Ronan Farrow ist Jurist und war einer der Journalisten, die maßgeblich den Weinstein-Missbrauchsskandal mit aufgedeckt haben – dafür wurde er mit dem renommierten Pulitzer-Preis ausgezeichnet. In seinem Privatleben ist er nebenbei der Sohn von Mia Farrow und Woody Allen. Nun hat der 31-Jährige ein Buch über die Schwierigkeiten geschrieben, mit denen er im Zuge der Weinstein-Recherche zu kämpfen hatte. "Catch and Kill" heißt es, rangiert auf Platz zwei der "New-York-Times"-Bestsellerliste und ist benannt nach einer fragwürdigen Verheimlichungspraxis, mit der Prominente versuchen, unliebsame Enthüllungen zu unterdrücken.
"Kultur der Vertuschung in den Medien"
In der US-Talkshow von Stephen Colbert erklärte Farrow das Prinzip, von dem sowohl der gefallene Hollywood-Produzent Henry Weinstein lange Jahre profitierte als auch andere einflussreiche Personen wie etwa US-Präsident Donald Trump. Farrow spricht von einer "Kultur der Vertuschung in den Medien und einem System geheimer Abmachungen", um Verfehlungen zu verheimlichen. Besonders das den US-Präsidenten nahestehende US-Revolverblatt "National Enquirer" aus dem AMI-Verlag ist eine regelrechte Anlaufstelle für Promis, die eine Geschichte "eingefangen und beerdigt" sehen wollen.
Farrow erzählte in der Sendung von einem Gerücht, dass den ebenfalls wegen Missbrauch beschuldigten und mittlerweile verstorbenen US-Banker Jeffrey Epstein als auch Donald Trump betrifft. So habe es eine anonym aufgegebene Anzeige gegeben, die Epstein und Trump des Missbrauchs einer Minderjährigen bezichtigt. "Ob die Anschuldigungen stimmen, ist völlig unklar", sagte der Journalist. "Aber uns ist der Nachweis gelungen, dass das Trump-Team mit dem AMI-Verlag deswegen im engen Austausch stand und der seine Reporter losgeschickt hat, die Geschichte zu bekommen."
Material für und gegen Donald Trump
Problematisch sei das Ganze auch deswegen, weil das Blatt auf diese Weise Donald Trump im Wahlkampf geholfen habe, und zugleich an potenziell erpresserisches Material gegen ihn komme, mit dem sich sogar Einfluss auf die große Politik nehmen lasse, so Farrow.
Die bislang bekannteste "Catch and Kill"-Geschichte aus dem "Enquirer"-Trump-Universum betrifft einen lange zurückliegenden Seitensprung mit dem Model Karen McDougal. Das Blatt hatte die Informationen ursprünglich im aufziehenden Wahlkampf vom Markt weggekauft, um Trump zu schützen. Farrow will im Zuge seiner Recherche sogar die gesamte Trump-"Giftliste" gesehen haben, auf der alle potenziell schädlichen Verfehlungen versammelt waren. "Sie heißt in etwa 'beerdigte Geschichten über Donald Trump' und umfasst rund 60 Einträge", sagt Farrow. Er schränkt aber sofort auch ein, dass darunter keine bislang unbekannten Skandale seien. "Da gibt es etwa fünf Affären oder einen Vorwurf des Ehebruchs, der aber schon bekannt ist."
Am Ende gabs eine Schredderparty
Die eigentliche Geschichte dabei ist nach Ansicht von Ronan Farrow aber der Umstand, dass der Verlag das Material überhaupt gesammelt und darüber mit Trump und seinem Team in Kontakt gestanden habe. "Und dann vor der Wahl haben sie sie in dem Aktenvernichter geworfen. "Es gab sogar eine Schredderparty", so Farrow.
Quellen: Late Show with Stephen Colbert, DPA, "Hollywood Reporter", "New York Times"-Besteller