Knapp zwei Wochen nach ihrer Geiselnahme in der Osttürkei sind die drei Bergsteiger aus Bayern wieder glücklich in Deutschland gelandet. Die tags zuvor von den kurdischen PKK-Rebellen freigelassenen Männer trafen am Montagnachmittag mit einer Lufthansa-Maschine aus Ankara kommend auf dem Münchner Flughafen ein. Einer von ihnen berichtete vor Journalisten, sie seien von den Entführern relativ gut behandelt worden.
Der 33-jährige Lars Holger R. zeigte sich vor allem erleichtert, dass es zu keiner Militäroperation gekommen ist. "Es war unsere größte Sorge, dass wir in Gefechte verwickelt würden", fügte die jüngste der drei Exgeiseln hinzu. Er dankte dafür den deutschen und türkischen Behörden ausdrücklich. Die drei Bergsteiger im Alter von 33, 47 und 65 Jahren waren am 8. Juli bei einer Expedition auf den Berg Ararat von Rebellen der Kurdischen Arbeiterpartei PKK verschleppt worden.
Unmittelbar nach ihrer Landung in München wurden sie, abgeschottet von der Öffentlichkeit, von ihren Familien und Freunden sowie auch den nicht entführten Teilnehmern der Bergtour in Empfang genommen. Lars Holger R. bat auch im Namen seiner Kameraden um Verständnis, wenn sie vorerst keine Fragen zum Ablauf der Entführung beantworten wollten. "Es geht uns physisch ziemlich gut, psychisch bleibt sicherlich das eine oder andere zu verarbeiten", sagte er auf einer kurzen Pressekonferenz mit dem bayerischen Innenminister Joachim Herrmann, der die Freigelassenen nach der Landung in München begrüßte.
"Wir sind froh, dass wir heil und gesund wieder angekommen sind", sagte der Freigelassene, der mit seinen beiden Kameraden zwölf Tage in der Gewalt der Entführer war. Es sei eine schwierige Zeit gewesen, "aber schlussendlich haben wir sie gut überstanden", fügte er hinzu. Jetzt aber wollten sie das Ganze erst einmal ein wenig sacken lassen.
Herrmann lobt Auswärtiges Amt
Der CSU-Politiker Herrmann dankte ebenfalls allen Beteiligten für die erfolgreichen Bemühungen um die Freilassung der Entführten. Er erwähnte namentlich das Bundeskriminalamt, das Landeskriminalamt in Bayern und die Polizeibehörden, ganz besonders aber das Auswärtige Amt mit seinem Krisenstab. Nach den Worten des bayerischen Innenministers war der Informationsfluss sehr gut. Es sei schon seit einiger Zeit bekannt gewesen, dass die drei verschleppten Bergsteiger freigelassen werden sollten.
Die Bergsteiger waren am 8. Juli von bewaffneten Rebellen der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK auf dem Berg Ararat verschleppt worden. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes verbrachten die Männer die Nacht nach ihrer Freilassung in einem Gästehaus der türkischen Regierung in Agri, wo sie von der deutschen Botschaft betreut wurden. Der Provinzgouverneur von Agri, Mehmet Cetin, ließ die Bergsteiger per Bus zum nächstgelegenen Flughafen in der Stadt Erzurum bringen, von wo aus sie nach Ankara flogen. Am Flughafen in Ankara wurden sie vom deutschen Botschafter Eckart Cuntz begrüßt.
Freigelassen auf 2200 Meter Höhe inmitten von Felsen
Fünf bewaffnete PKK-Angehörige hatten die Bergsteiger aus einem Camp am Berg Ararat auf 3200 Meter Höhe verschleppt. Die insgesamt 13 Männer und Frauen der Gruppe wurden in der Nacht vor der Gipfelbesteigung des 5165 Meter hohen Berges überfallen. Nach Angaben der türkischen Zeitung "Sabah" mussten die drei Bayern mit ihren Entführern ständig das Versteck wechseln. Die PKK-Kämpfer hätten ihre Geiseln - aus Angst, von Sicherheitskräften entdeckt zu werden - gezwungen, mit ihnen immer wieder durch das Gebirge zu marschieren. Freigelassen worden seien sie am Sonntag schließlich auf einer Höhe von 2200 Metern, inmitten von Felsen.
Die PKK hatte als Gegenleistung für eine Freilassung gefordert, dass Berlin seine "feindliche Politik" gegenüber der Bewegung und dem kurdischen Volk beenden müsse. Die Bundesregierung hatte erklärt, sie lasse sich nicht erpressen. Die PKK, die auch Militärlager im Nordirak unterhält, kämpft für einen eigenen Staat der Kurden oder zumindest ein Autonomiegebiet im Südosten der Türkei. Gouverneur Cetin beschrieb die deutsch-türkische Zusammenarbeit während der Geiselkrise in der Zeitung "Radikal" als "sehr gut". Die Zeitung "Vatan" mutmaßte, die Geiselnehmer hätten schließlich aufgegeben, weil die Armee das Gebiet erfolgreich umzingelt habe.