Die Explosion eines Gastanklasters im Westen von Bagdad hat bis Samstagmorgen mindestens neun Menschen das Leben gekostet. 14 weitere Personen wurden zum Teil schwer verletzt. Der mit Butangas gefüllte Lastwagen flog mitten im Diplomatenviertel Mansur in die Luft. Nach Polizeiangaben wurde der Sprengsatz vom Fahrer gezündet. In den nahe gelegenen Botschaften Libyens und Marokkos kam offenbar niemand zu Schaden. Der Anschlag ereignete sich nur wenige Stunden, nachdem US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld Bagdad besucht hatte.
Seinen zwölfstündigen Aufenthalt im Irak widmete Rumsfeld in erster Linie den US-Soldaten auf dem Stützpunkt Mares bei Mossul, auf den am Dienstag ein schwerer Anschlag mit 22 Toten verübt worden war. Vor den Soldaten gab sich Rumsfeld zuversichtlich, dass die Lage im Irak schon in absehbarer Zukunft stabilisiert werden könne.
Rumsfeld spricht Soldaten Mut zu
Bei einem Besuch in Falludscha erinnerte Rumsfeld daran, dass im Irak die Freiheit verwirklicht werden müsse. In der Rebellenhochburg, in der die US-Truppen im vergangenen Monat eine Großoffensive starteten, war die Lage bei Rumfelds Besuch am Freitag weitgehend ruhig. Noch am Donnerstag waren dort neue Kämpfe ausgebrochen - gerade als die ersten 200 Einwohner in ihre zerstörte Stadt zurückkehrten. Nach weiteren Abstechern zu den US-Truppen in Tikrit und Bagdad reiste Rumsfeld am Abend in die USA zurück.
Am Samstag entging der Gouverneur der Provinz Dijala nur knapp einem Bombenanschlag, vier seiner Leibwächter wurden verletzt. Gouverneur Abdullah Raschid al Dschburi war mit seinem Auto von Bakuba nach Bagdad unterwegs, als ein an der Straße versteckter Sprengsatz explodierte und die in einem zweiten Wagen folgenden Sicherheitskräfte verwundete, wie das Krankenhaus in Bakuba mitteilte.
Wegen der anhaltenden Gewalt wagten sich am ersten Weihnachtstag nur wenige irakische Christen zum Gottesdienst. Bereits vorab hatten Vertreter der christlichen Minderheit angekündigt, dass die traditionelle Messe in diesem Jahr ausfallen und durch ein kurzes Morgengebet ersetzt werde. Im überwiegend von Christen bewohnten Bagdader Stadtteil Karada erschien nur rund ein Dutzend Gläubige zum Gottesdienst, die Kirche wurde von Bewaffneten bewacht.
Im Stadtteil Mansur besuchten als Zeichen der Solidarität Vertreter des schiitischen Predigers Muktada al Sadr den christlichen Gottesdienst und boten der Kirche die Bereitstellung von Wachmännern an. Mehrere irakische Kirchen waren in diesem Jahr Ziel von Anschlägen geworden. Die schwerste Bombenserie im August kostete zwölf Menschen das Leben, mehr als 60 weitere wurden verletzt.
Türkischer Reeder im Irak entführt
Ein prominenter türkischer Reeder wurde allem Anschein nach im Irak als Geisel genommen. Türkische Fernsehsender zeigten am Samstag eine Videoaufnahme von Kahraman Sadikoglu und einem Schiffskapitän, dessen Name nur mit Ahmet angegeben wurde. Sadikoglu datierte die Aufnahme selbst auf den 23. Dezember und erklärte, er und sein Kapitän seien vor vier oder fünf Tagen gekidnappt worden. Sie würden von ihren Entführern gut behandelt und hofften auf eine baldige Freilassung. Die Behörden in Ankara äußerten die Vermutung, dass die beiden Männer am 16. Dezember nahe der südirakischen Stadt Basra verschleppt wurden.
AP