Faisal Shahzad Der Bombenleger vom Times Square

Er lebte als braver Bürger mit Familie nahe New York, die Nachbarn ahnten nichts. Doch Faisal Shahzad plante ein Blutbad auf dem Times Square. Experten fürchten: Es gibt Hunderte Shahzads in den USA.

Vor einem wie Faisal Shahzad hatten sie immer Angst. Vor einem radikalen Pakistaner mit amerikanischem Pass, der ins Land ein- und ausreisen kann, wie er will. Der lange Jahre unauffällig als Familienvater in einer Kleinstadt lebt und irgendwann zuschlägt. Der die Sprache beherrscht, die Gewohnheiten kennt, die Menschendichte am Times Square, die beste Tageszeit für einen Terror-Anschlag.

Es gibt Hunderte Shahzads in Amerika, schätzen Terrorexperten, und es war nur eine Frage der Zeit, bis einer zuschlagen würde.

Verhaftung in letzter Sekunde

Noch ist nicht bekannt, ob der Mann mit dem gestutzten Vollbart allein agierte bei dem gescheiterten Terroranschlag vom 1.Mai am New Yorker Times Square. Das jedenfalls sagte Shahzad gegenüber FBI-Beamten bei seiner dramatischen Verhaftung an Bord der Emirates Maschine EK202 auf dem New Yorker Flughafen John F. Kennedy. Auch ist nicht bekannt, ob Komplizen ihm schon beim Bau der Autobombe halfen. Ganz allein sei das kaum möglich gewesen, vermutet das FBI. Ebenso ist nicht bekannt, wen er traf bei seinem mehrmonatigen Aufenthalt in Pakistan, aus dem er kürzlich zurückkehrte. Aber die Ermittlungen gehen zügig voran. "Wir werden nicht nachlassen, bis wir alle Verantwortlichen haben", sagte Justizminister Eric Holder am Dienstag und deutete an, dass Shahzad sehr wohl Komplizen hatte.

Die Polizei in Pakistan bestätigte am Dienstagabend jedenfalls Festnahmen in dem Fall. Mindestens drei Menschen seien festgehalten oder in Gewahrsam genommen worden. Als Hauptverdächtiger gelte Shahzads Schwager, hieß es. Zudem seien die in der Hafenstadt Karachi lebende Mutter und der Schwiegervater des mutmaßlichen Attentäters verhört worden.

Auf Shahzads Spur brachten die Ermittler eine Reihe von Hinweisen. Unter anderem sagte die frühere Besitzerin des Tatautos, eines 1993er Nissan Pathfinders, dass sie den Wagen vor drei Wochen an einen orientalisch aussehenden Fremden verkauft hatte. Shahzad hatte den Preis von 1800 auf 1300 Dollar heruntergehandelt und der Verkäuferin seine Email-Adresse und Telefonnummer hinterlassen. Auch der nicht explodierte Wagen selber entpuppte sich als wahrer Schatz für die Fahnder. Im Wagen verteilt lagen Kanister, Kisten, Düngemittel, im Aschebecher steckte noch eine frisch gerauchte Zigarette.

Keine Auffälligkeiten beim Geheimdienst

Shahzad lebte zuletzt in einem Arbeiterviertel von Bridgeport im Staat Connecticut, etwa zwei Stunden nördlich von New York City. Den Geheimdiensten war er bis Samstagabend nicht weiter aufgefallen. Frühere Nachbarn sagen, dass er sich unauffällig verhielt und angab, an der Wall Street zu arbeiten. Bevor er vor einem Jahr nach Pakistan reiste, hatte er mit seiner Frau Huma Mian, mit Sohn und Tochter drei Jahre lang ein Haus in der Kleinstadt Shelton bewohnt. Er hatte das Haus in der Long Hill Avenue im Juli 2004 gekauft und eine Hypothek in Höhe von 218.400 Dollar aufgenommen. Er sprach gebrochen Englisch, habe nur selten gegrüßt und eher zurückgezogen gelebt, sagen Nachbarn.

Im April 2009 bekam Shahzad die amerikanische Staatsbürgerschaft. Wahrscheinlich im Juni 2009 flog er nach Pakistan und hielt sich in den folgenden vier Monaten vor allem in Karachi und im Nordwesten des Landes auf, wo er aufgewachsen war. Karachi gilt als bekannter Unterschlupf für Talibankämpfer und Terroristen. Im August 2009 verließ er das Land an Bord einer Emirates-Maschine wieder und reiste vermutlich zurück in die USA.

Über Dubai nach Islamabad

Vor drei Wochen kaufte Shahzad dann den Nissan Pathfinder, den er am Samstag beladen mit Gasflaschen und Benzinkanistern am Times Square parkte. Zwei Tage später, am Montagabend, fuhr er in einem weißen Isuzu Trooper mit einer geladenen Pistole zum Flughafen John F. Kennedy und checkte bereits ein für den Emirates-Flug nach Dubai und weiter nach Islamabad. Die Maschine hatte bereits das Gate verlassen, als Polizei und FBI fünfzehn Minuten vor Mitternacht zuschlugen. "Buchstäblich in letzter Sekunde", sagt ein Fahnder.

Seit einiger Zeit schon haben amerikanische Ermittler ihr Augenmerk auf Amerikaner pakistanischer Abstammung gerichtet. Im März hatte David Headley sich schuldig erklärt die Terrorattacken von Mumbai mitgeplant zu haben. Im Dezember waren fünf junge Männer aus dem Bundesstaat Virginia, zwei davon pakistanischer Abstammung, in Pakistan festgenommen worden. Sie werden beschuldigt, Terroranschläge in Pakistan und Afghanistan geplant zu haben.