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Parteitag der Republikaner in Tampa Ryan attackiert Obamas Wirtschaftspolitik

Was im Wahlkampf immer funktioniert: den Konkurrenten schlechtzureden. Beim Parteitag der Republikaner in Tampa hat Romney-Vize Paul Ryan voll gegen Barack Obama ausgeholt.

Die schwache Wirtschaft und die hohen Schulden sind die Trümpfe des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney im Kampf um das Weiße Haus - und mit seinem Vize Paul Ryan hat er jemanden, der diese Karten gnadenlos ausspielt. Mit scharfen Worten richtete der Nachwuchsstar der Republikaner am Mittwoch auf dem Parteitag in Tampa über die Präsidentschaft von Barack Obama. "Sie begann mit einer Finanzkrise, sie endet mit einer Jobkrise", sagte Ryan. "Sie begann mit einem AAA-Rating für die USA, sie endet mit einem herabgestuften Amerika."

Vor knapp drei Wochen hatte Romney den 42-jährigen Abgeordneten aus Wisconsin, der seit Jahren im Kongress gegen einen ausufernden Staat kämpft, als seinen Vizekandidaten vorgestellt. Unter dem Jubel der Delegierten machte Ryan die Nominierung auf dem Parteitag nun perfekt. "Ich nehme die Pflicht an mitzuhelfen, unsere Nation aus einer Jobkrise und zurück zu Wohlstand zu führen", sagte er. "Ich nehme den Ruf meiner Generation an, unseren Kindern jenes Amerika zu geben, das uns gegeben wurde."

Vorwurf der Untätigkeit

Ryans Abrechnung mit Obamas Wirtschaftspolitik riss die Delegierten in der in den US-Nationalfarben Rot, Weiß und Blau geschmückten Arena mehrfach von den Stühlen. Zunächst nahm er sich die milliardenschweren Konjunkturprogramme vor, mit denen Obama nach seiner Amtsübernahme Anfang 2009 das Land aus der schwersten Rezession seit den 30er Jahren führen wollte. "Das Geld wurde nicht nur ausgegeben und verschwendet - es wurde geliehen, ausgegeben und verschwendet", wetterte Ryan.

Dann sprach er über die Gesundheitsreform des Präsidenten. Anstatt alle seine Kraft auf die Erholung der Wirtschaft und den Abbau der Arbeitslosigkeit zu lenken habe Obama ein Gesetz durchgepeitscht, "das keinen Platz in einem freiheitlichen Land hat". Schließlich kreidete er dem Präsidenten angesichts des Schuldenberges von fast 16 Billionen Dollar Untätigkeit an. "In Europa hat massive Verschuldung ganze Regierungen an den Rand des Zusammenbruchs gebracht, und er macht weiter nichts", sagte Ryan.

Ryan ist der Kopf hinter der republikanischen Haushaltspolitik im Kongress. Seit Jahren verfechtet der Chef des Haushaltsausschusses im Repräsentantenhaus in Washington die alten Rezepte der Partei gegen den hohen Schuldenstand und das maue Wirtschaftswachstum: weniger Staat, niedrigere Steuern, radikale Reformen des Sozialsystems.

Hoffnung auf neuen Wohlstand

"Nach vier Jahren, in denen die Regierung versucht hat, den Wohlstand zu verteilen, werden wir Amerika wieder dazu bringen, Wohlstand zu schaffen", sagte Ryan. "Amerika braucht eine Kehrtwende, und der Mann für den Job ist Gouverneur Romney." Der Berufspolitiker Ryan versprach, gemeinsam mit dem früheren Finanzinvestor Romney das Land aus der Krise zu holen. "Wir werden uns vor den schweren Themen nicht wegducken - wir werden führen."

In der von Millionen Fernsehzuschauern verfolgten Rede gab sich Ryan als heimatverbundener Mann aus der Mittelschicht - ein Gegenpunkt zu Multimillionär Romney, mit dem sich die meisten Wähler nur schwer identifizieren können. Mit seiner Frau und den drei Kindern lebe er in derselben Nachbarschaft in Janesville in Wisconsin, in der er aufgewachsen sein. Noch immer gehöre er derselben Kirchengemeinde wie früher an. Auch den Tod seines Vaters - damals war Ryan ein Teenager - sprach er an. "Ich würde mir gern vorstellen, dass er stolz auf mich wäre", sagte der Abgeordnete.

Karen Hauserman ist eine Delegierte aus Kansas, auf einer abgelegenen Farm schmeißt sie dort den Haushalt. Ryans Auftritt hat sie überzeugt. "Er ist mutig. Er steht ein für das, woran er glaubt", sagte sie. Auch Deb Lucia aus Kansas ist mit dem Vizekandidaten sehr zufrieden. "Er versteht die Fragen der Haushaltspolitik und er ist ein echt kluger Kerl", sagt sie. Vor allem aber mag sie an Ryan, wie "bodenständig" dieser sei. Romney, der am Donnerstag auf dem Höhepunkt des Parteitags zum Obama-Herausforderer Nummer eins gekrönt werden soll, wird diese Eigenschaft nur schwerlich abgenommen.

kgi/Gregor Waschinski, AFP AFP

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