Marokko Mindestens 39 Tote nach Anschlägen in Casablanca

Bei einer Serie von Selbstmordattentaten in der marokkanischen Hafenstadt Casablanca wurden in der Nacht zum Samstag mindestens 39 Menschen getötet und 60 verletzt. Wieder wird El Kaida verdächtigt.

Bei einer Serie von Selbstmordanschlägen im Zentrum der marokkanischen Metropole Casablanca sind in der Nacht zum Samstag mindestens 39 Menschen getötet worden. 60 weitere wurden bei den fünf Explosionen verletzt, einige von ihnen lebensgefährlich, sagte Innenminister Moustafa Sahel in Rabat. Die meisten Todesopfer sind Marokkaner. Auch könnten bis zu zehn mutmaßliche Attentäter umgekommen sein. "Der internationale Terrorismus hat heute Nacht Casablanca angegriffen", sagte der Minister im Fernseh-Sender 2M.

Spanier unter den Todesopfern

Unter den Todesopfern der insgesamt fünf Selbstmordanschläge werden zahlreiche Spanier befürchtet. Bei der Explosion im Restaurant des spanischen Kulturhauses «Casa España» seien möglicherweise 12 bis 14 seiner Landsleute ums Leben gekommen, sagte der Vorsitzende der privaten Einrichtung, Rafael Bermúdez, dem Rundfunk in Madrid. Das spanische Außenministerium konnte diese Angaben nicht bestätigen. Zum Zeitpunkt der Attentate hätten sich bis zu 150 Menschen in dem Restaurant befunden, sagte Bermúdez weiter. In dem Kulturhaus hatten sich drei der Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt.

Drei Autobomben

Die staatliche Nachrichtenagentur MAJ zitierte den Innenminister mit den Worten, je eine Autobombe sei vor einem Zentrum der jüdischen Gemeinde, dem belgischen Konsulat und dem in der Altstadt gelegenen Hotel Safir explodiert. Eine vierte Bombe, die offenbar nicht in einem Auto versteckt war, ging nahe dem spanischen Kulturzentrum in die Luft. Die Explosionen ereigneten sich um 22.00 Uhr (24.00 Uhr MESZ). Die meisten Toten soll es nach Berichten marokkanischer Journalisten beim spanischen Kulturzentrum gegeben haben. Nach den Selbstmordanschlägen in Saudi-Arabien am Montag hatten die Behörden weltweit vor einem erhöhten Anschlagsrisiko durch die El-Kaida-Organisation des Moslem-Extremisten Osama Bin Laden gewarnt.

Blutflecke noch in fünf Metern Höhe

Die belgische Botschaft in Rabat teilte mit, zwei Polizisten, die das belgische Konsulat in Casablanca bewacht hätten, seien getötet worden. Das stark beschädigte Gebäude liege einem von einem Juden betriebenen italienischen Restaurant gegenüber. Ein Polizist vor dem jüdischen Gemeindezentrum sagte, die Anschläge seien offenbar von Selbstmordattentätern ausgeführt worden. Über die Zahl der Opfer vor Ort konnte er keine Angaben machen. Das einstöckige Gebäude wurde durch die Explosion stark beschädigt. An der Fassade waren Blutflecken selbst noch in fünf Meter Höhe zu erkennen.

Drei Verdächtige festgenommen

Sahel sagte dem Sender 2M, er vermute, Personen mit Verbindungen zu internationalen Terroristengruppen hinter den Anschlägen in Casablanca. Drei verdächtige Männer seien festgenommen worden. Einer von ihnen habe offenbar einen Selbstmordanschlag geplant. "Dort auf dem Platz sind überall Leichenteile", sagte ein marokkanischer Journalist, der dem britischen Sender BBC die Situation vor dem spanischen Kulturzentrum schilderte.

Granate am Gürtel gezündet

Im spanischen Rundfunk hieß es, ein Selbstmordattentäter habe am spanischen Kulturzentrum eine Granate gezündet, die er an seinem Gürtel getragen habe. Spanien war einer der Befürworter des US-geführten Irak-Krieges. Casablanca ist mit drei Millionen Einwohnern die größte Stadt Marokkos. Sie ist das Wirtschaftszentrum des Landes. Das US-Außenministerium erklärte, eine US-Einrichtung sei nicht getroffen worden. Aus US-Regierungskreisen verlautete, die koordinierten Anschläge ließen auf El Kaida als Drahtzieher schließen. Für eine endgültige Beurteilung sei es aber zu früh.

Wieder El Kaida verdächtigt

Der Minister machte den "internationalen Terrorismus" für die Attentate verantwortlich. Sie trügen die gleiche Handschrift wie die Anschläge vier Tage zuvor in der saudischen Hauptstadt Riad, die dem Terror-Netzwerk El Kaida zugeschrieben wurden. Dort starben 34 Menschen.

Ähnliches Muster wie in Riad

Mit drei aufeinander abgestimmten Anschlägen in der saudiarabischen Hauptstadt Riad hatten am Montag mutmaßliche Mitglieder der El Kaida mindestens 34 Menschen getötet. Die Attentäter hatten sich den Weg in ein überwiegen von Ausländern bewohntes Viertel freigeschossen und dann Autobomben gezündet. El Kaida gilt als Experte für aufeinander abgestimmte Anschläge. Die Gruppe gilt als Drahtzieher der Flugzeug-Anschläge vom 11. September 2001 in den USA, bei den rund 3.000 Menschen getötet wurde. Zudem machen die USA El Kaida für die fast zeitgleichen Anschläge auf ihre Botschaften in Kenia und Tansania 1998 verantwortlich, bei denen 224 Menschen getötet wurden.

Weiter Warnung vor Kenia-Reisen

Viele Regierungen hatten in den vergangenen Tagen vor neuen Anschlägen der El Kaida gewarnt. So empfahl das Auswärtige Amt in Berlin am Freitag wegen aktueller Hinweise auf Anschläge von Reisen nach Kenia abzusehen. Die britische Regierung setzte am Donnerstag alle Flüge britischer Fluggesellschaften von und nach Kenia aus und warnte ihre Bürger am Freitag auch vor Terrorgefahren in sechs weiteren ostafrikanischen Ländern. Die USA hatten ebenfalls vor Keniareisen gewarnt, wo eine "glaubwürdige Bedrohung durch terroristische Anschläge" bestehe. Australien und Neuseeland warnten vor Reisen nach Südostasien.