Donald Trump hat inzwischen große Teile seines Regierungsteams zusammengestellt. Seine Nominierungen wecken allerdings große Besorgnis - bei Demokraten sowieso, aber auch in Reihen der Republikaner. Eine der wohl umstrittensten Entscheidung für die Besetzung eines Ministerpostens ist Scott Pruitt. Der 48-Jährige soll in Zukunft die Umweltbehörde leiten. Ein Worst-Case-Szenario für Klimaschützer weltweit, denn Pruitt zweifelt den Klimawandel an. Bei Wissenschaftlern wächst nun die Sorge, dass unter der Trump-Regierung wichtige Klimadaten verschwinden könnten.
Um zu verhindern, dass Jahrzehnte an wissenschaftlichen Erkenntnissen möglicherweise komplett verloren gehen, greifen US-Wissenschaftler nun zu einem drastischen Mittel: Sie kopieren Jahrzehnte an sensible Klimadaten und Forschungsergebnissen, um diese auf unabhängigen Servern zu sichern. Wie mehrere US-Medien berichten, haben sich Forscher unter anderem bei einer sogenannten Guerilla-Archiving-Veranstaltung im kanadischen Toronto getroffen, um essentielle Umweltdaten zu sichern, bevor Trump am 20. Januar das Präsidentenamt übernimmt. Konkret gehe es laut den Veranstaltern um Daten der US-Umweltbehörde mit Bezug auf "den Klimawandel, Wasser, die Luft und Umweltgifte". Die Daten stünden laut Organisatoren unter hohem Risiko, in Zukunft nicht mehr öffentlich zugänglich zu sein oder gleich ganz gelöscht zu werden.
Verunsicherung bei Wissenschaftlern groß
Auch hatten sich Wissenschaftler und Informatiker an der University of Pennsylvania getroffen, um hier so viele Klimadaten von Bundesbehörden zu kopieren wie möglich und diese dann auf einer eigenen Website der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Nick Santos, Umweltforscher an der University of California Davis, sagte der "Washington Post": "Etwas das mir früher als etwas paranoid vorkam, erscheint mir plötzlich als potentiell realistisch oder zumindest ist es etwas, gegen das man sich wappnen sollte." Auch Santos habe mittlerweile damit begonnen, Daten auf öffentlichen Servern zu sichern. Er habe Hoffnung, dass alles so bleibe wie es ist. Wenn nicht, sei man jedoch vorbereitet.

Die Verunsicherung innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinde ist groß, keiner weiß zum jetzigen Zeitpunkt, was die Trump-Präsidentschaft für die Forschung und den Kampf gegen den Klimawandel bedeuten wird. Die Vorzeichen lassen jedoch nichts Gutes erahnen: Trumps zukünftiger Mann in der Umweltbehörde, Scott Pruitt, hat Jahre seiner Karriere als Generalstaatsanwalt des Bundesstaats Oklahoma darauf verwendet, die US-Umweltbehörde zu bekämpfen. Eben die Behörde, die er schon bald leiten wird. Auch ist Pruitt ein Freund der Ölindustrie. Nach der Ära Obama, unter der das wohl wichtigste globale Klimaabkommen seit dem Kyoto-Protokoll zustande kam, stehen die Zeichen nun auf Sturm.
Trump-Berater vergleicht Klimawandel mit flacher Erde
Ein Trump-Berater hat bereits vor Längerem vorgeschlagen, die US-Weltraumbehörde Nasa solle sich in Zukunft ausschließlich auf die Erforschung des Weltraums konzentrieren, wobei die Behörde seit Jahrzehnten eine entscheidende Rolle in der Klimaforschung einnimmt. Unlängst verstörte Anthony Scaramucci, ein Mitglied von Trumps Übergangsteam, mit der Aussage zum Klimawandel, man habe früher auch geglaubt, dass die Erde flach sei. "Wir machen viele Fehler innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinde", so Scaramucci. Wie die "Washington Post" weiter berichtet, hat Trumps Übergangsteam im US-Energieministerium nach einer Liste von Mitarbeitern gebeten, die sich beispielsweise bei Reden für die Existenz des Klimawandels ausgesprochen hatten.

Michael Halpern, stellvertretender Leiter des Zentrums für Wissenschaft und Demokratie der Vereinigung besorgter Wissenschaftler, sagte der "Washington Post", Trump habe eine "Gruppe von Klima-Verschwörungstheoretikern" ins Amt berufen. Diese würden schon seit Jahren versuchen, Forschungsprogramme zum Klimawandel zu untergraben.
"Umgang mit politischer Einflussnahme und Einschüchterungsversuchen"
Unter Wissenschaftlern herrsche derzeit eine Stimmung, die "einem Ruf zu den Waffen" nahekomme, so Forscher Adam Campbell, der den Klimawandel in der Arktis untersucht. Viele glauben, jetzt sei der kritische Zeitpunkt gekommen, um die Wissenschaft zu verteidigen.
Teil der Aktion ist beispielsweise ein Google Spreadsheet, indem zahlreiche Links zu wissenschaftlichen Datenbanken der US-Regierung gesammelt werden. Auch Juristen unterstützen die Forscher: Anwälte der Nonprofit-Organisation "Climate Science Legal Defense Fund" haben ein Info-Heft mit dem Titel "Umgang mit politischer Einflussnahme und rechtlichen Einschüchterungsversuchen: Ein Taschenratgeber für Wissenschaftler" verfasst.
Professor Andre Dessler von der Texas A&M University sagte der "Washington Post", dass anstatt Klimadaten zu löschen, es wohl wahrscheinlicher sei, "man würde versuchen, das Sammeln von Klimadaten zu beenden, was den Wert (von bisher gesammelten Daten) minimieren würde." Das dauerhafte Sammeln von Daten sei essentiell, um Umweltentwicklungen zu verstehen, die sich über einen großen Zeitraum erstrecken.
Trump will Jobs schaffen - der Klimawandel wird ihn nicht stoppen
Zwar haben weder Trump noch sein Übergangsteam zum jetzigen Zeitpunkt gesagt, es gäbe irgendwelche Pläne, um öffentliche Daten zu beschränken oder zu manipulieren. Im Wahlkampf ließ Trump jedoch verlauten, der Klimawandel sei ein "Schwindel" der von den Chinesen erfunden sei, um die US-Wirtschaft zu benachteiligen. In einem Interview mit "Fox News" sagte Trump, er sei bezüglich des Klimawandels "aufgeschlossen". Niemand wisse jedoch, ob dieser wirklich existiere. "Nun, Paris, das schaue ich mir an. Aber eins werde ich sagen: Ich will nicht, dass dieses Abkommen uns einen Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Ländern verschafft."
Viele Trump-Wähler aus dem "Rustbelt" haben früher für die Kohle-Industrie gearbeitet - und sind heute arbeitslos. An dem Versprechen, neue Jobs zu schaffen oder diese zurück nach Amerika zu holen, wird sich Trump in seiner Amtszeit messen lassen müssen. Durch globale Probleme wie den Klimawandel wird er sich dabei kaum aufhalten lassen. Bislang mag Donald Trumps Standpunkt zum Klimawandel vage sein - sein Kabinett voller Klima-Skeptiker spricht da schon eine deutlichere Sprache.