Irak USA starten Großoffensive in Falludscha

Mit Kampfflugzeugen, Hubschraubern und zwei Bataillonen Bodentruppen haben irakische und US-Streitkräfte eine Offensive gegen die Aufständischen-Hochburg Falludscha gestartet. Ziel sei es, die Angriffe der Rebellen zu unterbinden - wieder einmal.

US-Soldaten und irakische Spezialeinheiten haben am späten Donnerstagabend eine Großoffensive gegen die Aufständischen-Hochburg Falludscha begonnen. Ziel der Operation sei es, künftige Angriffe der Rebellen zu unterbinden, berichtete der Nachrichtensender CNN unter Berufung auf das US-Militär.

Kampfflugzeuge und Hubschrauber bombardierten die von Rebellen kontrollierte Stadt. Die Luftwaffe unterstütze die Bodentruppen, sagte ein Sprecher der US-Streitkräfte. Die Offensive habe mit einem Präzisionsluftangriff begonnen. Auf der Seiten der Amerikaner seien jeweils ein Bataillon der Marineinfanterie und des Heeres in und in der Nähe von Falludscha im Einsatz, sagte der Sprecher der US- Streitkräfte weiter.

Ultimatum verstrichen

Der irakische Ministerpräsident Ijad Allawi hatte ein massives Vorgehen gegen die Widerstandstruppen in Falludscha angedroht. Am Mittwoch hatte Allawi in einem Ultimatum die Auslieferung des gesuchten jordanischen Topterroristen Abu Mussab el Sarkawi verlangt, andernfalls werde eine Militäroffensive gestartet werden. Sarkawi ist einer der am meisten gesuchten Terroristen im Irak. Auf sein Konto sollen viele schwere Terroranschläge gehen. Sarkawis Organisation hat auch mehrere Ausländer entführt und enthauptet. Er soll sich in Falludscha versteckt halten.

Verschärfte Sicherheitsmaßnahmen im Raum Bagdad

Unmittelbar vor Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan kündigte das US-Militär im Irak am späten Donnerstagabend intensivere Sicherheitsmaßnahmen für den Großraum Bagdad an. Die Patrouillen in- und außerhalb der so genannten "Grünen Zone" im Zentrum von Bagdad und rund um die US-Militärlager sowie der Schutz für den Flughafen Bagdad und weitere Maßnahmen zur Abwehr von Terroranschlägen seien verstärkt worden, hieß es in einer Erklärung des US-Militärkommandos.

Die neuen Maßnahmen seien mit dem "im letzten Jahr eingetreten Anstieg von terroristischen und kriminellen Akten" begründet, hieß es in der Erklärung. Heute beginnt für die Sunniten im Irak der Ramadan. Vor einem Jahr markierte der Beginn des Fastenmonats den Auftakt zu einer neuen Welle von Anschlägen gegen das US-Militär und zivile Einrichtungen im Irak. Am ersten Tag des Ramadan hatten im Vorjahr in Bagdad Selbstmordattentäter das Hauptquartier des Roten Kreuzes und drei Polizeiwachen in die Luft gesprengt.

Anschläge in der "Grünen Zone"

Aufständische im Irak verübten am Donnerstag zum ersten Mal Anschläge im Inneren der schwer bewachten "Grünen Zone" im Zentrum von Bagdad. Bei zwei aufeinander folgenden Explosionen vor einem Café und einem Basar in dieser Zone starben nach neuesten US-Angaben fünf Menschen. Zuvor war von zehn toten Zivilisten, sechs Irakern und vier Amerikanern, die Rede gewesen. 20 Menschen wurden verletzt. Zu den Anschlägen bekannte sich die Organisation Al Tawhid wa Al Dschihad al Sarkawis.

England friert Konten ein

Die britische Regierung verfügte unterdessen, mögliche Vermögenswerte der Terrorgruppe Al Tawhid wa Al Dschihad einfrieren zu lassen. Finanzminister Gordon Brown wies am Donnerstag die Bank von England an, die für alle britischen Geldinstitute verbindliche Verfügung umzusetzen. Die Terrorgruppe ist für die Enthauptung ihrer britischen Geisel Kenneth Bigley (62) verantwortlich. Britische Medien berichteten unter Berufung auf Quellen im Finanzministerium, es sei derzeit unmöglich zu sagen, ob sich Vermögenswerte der Terrorgruppe im Vereinigten Königreich befinden. Durch die jetzige Verfügung kämen diese aber vielleicht ans Licht.

Journalist in Mossul getötet

In Mossul überfielen am Nachmittag nach Augenzeugenberichten vier Männer den örtlichen epa-Fotografen, Karam Hussein. Die Angreifer hätten Wohnung in Mossul aufgelauert und ihn angeschossen, berichtete der Chefredakteur der European Pressphoto Agency, Cengiz Seren, in Frankfurt/Main. Als er flüchtete, töteten sie ihn dem Bericht zufolge mit einem Kopfschuss. Die Hintergründe der Tat sind unklar. Journalisten sind im Irak zunehmend zur Zielscheibe von Entführern und Aufständischen geworden. Die meisten westlichen Medien haben - ebenso wie die epa - ihre entsandten Mitarbeiter aus dem Land zurückgezogen. "Die Ermordung Husseins zeigt, dass nun offenbar auch irakische Mitarbeiter westlicher Medien in höchster Gefahr sind", sagte Seren. Allerdings seien die Motive der Täter noch unklar.

AP · DPA
DPA/AP