Die Nachricht sorgte am Mittwoch für Aufsehen: Die Vereinigten Staaten fordern ihre Staatsbürger auf, aus Russland auszureisen. "US-Bürger sollten nicht nach Russland reisen, und diejenigen, die in Russland wohnen oder reisen, sollten Russland sofort verlassen, solange begrenzte kommerzielle Reisemöglichkeiten bestehen", ruft die Moskauer US-Botschaft in einer Mitteilung auf.
US-Staatsangehörige zur Ausreise aus Russland aufgerufen
Insbesondere jene Bürgerinnen und Bürger mit doppelter Staatsangehörigkeit sind demnach zur Ausreise angehalten. Russland könnte sich weigern, die US-Staatsbürgerschaft anzuerkennen und sie zum Militärdienst einziehen, warnt die Botschaft in ihrem "Security Alert". Auch die Ausreise könnte verhindert werden.
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Zudem seien inzwischen die Möglichkeit der Botschaft, US-Bürgerinnen und -Bürgern konsularische Unterstützung zukommen zu lassen, eingeschränkt.
Auch das Auswärtige Amt hat seine Reise- und Sicherheitshinweise für Russland am Mittwoch aktualisiert – der Krisenstab bewertet die Lage kontinuierlich. Zur Ausreise werden Deutsche jedoch (bislang) nicht gedrängt, allerdings gilt der eindeutige Hinweis: "Von Reisen in die Russische Föderation wird abgeraten." Für die an die Ukraine angrenzenden Regionen Russlands gilt darüber hinaus eine Reisewarnung. "Sie sollten dennoch gründlich abwägen, ob eine Reise nach Russland derzeit erforderlich ist", empfiehlt das Auswärtige Amt. "Wenn Sie sich derzeit in der Russischen Föderation aufhalten, prüfen Sie, ob Ihre Anwesenheit zwingend erforderlich ist. Falls nicht, erwägen Sie eine Ausreise."
Auswärtiges Amt warnt vor Gefahren in Russland
Für Menschen mit russischer und deutscher Staatsangehörigkeit weist das deutsche Außenministerium analog zu den US-Diplomatinnen und -Diplomaten auf die Gefahr hin, in die russischen Streitkräfte eingezogen zu werden. "Die Botschaft kann ihnen keinen konsularischen Schutz gewähren."
Wer dennoch unbedingt nach Russland reisen will oder muss, hat sich dem Auswärtigen Amt zufolge auf zahlreiche Schwierigkeiten einstellen, das beginnt schon bei der Einreise. Züge und Fähren fahren nicht und auch Direktflüge gibt es nicht mehr. Viele Flughäfen, vor allem im Süden Russlands, sind geschlossen. Darüber hinaus ist ein aktueller PCR-Test vor dem Grenzübertritt vorzulegen, EU-Impfzertifikate sind nicht gültig.
Im Land lauern demnach weitere Hürden, die auch in den Sanktionen gegen Russland begründet sind: Deutsche Kreditkarten funktionieren nicht, auch das Abheben von Bargeld an Geldautomaten ist nicht möglich, gleiches gilt für Überweisungen aus der EU.
Hinzu kommt die angespannte Sicherheitslage in Teilen Russlands. In mehreren Regionen an der Grenze zur Ukraine haben die Behörden den Notstand ausgerufen, daneben herrscht dem Auswärtigen Amt zufolge eine allgegenwärtige Terrorgefahr, jedoch auch die Gefahr, Opfer von Alltagskriminalität zu werden: Taschendiebstahl, Betrug, Überfälle.
Klar ist auch: In Russland sollten sich Reisende Kommentare zur Politik Putins verkneifen: "Sowohl private als auch geschäftliche kritische Äußerungen zu aktuellen politischen Entwicklungen in allen sozialen Medien können mit unberechenbaren persönlichen Risiken verbunden sein. Es wird zu äußerster Zurückhaltung geraten."
Quellen: Botschaft der Vereinigten Staaten in Moskau, Auswärtiges Amt, Nachrichtenagentur DPA