Elfenbeinküste Das Ende des Krieges ist greifbar nahe

Der blutige Machtkonflikt im westafrikanischen Staat Elfenbeinküste steht vor dem Ende: Der abgewählte Präsident Gbagbo verhandelt offenbar über seine Kapitulation.

Im Krieg an der Elfenbeinküste steht der gewählte Präsident Alassane Ouattara kurz vor dem Sieg. Das Ende der Kämpfe sei in greifbare Nähe gerückt, die Krise könne in wenigen Stunden beigelegt werden, sagte der französische Verteidigungsminister Gerard Longuet am Dienstag. Der in der Wirtschaftsmetropole eingekesselte Amtsinhaber Laurent Gbagbo verhandelte über die Kapitulation und seine Ausreise aus dem westafrikanischen Land. Sein Militärchef Philippe Mangou rief nach Tagen schwerer Kämpfe zum Waffenstillstand auf. Mehrere Tausend Soldaten des international als Sieger der Präsidentenwahl anerkannten Ouattara hatten am Montag zur Entscheidungsschlacht um Abidjan angesetzt. In die Kämpfe griffen auch französische und UN-Truppen ein, die schwere Waffen Gbagbos zerstörten.

Ein Sprecher Gbagbos sagte der Nachrichtenagentur Reuters, sein Chef verhandle über seine Ausreise. "In den nächsten Stunden kann alles gelöst werden", sagte Longuet in Paris nach einem Treffen mit Bundesverteidigungsminister Thomas de Maiziere. Zwei Generäle verhandelten über eine Kapitulation Gbagos, sagte Frankreichs Ministerpräsident Francois Fillon. "Wir wissen davon", sagte Außenminister Alain Juppe Reuters TV. Frankreich stehe bereit, wenn sich Möglichkeiten ergeben sollten, dass der amtierende Präsident außer Landes gehen könne. Laut Afrikanischer Union ist Mauretanien als Aufnahmeland im Gespräch.

Präsident Nicolas Sarkozy telefonierte im Laufe des Tages mehrmals mit Ouattara. Das Eingreifen der früheren Kolonialmacht Frankreich in die Kämpfe mit Ouattara hatte das Lager Gbagbos verärgert. Mit Unterstützung französischer Soldaten hatten die UN-Friedenstruppen für die Elfenbeinküste schwere Waffen Gbagbos vernichtet.

Schwere Kämpfe um den Präsidentenpalast

Den ganzen Vormittag über waren rund um den Präsidentenpalast heftige Kämpfe im Gange. Immer wieder war das Geräusch von Maschinengewehr-Feuer und schwerer Waffen zu hören. Der staatliche Fernsehsender RTI stellte nach der Zerstörung eines Großteils seiner Technik den Betrieb ein. Die Anhänger Gbagbos widersprachen der Darstellung der Gegenseite, die Residenz des Präsidenten eingenommen zu haben. Gekämpft wurde auch um Militärstützpunkte. Seit Beginn des Bürgerkriegs sind mindestens 1500 Menschen ums Leben gekommen.

Der Kakaopreis gab in Folge der Kämpfe um zwei Dollar nach. Die Händler setzten auf ein baldiges Ende des Konflikts, die rasche Wiederaufnahme der Exporte und den Abgang Gbagos. Das westafrikanische Land ist weltweit der größte Kakaoexporteur.

Das Eingreifen Frankreichs und der UN in die Kämpfe wird möglicherweise ein Nachspiel im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) haben. Russland zweifelte die Rechtmäßigkeit der Intervention an und forderte eine Unterrichtung des Sicherheitsrats. Das Mandat verpflichte UN-Friedenstruppen zu Neutralität und Unparteilichkeit.

Reuters
Tim Cocks und Ange Aboa, Reuters