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Wahlkampfveranstaltung in Texas "Der unschuldigste Mann in der Geschichte der USA" – Trump zieht über den Rechtsstaat her

Wahlkampfveranstaltung in Texas: "Der unschuldigste Mann in der Geschichte der USA" – Trump zieht über den Rechtsstaat her
Sehen Sie im Video: Ex-Präsident Trump wettert bei Wahlkampfveranstaltung gegen drohende Anklage




STORY: Der ehemalige amerikanische Präsident Donald Trump hat seine erste Wahlkampfveranstaltung im US-Bundesstaat Texas dazu genutzt, um auf die gegen ihn ermittelnden Staatsanwälte zu schimpfen. Die Regierung von US-Präsident Joe Biden beschuldigte er, eine strafrechtliche Verfolgung zu inszenieren, um seine Kandidatur für das Weiße Haus zu untergraben. Die Untersuchungen gegen ihn schienen, "als kämen sie direkt aus einer Horrorshow des stalinistischen Russland”, sagte Trump vor Anhängern auf dem Flughafen der Stadt Waco. Der 76-Jährige sprach von dämonischen Kräften, die das Land zerstören wollten, das in einen gesetzlosen Abgrund zu stürzen drohe, wenn er nicht wieder ins Weiße Haus gewählt werde. Gegenwärtig prüft eine Anklagejury in New York ein Verfahren gegen Ex-Präsident Trump im Zusammenhang mit einer Schweigegeldzahlung an einen Pornostar vor seinem Wahlkampf im Jahr 2016. Trump hielt seine Kundgebung in Waco 30 Jahre nachdem sich dort auf einer Ranch bewaffnete Anhänger der Davidianer-Sekte über Wochen verschanzt hatten. Bei der Erstürmung durch das FBI kamen damals 86 Menschen ums Leben, darunter vier Polizisten. Viele Rechtsextremisten in den USA sehen die Razzia als Symbol für staatliche Übergriffigkeit. Kritiker sehen in der Wahl des Ortes und des Zeitpunkts der Kundgebung ein Zugeständnis Trumps an seine rechtsextreme Gefolgschaft.

"Hexenjagd" steht auf den Schildern von Trump-Anhängern. Der frühere US-Präsident stellt sich immer wieder als Opfer der Justiz dar. Auch bei einer Wahlkampfveranstaltung in Texas erneuert er seine Behauptung – wohlwissend, dass er bald angeklagt werden könnte.

Der frühere US-Präsident Donald Trump hat sich bei einer Wahlkampfveranstaltung in Texas als Opfer völlig haltloser Anschuldigungen der Justiz präsentiert. Er habe sich "kein Verbrechen, kein Fehlverhalten" zu Schulden kommen lassen, sagte er am Samstag (Ortszeit) vor tausenden Anhängern. Dem Republikaner, der 2024 das Weiße Haus zurückerobern will, droht eine Anklage wegen einer Schweigegeldzahlung an eine Pornodarstellerin. Für seine erste große Wahlkampfkundgebung wählte Trump mit Waco einen symbolträchtigen Pilgerort für Rechtsradikale.

"Der Bezirksstaatsanwalt von New York hat unter der Federführung des 'Unrechtsministeriums' in Washington DC wegen etwas gegen mich ermittelt, das kein Verbrechen, kein Fehlverhalten, keine Affäre ist", sagte Trump in seiner Rede. Er sei Opfer von "einer Hexenjagd und erfundenen Ermittlung nach der anderen". Dahinter steckten "linksradikale Wahnsinnige".  Freunde hielten ihn für den wahrscheinlich "unschuldigsten Mann" in der Geschichte der USA.

Donald Trump spottet über Staatsanwalt

Dem 76-Jährigen droht derzeit eine Anklage wegen einer Schweigegeldzahlung an die Pornodarstellerin Stormy Daniels im Jahr 2016. Vor einer Woche hatte Trump erklärt, dass er in dem Fall festgenommen werden solle, und seine Anhänger zu Protesten aufgerufen. 

Als Tag der angeblichen Festnahme nannte er den vergangenen Dienstag. Allerdings ist bis heute keine Anklage geschweige denn Festnahme erfolgt. In den vergangenen Wochen hatten sich aber die Anzeichen verdichtet, dass Trump bald angeklagt werden könnte.

