Ein Video von den Protesten im Iran bringt die iranische Polizei in Erklärungsnot. Darin ist zu sehen, wie ein Polizist einer Frau an den Po fasst. Der Vorfall, den andere Demonstranten aufgenommen und in sozialen Medien geteilt hatten, sorgte landesweit für Empörung. Die Polizei versuchte zunächst, das Video als von Regimegegnern manipulierte Aufnahme darzustellen, musste aber letztendlich den Vorfall zugeben. Der Fall werde nun untersucht, hieß es in einer Presseerklärung laut Medienangaben am Samstag.
Der Übergriff soll sich in dieser Woche im Norden der Hauptstadt Teheran ereignet haben. Auf dem Video ist zu sehen, dass die Polizei eine Demonstrantin festnehmen will. Diese wehrte sich jedoch vehement. Daraufhin fasste einer der Polizisten der Frau an den Po.
Demonstrantin im Iran kann befreit werden
In sozialen Medien reagierten Menschen empört und fragten, wie die Polizei eines islamischen Staates solch einen sittenwidrigen und sexistischen Übergriff begehen könne. Die Demonstrantin konnte letztendlich mit Hilfe von anderen Demonstranten freikommen.
Genauso peinlich für das System war auch eine PR-Aktion auf dem Vali Asr-Platz im Zentrum Teherans. Ein riesiges Werbebanner mit Bildern von 50 bedeutenden Frauen sollte deren Leistungen für das Land würdigen. Das eigentliche Ziel war aus Sicht von Kritikern jedoch zu zeigen, dass die islamische Republik nicht frauenfeindlich sei.
Peinlicher PR-Gau der Regierung
Aber schon kurze Zeit später forderten einige der Frauen - sowie die Familien der verstorbenen Persönlichkeiten - ihre Bilder zu entfernen. Das System habe kein Recht, ohne Erlaubnis mit diesen Personen Propaganda zu machen, um so die Frauenbewegung gegen Diskriminierung zu untergraben. Nach dem peinlichen PR-Gau mussten die Verantwortlichen das Banner abnehmen und mit einem bildlosen Plakat ersetzen.
Seit Mitte September erschüttern landesweite Proteste das Land. Auslöser war der Tod der 22-jährigen Kurdin Mahsa Amini, die von der Sittenpolizei festgenommen worden war und am 16. September in Gewahrsam starb. Der Aufstand wird hauptsächlich von Frauen und jungen Iranern getragen. Die Sicherheitsbehörden gehen teilweise mit großer Brutalität gegen die Demonstranten vor. Bislang soll es bis zu 200 Tote gegeben haben, darunter auch 23 Kinder und Jugendliche wie Menschrechtsorganisationen berichten. Dieses Vorgehen untermauere, "mit welcher Brutalität" die Behörden versuchten, die Proteste im Land zu unterdrücken, erklärte Amnesty International.
Bei den getöteten Kindern handelt es sich dem Amnesty-Bericht zufolge um 20 Jungen im Alter zwischen 11 und 17 Jahren und drei Mädchen, von denen zwei 16 und eines 17 Jahre alt waren. Die meisten Jungen wurden demnach von Sicherheitskräften erschossen, drei Mädchen und ein Junge seien "nach tödlichen Schlägen durch Sicherheitskräfte" gestorben, hieß es in dem Bericht.