Krieg gegen die Ukraine Moskau lässt ganz Ukraine beschießen – aber was wollte man im Westen des Landes treffen?

Ein Mann betrachtet sein beschädigtes Haus nach einem Raketenangriff
Ein Mann betrachtet sein beschädigtes Haus nach einem Raketenangriff in einem Dorf in der Nähe der westukrainischen Stadt Lemberg
© YURIY DYACHYSHYN / AFP
Nach dem Raketeneinschlag in Polen wird noch nach den Verantwortlichen gesucht; es gibt Hinweise, dass es sich um eine Flugabwehrrakete aus der Ukraine gehandelt hat. Russland hatte zuvor zahlreiche Raketen auf das Land abgefeuert. Was waren mögliche Ziele im Westen der Ukraine?

Zeitgleich mit neuen massiven russischen Luftangriffen auf die Ukraine schlug am Dienstag eine Rakete auf dem Gebiet des Nato-Mitglieds Polen ein. Mindestens zwei Menschen starben dabei. Die Nato und Polen gehen aktuell "nicht von einem gezielten Angriff" aus. Vermutlich handelt es sich um eine Flugabwehrrakete, die die Ukraine als Reaktion auf den russischen Beschuss abgefeuert hat und die versehentlich in Polen gelandet ist.

Wärmekraftwerk als mögliches Ziel

Nach ukrainischer Zählung schickten die russischen Streitkräfte mehr als 90 Raketen und Kampfdrohnen auf das Gebiet der Ukraine. Der ukrainischen Luftwaffe zufolge war es der schwerste russische Angriff auf die Energieversorgung des Landes seit Kriegsbeginn am 24. Februar. Auch wenn ein Großteil der anfliegenden Geschosse abgefangen worden sei, hätten die Einschläge der anderen Raketen schwere Schäden an der Energieversorgung angerichtet. Für etwa zehn Millionen Menschen fiel zeitweise der Strom aus, wie Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte.

Tatsächlich befindet sich in der Nähe vom polnischen Przewodow auf der Seite der Ukraine ein Kraftwerk: das Wärmekraftwerk Dobrotworskaja in der Stadt Dobrotwir. Das Nachrichtenportal Nexta hatte berichtet, dass dies vermutlich ein Ziel russischer Raketen gewesen sein könnte.

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Der Betreiber DTEK beliefert Polen von diesem Kraftwerk aus mit Strom.

Es gibt auch Spekulationen darüber, dass eine ukrainische Militärbasis im Westen des Landes Ziel von russischen Raketen war. Das bulgarische Nachrichtenportal actualno.com berichtet, dass sich etwa 70 Kilometer Luftlinie von Przewodow eine Militärbasis der Ukraine befindet. Diese ist auch auf Satellitenbildern zu erkennen. Laut Oleksiy Arestovych, Berater des politischen Büros des ukrainischen Präsidenten Selenskjy, wollten die Russen diese Militärbasis treffen, aber sie verfehlten, zitiert actualno.com Arestovych.

Der Militärstützpunkt Jaworiw war bereits im März Ziel russischer Angriffe, wie das ZDF damals berichtete. Dabei seien mindestens 35 Menschen getötet und 134 weitere seien verletzt worden.

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Russland greift Energie-Anlagen an

Das russische Verteidigungsministerium hat den massiven Raketenangriff auf die Energieversorgung der Ukraine mit deren angeblicher militärischer Bedeutung zu rechtfertigen versucht. Ziel der Attacke seien "das militärische Kommandosystem der Ukraine und die damit verbundenen Energie-Anlagen" gewesen, sagte Sprecher Igor Konaschenkow am Mittwoch in Moskau. Russland habe die Raketen am Vortag von Flugzeugen und von Schiffen aus abgeschossen. Das Ziel des Angriffs sei erreicht worden, sagte er.

Der russische Militärsprecher Konaschenkow stellte es so dar, als sei die Hauptstadt Kiew nicht angegriffen worden. Die Schäden in der Millionen-Metropole seien von herabstürzenden Trümmern ukrainischer Flugabwehrraketen verursacht worden, behauptete er.

Was die Raketentrümmer in dem ostpolnischen Dorf Przewodow an der Grenze zur Ukraine angeht, da waren sich Russland und Nato ausnahmsweise mal einig. Auch die Russen sehen das Flugabwehrsystem S-300 der Ukraine hinter den Vorfall in Polen. Zu diesem Schluss seien russische Rüstungsexperten durch die Analyse von Fotos der Trümmerteile an der Einschlagstelle gekommen. Vorherige Angaben, dort sei am Dienstag eine russische Rakete eingeschlagen, nannte Konaschenkow eine Provokation. Russland habe im Abstand von 35 Kilometern zur polnischen Grenze keine Ziele beschossen, sagte er.

DPA · AFP
rw / Mitarbeit mod

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