Der Rechtspopulist hat seine Attacken auf den zuständigen Oberstaatsanwalt von Manhattan, Alvin Bragg, zuletzt verschärft, und ihn als "verdorbenen Psychopathen" beschimpft, "der wirklich die USA hasst". Eine Anklage könne zu "Tod und Zerstörung" führen, warnte Trump. In Waco verwendete Trump wieder seinen Spottnamen für Bragg: "Ich mochte Pferdegesicht noch nie", sagte er.

Offenbar mit Blick auf seinen mutmaßlichen Seitensprung mit Stormy Daniels sagte Trump: "Das wäre nicht diejenige. Es gibt keine. Wir haben eine großartige First Lady."

Trump geriet auch durch andere Vorfälle ins Visier von Ermittlungen. So ernannte US-Justizminister Merrick Garland im November einen Sonderermittler, der Trumps Rolle bei der Erstürmung des Kapitols im Januar 2021 untersuchen soll. Wegen der Ausschreitungen seiner Anhänger war gegen den Ex-Präsidenten ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet worden, das aber im Senat scheiterte.

Trump provoziert mit Lied von Männerchor

Trump behauptete, jeder Teil seines Lebens werde durchleuchtet wie bei niemanden sonst in der US-Geschichte. Im Publikum hielten Zuschauerinnen und Zuschauer Schilder mit dem Wort "Hexenjagd" in den Händen - der üblichen Parole Trumps. Zu Beginn seiner rund anderthalbstündigen Rede wurde das Lied "Justice for all" (Gerechtigkeit für alle) gespielt. Es wird von einem Männerchor gesungen, dessen Mitglieder wegen ihrer Beteiligung an der Kapitol-Attacke am 6. Januar 2021 verurteilt wurden. Die mit dem Song erzielten Einnahmen sind für die rechtliche Unterstützung von Angeklagten bestimmt, die sich wegen der gewaltsamen Krawalle vor Gericht verantworten müssen. In dem Lied rezitiert Trump den Treueschwur auf die USA, während der Chor die Nationalhymne singt.

Trumps Anhänger halten die gegen ihn gerichteten Vorwürfe entweder für erfunden oder für unbedeutend. "Alles wird verzerrt, um ihm ein schlechtes Image zu verpassen", sagte etwa die 49-jährige Kelly Heath in Waco. Dadurch solle Trump zum Schweigen gebracht werden.

Ein 72-jähriger Rentner namens Louis sagte: "Alle Präsidenten hatten Geliebte. Warum nicht er?" Eine andere Trump-Anhängerin sagte, die Behauptung von Stormy Daniels, sie habe Sex mit Trump gehabt, sei "keine große Sache". Die Porno-Darstellerin sei "aus dem Nichts gekommen, um zu sehen, wieviel Geld sie da rausholen kann".

Seinen Auftritt in Waco hatte Trump vorab als seine erste große Wahlkampfveranstaltung im Präsidentschaftsrennen 2024 bezeichnet. Der Veranstaltungsort sorgte bereits im Vorfeld für Aufsehen: Waco war vor 30 Jahren Schauplatz eines mehrwöchigen massiven Polizeieinsatzes gegen Anhänger der Sekte Branch Davidians, in dessen Folge mehr als 80 Menschen starben.

Die texanische Stadt wurde in der Folge zu einem Pilgerort für Rechtsextreme, die Waco als Symbol für eine tyrannische Regierung ansehen. Auf Anfragen der Nachrichtenagentur AFP zu den Gründen für die Ortswahl reagierte Trumps Kampagnenteam nicht.

Mit der Kundgebung wollte Trump seinem Wahlkampf neuen Schwung verleihen. Zwar sehen die meisten Umfragen ihn als Sieger der Vorwahlen bei den Republikanern, die Begeisterung bei den Anhängern seiner Partei ist aber nicht so groß wie von Trump erhofft. 

Außerdem hat sich ein Teil der Rechten, darunter auch einige reiche Wahlkampfspender, Trumps innerparteilichem Gegner, Floridas Gouverneur Ron DeSantis, zugewandt. Der 44-Jährige hat seinen Hut für die Präsidentschaftskandidatur noch nicht offiziell in den Ring geworfen.

sei AFP DPA

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