Drohung El Kaida droht Spanien angeblich mit neuem Terror

In Spanien ist ein angebliches Schreiben einer El-Kaida-Gruppe aufgetaucht, in dem mit weiterem Terror gedroht wird. Das Dokument sei "relativ glaubwürdig".

Das Terrornetzwerk El Kaida soll nach einem von den Sicherheitsbehörden als relativ glaubwürdig eingestuften Schreiben Spanien mit neuen Anschlägen gedroht haben. Laut der handschriftlichen Botschaft, die der Zeitung "ABC" (Madrid) per Fax zuging, war bereits am Sonntag ein Ultimatum zum Abzug der spanischen Truppen aus dem Irak und aus Afghanistan abgelaufen. Sollte diese Forderung nicht erfüllt werden, werde Spanien "der Krieg erklärt", hieß es nach dem ABC-Bericht vom Montag in dem Fax.

"Relativ glaubwürdig"

Die Erklärung sei von der zu El Kaida gerechneten Gruppe "Abu Nadschaf el Afghani" unterzeichnet worden, die sich bereits in einem Video zu den Anschlägen des 11. März mit 191 Toten in Madrid bekannt hatte. Die Polizei und der Geheimdienst stuften das in arabischer Sprache verfasste Schreiben als relativ glaubwürdig ein, schrieb "ABC". Die Echtheit müsse aber noch geprüft werden.

In der Botschaft bekennt sich die Gruppe auch zu dem verhinderten Bombenanschlag auf die Bahnstrecke zwischen Madrid und Sevilla am vergangenen Freitag. Dies sei nur eine Warnung gewesen, um die Schlagkraft zu demonstrieren: "Wir sind in der Lage, Euch jeder Zeit und in jeder Form anzugreifen".

Fahndung geht weiter

Die spanische Polizei sucht nach der weitgehenden Aufklärung der Anschläge vom 11. März jetzt noch drei weitere Terrorverdächtige. Die Islamisten im Alter zwischen 23 und 36 Jahren sind nach spanischen Medienberichten namentlich bekannt. Auch sie sollen in die Attentate auf die Pendlerzüge am 11. März mit 191 Toten verwickelt gewesen sein. Am Samstag war der Polizei die Zerschlagung der Terrorzelle in einem Madrider Vorort und damit offensichtlich die Verhinderung neuer Anschläge gelungen. Bei der Razzia kamen der als Drahtzieher der Anschläge geltende Tunesier Serhane Ben Abdelmadschid (35) und vier weitere gesuchte islamische Terroristen ums Leben. Auch ein Polizist starb bei dem Einsatz.

"Brillanter Fahndungserfolg"

Nach Worten von Innenminister Angel Acebes wurden in der Wohnung im Madrider Vorort Leganés einsatzbereite Bomben mit rund zehn Kilogramm Dynamit, ein Sprengstoffgürtel und 200 Zünder entdeckt. "Sie wollten weiter morden", sagte der Minister. Der Plastiksprengstoff des Typs Goma-2 ist der gleiche, der auch bei den Anschlägen mit 191 Toten und fast 1500 Verletzten auf vier Pendlerzüge am 11. März und bei dem vereitelten Attentat auf die Bahnstrecke Madrid-Sevilla am Freitag eingesetzt worden war. Die Ermittler sind deshalb überzeugt, dass dieselbe islamische Terrorgruppe dahinter steckte. Diese soll zum Netzwerk El Kaida gehören. "Wir können von einem brillanten Fahndungserfolg sprechen", erklärte Acebes. Die fünf Verdächtigen hatten sich am Samstagabend in einem Gebäude in Leganés verschanzt. Als ein Spezialkommando der Polizei ihre Wohnung stürmen wollte, zündeten sie rund 20 Kilogramm Dynamit. Dabei rissen sie auch einen 41 Jahre alten Beamten mit in den Tod. Unter den Getöteten soll auch die "Nummer zwei" der Terrorzelle, der Marokkaner Jamal Ahmidan alias "Der Chinese", sein, hieß es aus Ermittlerkreisen. Der 33-Jährige galt als Stellvertreter Abdelmadschids.

Der jahrelang in Madrid lebende Ben Abdelmadschid - alias "Der Tunesier" - galt als Chefideologe und Anführer der Terrorzelle des 11. März. Erst am Mittwoch waren er und fünf marokkanische Verdächtige zur internationalen Fahndung ausgeschrieben worden. Unter den Toten sei noch ein zweiter dieser Männer, der Marokkaner Agdennabi Koundschaa. Ein dritter Toter sei als Rifaat Anouar identifiziert worden. Einer von ihnen trug einen Sprengstoffgürtel. 15 weitere Verdächtige sitzen bereits in Haft. Sechs von ihnen wird 191-facher Mord vorgeworfen.

Noch ein Sprengsatz entdeckt

Stunden nach der Razzia entdeckte die Polizei in Leganés einen weiteren Sprengsatz. Er befand sich an einem der Leichenteile. Hunderte Menschen mussten während der Entschärfung des Sprengkörpers erneut aus ihren Wohnungen in Sicherheit gebracht werden. Zudem stießen die Fahnder in der Tiefgarage des Gebäudes der mutmaßlichen Terroristen auf ein Fahrzeug, in dem ebenfalls Sprengstoff vermutet wurde.

Zugverkehr normalisiert sich

Der Zugverkehr auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Madrid und Sevilla normalisierte sich nach einer 20-stündigen Unterbrechung am Sonntag wieder. Hunderte Polizisten und Soldaten hatten die 470 Kilometer lange Trasse nach möglichen weiteren Bomben abgesucht. Entdeckt wurde aber nichts. Nach dem Fund eines Zwölf-Kilo-Sprengsatzes am Freitag werden diese und andere Bahnlinien nun auch vom Militär bewacht. Auch auf der Ferieninsel Mallorca wurden Gleise inspiziert, hieß es. Es ist das erste Mal, dass die spanische Armee derart massiv in den Kampf gegen den Terror einbezogen wird. Auch Bahnhöfe, Flughäfen, Atomkraftwerke oder Erdöl-Raffinerien werden jetzt stärker abgesichert.

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DPA/AP