Eine Explosion hat die rund 19 Kilometer lange Kertsch-Brücke zwischen Russland und der 2014 völkerrechtswidrig annektierten Krim beschädigt – nicht zum ersten Mal. Die 2018 vom russischen Präsidenten Wladimir Putin persönlich eröffnete Brücke über die Straße von Kertsch ist für Russland ein wichtiger Versorgungsweg, um die in der Ukraine kämpfenden Soldaten mit militärischer Ausrüstung zu versorgen. Im Oktober 2022 war die Brücke bei einer Explosion schon einmal schwer beschädigt worden, wurde aber wieder repariert. Ende Mai räumte der ukrainische Geheimdienst erstmals eine Beteiligung an der Explosion ein. Auch dieses Mal scheint es ein Angriff von ukrainischer Seite zu sein.
Was wir über den Vorfall auf der Krim-Brücke wissen
Gegen 3.30 Uhr am Montagmorgen hat sich auf der östlichen Fahrbahn der Brücke eine Explosion ereignet. Der Verkehr sei deswegen im Bereich des 145. Stützpfeilers der Brücke gestoppt worden, teilte der Chef der besetzten Krim, Sergej Aksjonow, laut staatlicher Nachrichtenagentur Tass am Montag auf Telegram mit – er sprach allerdings von einem "Notfall", ohne Details zu nennen. Nach Behördenangaben sind zwei Menschen ums Leben gekommen: ein Mann und eine Frau, die in ihrem Auto auf der Brücke gefahren seien, erklärte das für schwere Verbrechen zuständige Ermittlungskomitee Russlands. Ihre minderjährige Tochter sei bei dem Angriff verletzt worden. Sie wurde laut dem Gouverneur des Gebiets Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, ins Krankenhaus gebracht worden. Die Opfer stammten laut seiner Videobotschaft aus dem russischen Gebiet Belgorod.
Videos und Fotos, die das Verifikationsteam von stern und RTL auf ihre Echtheit überprüft haben, zeigen eine durchgerissene und nach außen hängende zweispurige Fahrbahn der Brücke in Richtung Taman, also in Fahrtrichtung Russland.
Was wir nicht wissen
Die wichtigste Frage ist aktuell: Wer ist für die Explosion verantwortlich? Russland hat offiziell von einem "Terrorakt" gesprochen und ukrainische Geheimdienste für den "Notfall" verantwortlich gemacht. Die Brücke sei am frühen Montagmorgen von Überwasserdrohnen attackiert worden, teilte das russische Anti-Terror-Komitee mit.
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Die Nachrichtenagentur AFP will aus Kreisen des ukrainischen Inlandsgeheimdienstes SBU erfahren haben, die Attacke sei eine "Spezialoperation" des SBU und der Marine gewesen. Dabei seien Marinedrohnen zum Einsatz gekommen. Zum Vorgehen der ukrainischen Kräfte berichtet AFP, es sei laut SBU-Kreisen "schwer", aber "am Ende möglich" gewesen, die Brücke zu erreichen. Mehrere staatliche Vertreter der Ukraine äußerten sich am Montag zufrieden mit dem Angriff. Der ukrainische Präsidentenberater Michailo Podoljak schrieb auf Twitter, alle "illegalen Einrichtungen", die dazu genutzt würden, "russische Massenmordinstrumente" zu liefern, hätten "notwendigerweise ein kurzes Leben". Eine offizielle Bestätigung für eine Beteiligung an dem Vorfall gibt es aus Kiew bislang nicht. Es deutet also Vieles darauf hin, dass die Ukraine für die Explosion verantwortlich ist – gesichert ist das allerdings noch nicht.