordkorea, Iran, Syrien, Libanon, Sudan, Kuba und Libyen. Teheran unterstütze die libanesische Hisbollah sowie militante palästinensische Gruppen finanziell und mit Waffen, heißt es in einem Terrorismus-Jahresbericht des US-Außenministeriums an den Kongress. Syrien und Libanon beteiligten sich zwar am Kampf gegen die El Kaida, weigerten sich aber, gegen Israel operierende Gruppen wie die Hamas oder die Hisbollah als Terrororganisationen zu betrachten.

Der "Guerilla-Krieg"

Unter "Guerilla-Krieg" versteht man einen Kleinkrieg, den irreguläre Einheiten einer einheimischen Bevölkerung gegen eine Besatzungsmacht führen. Der Begriff "Guerilla" kommt aus dem Spanischen und wurde im 19. Jahrhundert während des Widerstandes gegen Napoleon zum ersten Mal verwendet. Auf der Welle von Guerillabewegungen der 60er Jahre in Lateinamerika wurde dieser Begriff, der für eine unkonventionelle Kriegsführung steht, europaweit bekannt. In Deutschland blieben jedoch weiterhin die Begriffe "Partisanen" und "Partisanenkrieg" sprachbestimmend.

In zahlreichen Staaten der Welt haben Untergrund-Organisationen für staatliche Unabhängigkeit oder soziale wie politische Umstürze gekämpft. Guerilla-Krieg kennt vier Haupterscheinungsformen:

- Krieg gegen die ausländische Besatzung während eines konventionellen Krieges

- Krieg gegen eine ausländische Besatzung nach einer Niederlage der regulären Armee

- Krieg als Befreiungskampf gegen eine Kolonialherrschaft

- Krieg gegen die eigene Regierung

Im folgenden Abschnitt einige Beispiele aus der Geschichte:

Kuba

In einem Guerilla-Krieg gegen den Diktator Batista bereitete Fidel Castro in den 50ern mit Che Guevara die Revolution vor, aus der 1961 die sozialistische Republik Kuba hervorging. Der Argentinier Che Guevara scheiterte 1967 mit revolutionären Plänen in Bolivien.

Vietnam

Im Vietnamkrieg spielte der Vietcong, der militärische Flügel der Nationalen Befreiungsfront von Südvietnam, eine große Rolle. Mit seiner Guerilla-Taktik unterstützte er die kommunistischen Truppen Nordvietnams im Kampf gegen die USA und Südvietnam.

Kenia

Zwischen 1952 und 1956 verbreiteten als Mau Mau bekannt gewordene Geheimbünde in der britischen Kronkolonie Kenia mit Überfällen Angst und Schrecken. Dem Aufstand von 1956, der von den Briten niedergeschlagen wurde, folgte erst 1963 die Unabhängigkeit.

Uruguay

Die 1963 in Uruguay gegründete Bewegung Tupamaro versuchte mit Bombenanschlägen, Entführungen und Ermordungen von Prominenten den Staat zu destabilisieren. Nach ihrer weitgehenden Zerschlagung 1973 organisierten sich die Tupamaros als legale Partei neu.

Nicaragua

Die nach dem früheren Guerillaführer Augusto Sandino benannte FSLN (Sandinistische Front der Nationalen Befreiung) war 1979 führend am Sturz des Diktators Somoza beteiligt und wurde in Nicaragua vorübergehend führende politische Kraft. Bis 1988 waren die Sandinisten mit den von den USA unterstützten Contras im Bürgerkrieg.

Peru

Unter der Bezeichnung "Leuchtender Pfad" führte eine kommunistische Guerilla seit den 70er Jahren einen "Volkskrieg" mit dem Ziel der Weltrevolution. Nach ihrer Zerschlagung durch die Armee Anfang der 90er Jahre wich die Gruppe von ihrer extremen Politik ab.

Namibia

Die in mehreren Ländern Südafrikas aktive SWAPO-Guerilla erkämpfte in jahrelangen Auseinandersetzungen mit dem Staat Südafrika die 1990 erworbene Unabhängigkeit für Namibia.

Afghanistan

Islamische Gruppen sorgten seit der Regierungsübernahme durch Kommunisten 1978 für andauernde Kämpfe. Eine sowjetische Intervention gegen die rebellierenden Mudschahedin endete 1989 mit der Niederlage der technisch und zahlenmäßig überlegenen Sowjetunion.

Sri Lanka

Die Armee Sri Lankas steht seit 1983 in einem Bürgerkrieg mit der Unabhängigkeitsbewegung LTTE (Tamilentiger). Die Volksgruppe der Tamilen beansprucht Autonomie im Norden des Inselstaats.