Ex-US-Präsident Donald Trump, Grinch der Vereinigten Staaten von Amerika

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump
Der ehemalige US-Präsident Donald Trump
© MANDEL NGAN / AFP
Donald Trump und Weihnachten: schwierig. Auch in diesem Jahr hat der ehemalige US-Präsident eine eigenwillige Botschaft an den Festtagen.

Zugegeben: Es fällt nicht leicht, nach diesem Erschöpfungsjahr erbauliche Worte zu finden. Explodierende Preise, Energieknappheit, Existenzängste, ein Krieg in Europa. "An Weihnachten spüren wir alle, was Gemeinschaft und Zusammenhalt ist – besonders nach diesem herausfordernden Jahr", meint auch Bundeskanzler Olaf Scholz, der trotzdem – oder gerade deshalb – versucht, ein wenig Zuversicht in unsicheren Zeiten zu stiften.

Und so beschwört auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zum Jahresende den Zusammenhalt seiner Landsleute und appelliert: "Passen wir aufeinander auf". Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier will dem schier endlosen Strom schlechter Nachrichten sogar eine gute entgegensetzen: "Wenn dieses Jahr ein Gutes hatte, dann doch die Erfahrung: Gemeinsam kommen wir durch diese Zeit", sagte er in seiner Weihnachtsansprache.

Donald Trumps Weihnachtsbotschaft lautet: "Die USA sterben von innen!!!"

Der ehemalige US-Präsident, der es wieder werden will, wähnt sein Land an diesem "sehr kalten aber sehr schönen Weihnachtstag" am Abgrund, womit er nicht den arktischen Wintersturm meint, der in den USA schon Dutzende Todesopfer gefordert hat

Die Situation an der Südgrenze gleiche einer "Horrorshow", teilte Trump auf seinem Netzwerk Truth Social mit, jedenfalls verglichen mit der Zeit, als er noch das Sagen hatte. Da hätten die USA nämlich die "sicherste" Grenze "in der Geschichte" gehabt, nun strömten allerhand Kriminelle ins Land, behauptete er. "Wir sind heute, wie nie zuvor, eine Nation im Untergang, eine scheiternde Nation." 

Donald Trump und Santa-wer?

Die Wortwahl ist weder festlich, noch überraschend. In Trumps Augen sind die USA schon mehrmals "gescheitert" (etwa hier oder hier), seitdem er nicht mehr im Weißen Haus residiert, seine Anwürfe so abgehangen wie das Lametta vom Vorjahr. Und dann ist da noch Trumps missglückter Wahlkampf-Auftakt, der nach zahlreichen Possen offensichtlich keine Phase der Zurückhaltung erlaubt, wenngleich sie diesem vielleicht gut täte.

Das ist allerdings nur eine Lesart. Die andere: Trump und Weihnachten gehören einfach nicht zusammen.  

Dabei hatte er 2017, in seinem ersten Amtsjahr, noch Weihnachten gerettet, besser gesagt die Redewendung "Merry Christmas". Die Menschen seien froh, sagte Trump seinerzeit, dass er den "Angriff" auf die schöne Phrase habe abwenden können. Die Menschen könnten nun wieder stolz sein, sich fröhliche Weihnachten zu wünschen – anstatt fröhliche Festtage ("happy holidays"). So hätte es sein Amtsvorgänger Barack Obama gehandhabt, und damit übermäßig politisch korrekt, wie Trump (fälschlicherweise) giftete: Auch Obama wünschte "Merry Christmas", und zwar abermals

Donald Trump nimmt im Weißen Haus Anrufe von Kindern entgegen
Donald Trump nimmt im Weißen Haus Anrufe von Kindern entgegen
© Saul Loeb / AFP
Trump spricht mit Siebenjährigem über den Weihnachtsmann - und das geht völlig schief

Auch 2018 hatte Trump etwas richtigzustellen. An Heiligabend nahm er Telefonate von Kindern im Weißen Haus an, eine alte Tradition. Für den siebenjährigen Collman Lloyd endete das Gespräch freilich ernüchternd: Trump stellte die Existenz des Weihnachtsmanns in Frage und bezeichnete den Glauben an "Santa Claus" in Collmans Alter als "grenzwertig". 

Trotzdem wurde Trump 2019 mit einem "Weihnachtsgeschenk" bedacht, oder zumindest der Aussicht darauf. Nordkorea warnte die USA vor einem möglichen "Weihnachtsgeschenk", was weithin als Drohung mit einem Test des (atomaren) Waffenarsenals gelesen wurde. "Wir werden herausfinden, was die Überraschung ist", sagte Trump. Vielleicht sei es ein "schönes" Geschenk, möglicherweise sogar eine "schöne Vase im Gegensatz zu einem Raketentest." Überhaupt war Trump offenbar bestens aufgelegt an jenen Weihnachtstagen: Der Präsident entfesselte einen regelrechten "Twittersturm", notierte "Deadline" damals, arbeitete er sich doch wortreich an der "verrückten Nancy Pelosi" ab oder attestierte dem Gouverneur von Kalifornien, "einen richtig schlechten Job" zu machen.

Weitaus weniger Worte fand Trump 2020 für die Corona-Pandemie, die zu diesem Zeitpunkt rund 330.000 Amerikanern das Leben gekostet hatte. An diesem Weihachten würden "unsere Versammlungen vielleicht anders aussehen als in den vergangenen Jahren", hieß es dazu kurz und knapp aus dem Weißen Haus. Nicht mehr und nicht weniger. Entsprechend wortreich fielen die Schlagzeilen aus: "In der offiziellen Weihnachtsbotschaft erwähnt Trump Covid kaum; Biden spricht über den Schmerz der Pandemie", hieß es etwa bei NBC News. In einer Videobotschaft hatte Joe Biden, der damals noch designierte US-Präsident, an die Amerikaner appelliert: "Wir werden unsere Familie vermissen, aber es ist das, was wir tun müssen, um unsere Familien zu schützen."

Immerhin: Kurz vor Weihnachten 2021 fand Trump lobende Worte für die Impfstoffe gegen das Virus, warb sogar offensiv dafür. "Das Beste, was Donald Trump seit Jahren getan hat", kommentierte CNN als handele es sich dabei um ein kleines Weihnachtswunder. Nach seiner Abwahl als Präsident sah Trump, der die Pandemie lange aus wahltaktischen Gründen herunterspielte, offenbar keinen Grund mehr, seinen Anhängern etwas anderes zu erzählen. Alte Kamellen gab es trotzdem: "Frohe Weihnachten allerseits", ließ Trump über seine Pressesprecherin ausrichten, "We will Make America Great Again", wir werden Amerika wieder groß machen. In der Kommentarspalte hieß es: "Es war ein großartiges Weihnachten, weil Donald Trump nicht mein Präsident war. Weil er, wie ihr wisst, eine freie und faire Wahl verloren hat."

Das sieht Trump bekanntlich anders, der in diesem Jahr "fröhliche Weihnachten an alle" wünschte, "inklusive den radikalen linken Marxisten, die versuchen unser Land zu zerstören" oder den "Lamestream Medien". Seinen weihnachtlichen Wutausbruch schloss er mit den Worten: "Liebe an alle".