Präsidentenwahl in Österreich Fischers Sieg gilt als ausgemacht

Die Wahl des Bundespräsidenten hat am Sonntag deutlich weniger Österreicher an die Urnen gerufen als vor sechs Jahren.

Die Wahl des Bundespräsidenten hat am Sonntag deutlich weniger Österreicher an die Urnen gerufen als vor sechs Jahren. Die Beteiligung lag am Mittag unter den Zahlen von 2004. Die Wiederwahl des amtierenden Staatsoberhaupts Heinz Fischer, dessen Hauptgegnerin die umstrittene Barbara Rosenkranz von der rechtspopulistischen FPÖ war, galt Umfragen zufolge als sicher.

Drei Stunden nach Öffnung der Wahllokale hatten in der Hauptstadt Wien erst knapp elf Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Bei der Wahl vor sechs Jahren waren es zur gleichen Zeit bereits fast 16 Prozent. Auch aus den meisten anderen Regionen meldeten die Behörden kurz nach Mittag eine deutlich niedrigere Wahlbeteiligung als 2004 zur gleichen Zeit.

Letzte Umfragen vor der Wahl hatten für Fischer rund 80 Prozent der Stimmen vorausgesagt. Der 71-Jährige, der 2004 aus der sozialdemokratischen SPÖ austrat, um sich als unabhängig zu präsentieren, gab am Mittag in Wien seine Stimme ab. Seine Stimmung beschrieb der als ruhig und ausgeglichen geltende Politiker als "entspannt". Sein Ziel sei eine "deutliche Mehrheit" der Stimmen, zitierte ihn die österreichische Nachrichtenagentur APA.

Fischers Sieg galt auch deshalb als sicher, weil die ebenfalls an der Regierung beteiligte konservative ÖVP selbst keinen Kandidaten aufgestellt hatte. Für Kritik sorgte die ÖVP, indem sie zur Abgabe eines leeren Stimmzettels aufrief.

Die konservative zehnfache Mutter Rosenkranz kam in letzten Umfragen auf rund 15 Prozent, der dritte Kandidat Rudolf Gehring auf etwa fünf Prozent. Die beiden Herausforderer Fischers gaben bereits am Morgen ihre Stimme ab.

Die 51-jährige Rosenkranz hatte im Wahlkampf mit ihrer Kritik am Verbotsgesetz die Gemüter erhitzt, das die Leugnung des Holocaust und die Bildung von NS-Gruppierungen untersagt. Das Gesetz beschränke das Recht auf freie Meinungsäußerung, erklärte sie jüngst und musste sich nach einem Sturm der Entrüstung öffentlich von der Ideologie des Nationalsozialismus distanzieren. Auch dass sie nie deutlich von den politischen Aktivitäten ihres Mannes Abstand nahm, sorgte für Unmut. Horst Jakob Rosenkranz war einst Mitglied der inzwischen verbotenen NPD und gibt die rechtsextreme Zeitung "Fakten" heraus.

Auch Gehring, Chef der Christlichen Partei, stieß mit seiner Kampagne häufig auf Kritik. Der erklärte Abtreibungsgegner flocht immer wieder Gebete und Gottesdienste in seine Auftritte ein - mit dem Ergebnis, dass sich die katholische Kirche des Landes von ihm distanzierte.

Rund 6,35 Millionen Wahlberechtigte waren am Sonntag an die Urnen gerufen, darunter erstmals auch 16- und 17-Jährige. Die Wahllokale sollten um 17.00 Uhr MESZ schließen, ein vorläufiges Endergebnis sollte etwa zwei Stunden später feststehen. Der Bundespräsident, der in Österreich für sechs Jahre gewählt wird, hat vor allem repräsentative Aufgaben. Regierungschef ist der Bundeskanzler, den er ernennt.

AFP
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