Im Grunde ist diese Episode ein gutes Beispiel dafür, wie nah "Fake News" und Fakten-News manchmal beieinander liegen und ihre Interpretation in Zeiten der Trump-Präsidentschaft vor allem davon abhängt, was man hören und verstehen will. Vor kurzem hatte sich der US-Präsident mit seinen Republikaner-Kollegen getroffen, um über Einwanderung und die so genannten Zufluchtsstädte zu diskutieren. In diesem Zusammenhang sagte Trump über Migranten den fürchterlich klingenden Satz: "Man kann gar nicht glauben, wie schlimm diese Menschen sind, das sind keine Menschen, das sind Tiere." So hatten es diverse Medien berichtet - von Nachrichtenagenturen über die "New York Times" bis zu CNN.
Reaktion auf Donald Trumps Spruch: erwartbar empört
Die Reaktionen auf die Aussage fielen empört aus. Aus Mexiko, dessen Bewohner Trump schon mal Kriminelle und Vergewaltiger genannt hatte, hieß es, die Äußerung sei "vollkommen inakzeptabel". Der US-Oppositionsführer Chuck Schumer schrieb auf Twitter: "Als unsere Ur-Ur-Ureltern nach Amerika gekommen sind, waren sie auch keine 'Tiere' und diese Menschen sind es auch nicht." So weit, so erwartbar. Allein: Das ist nur ein Teil der Angelegenheit. Nämlich der, der die verbreitete Auffassung nährt, das sei wieder einer dieser typischen Unappetitlichkeiten des US-Präsidenten.
So zynisch es klingen mag, aber Medienleute "lieben" solche Sprüche. Seit der Milliardär vor ziemlich genau drei Jahren als Präsidentschaftskandidat in Erscheinung getreten ist, liefert er zuverlässig Schlagzeilen dieses Kalibers. Die Presse nimmt die Vorlagen dankend an, denn die Menschen reißen sie ihnen in einer Mischung aus Ekel und Faszination aus der Hand. Das heißt nicht, dass sich hinter diesen Überschriften Lügen und Falschmeldungen verbergen, das heißt lediglich, dass sich mittlerweile eine Routine der "Wahnsinn-was-der-schon-wieder-von-sich-gegeben-hat-Berichterstattung" eingebürgert hat, die die Verkaufe manchmal über den "Warum-genau-sagte-er-das?"-Aspekt stellt.
Fast alle großen Nachrichtenseiten, TV-Sender und Zeitungen brachten die News. Das Zitat hatte er vor laufenden Kameras gesagt und so verbreitete unter anderem die US-Nachrichtenagentur AP die Nachricht: "Trump bezeichnet diejenigen, die die US-Grenze illegal überqueren, als "Tiere" und kritisiert heftig die 'tödlichen' Zufluchtsgesetze Kaliforniens. Der Tweet wurde inzwischen wieder gelöscht.
Trump hatte das tatsächlich so gesagt
Dabei ist es nicht so, dass die AP den Präsidenten falsch zitiert hat. Oder andere Medien. Trump hatte Migranten tatsächlich Tiere genannt. In diesem Fall allerdings meinte er nicht Einwanderer an sich, sondern kriminelle Bandenmitglieder. Das Zitat wurde schlicht so sehr verkürzt, dass kurzerhand der Zusammenhang unter den Tisch fiel. Denn die Aussage wurde gemacht, nachdem sich ein Sheriff über die schwierige Gesetzeslage zum Umgang mit Gewalttätern beschwert hatte und das Beispiel der berüchtigten Gang Mara Salvatrucha, besser bekannt als MS-13, nannte.
Die ultrabrutale Straßengang wurde in den 80er-Jahren in Los Angeles von jungen Einwanderern aus El Salvador gegründet. Zahlreiche Mitglieder wurden in den vergangenen Jahren aus den USA abgeschoben, in der Folge breitete sich die Bande auch in Mittelamerika aus. Die extrem gewalttätige MS-13 ist auf Drogenhandel, Erpressungen und Entführungen spezialisiert und Kampf gegen die Gangster erklärtermaßen eines der größten Ziele Trumps. Diese Gruppe von Einwanderern habe der Präsident gemeint, als der die Bemerkung "Ihr glaubt nicht, wie übel diese Leute sind. Das sind keine Menschen. Das sind Tiere. Und wir werden sie in einem bislang unbekannten Maß aus dem Land werfen" fallen ließ, so die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders. In einem Statement verteidigte sie die Worte ihres Chefs und kündigte an: "Der Präsident wird diesen Ausdruck auch weiterhin verwenden. Und wenn sie mich fragen: Ich finde er geht nicht weit genug."
Das Statement von Trump-Sprecherin Sanders:
Ob der Haufdrauf-Kurs der US-Regierung gegen die MS-13 aufgehen wird, ist noch lange nicht entschieden, denn das Problem geht deutlich über das Thema Einwanderung hinaus. Und ob die Beschimpfung der Gangmitglieder als Tiere nun ein konstruktiver Beitrag ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Aber dieser spezielle Fall zeigt, wie sehr Details manchmal die öffentliche Wahrnehmung beeinflussen können. Besonders vor dem Hintergrund angeblicher "Fake-News". "Fake-News" aber sind (absichtliche) Falschmeldungen, hier sind "nur" ein paar übereifrige Presseleute übers Ziel hinausgeschossen.