Dritter Tag des Krieges Die Schlacht um Kiew: Hochhaus von Rakete getroffen, Kämpfe mitten in der Stadt

Ukraine: Ein Hochhaus mitten in Kiew, das von einer Rakete getroffen worden ist.
Ukraine: Ein Hochhaus mitten in Kiew, das von einer Rakete getroffen worden ist. Experten bemerken, dass es eine Flugabwehrrakete sein könnte, die vom Kurs abgekommen ist. 
© Staatliche Dienst der Ukraine für Notfallsituationen
Wladimir Putin setzt seinen Krieg in der Ukraine fort. Die Schlacht um Kiew geht weiter. Der dritte Tag der russischen Invasion könnte ein Wendepunkt sein. 

Am dritten Tag des Krieges droht die Schlacht um Kiew in eine entscheidende Phase zu gehen. Als der Morgen naht, mehren sich die Berichte über heftige Kämpfe in der ukrainischen Hauptstadt. Es geht um die Kontrolle über die Millionen-Metropole. In der Nacht seien mehr als 50 Explosionen und schweres Maschinengewehrfeuer gemeldet worden, berichtet "Kyiv Independent". Ein AFP-Journalist berichtete von lauten Explosionen, die am frühen Samstagmorgen im Zentrum von Kiew zu hören gewesen seien. Bewohner der Stadt meldeten Flammen im Gebiet des Kiewer Zoos am frühen Morgen, keine zehn Minuten vom Sitz des ukrainischen Präsidenten entfernt. 

Im Zentrum der Stadt wurde ein Hochhaus offenbar von einer Rakete getroffen. Dramatische Aufnahmen zeigen am Morgen die Schäden. Der staatliche Rettungsdienst der Ukraine bestätigte diese Information. Nach vorläufigen Angaben sei bei einer Explosion in einem mehrstöckigen Gebäude in Kiew niemand verletzt oder getötet. Eine Evakuierung ist im Gange.

Eine Kamera in einer der Wohnungen des Hauses nahm den Einschlag auf. Die Kamera übertrug das Signal offenbar auf das Smartphone der Bewohner. "In unserem Wohnzimmer klafft ein Loch", kommentiert eine Frau ungläubig die Aufnahmen.  

Experten merken, dass es sich eventuell um eine Flugabwehrrakete handeln könnte, die vom Kurs abgekommen ist. 

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In Kiew wurde am Morgen ein neuer Luftalarm angekündigt. Anwohner wurden aufgefordert, sich in Notunterkünfte zu begeben.

Das ukrainische Militär erklärte, man habe in der Nacht einen russischen Angriff in der Nähe der U-Bahn-Station Beresteiska abgewehrt. Nach Angaben des ukrainischen Kommandos wurde dabei ein russischer Konvoi zerstört: zwei Fahrzeuge, zwei Lastwagen mit Munition, ein Panzer. Außerdem habe es einen Angriff auf einen Posten auf der Kiewer Siegesstraße gegolten, erklärten die ukrainischen Landstreitkräfte in der Nacht zum Samstag auf ihrer Facebook-Seite. Die Siegesstraße ist eine Hauptverkehrsader der Hauptstadt. Nähere Hinweise zum Ort der Gefechte gab die Armee nicht. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben bislang nicht.

Die Kiewer Behörden fordern die Bewohner der Stadt auf, zu Hause zu bleiben, da in mehreren Gegenden der ukrainischen Hauptstadt Straßenkämpfe stattfinden würden. Der Sekretär des ukrainischen Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates Oleksiy Danilow erklärte jedoch, die Armee habe die Situation in Kiew "unter Kontrolle". "Wir halten die Horde mit allen verfügbaren Mitteln auf", fügte er kämpferisch hinzu. 

Die russische Seite kommentiert die Geschehnisse in Kiew nicht.

Kampf um Militärflughafen Wassylkiw

In einer weiteren Erklärung teilte die ukrainische Armee mit, dass in der Stadt Wassylkiw südlich von Kiew "schwere Kämpfe" im Gange seien. Russland versuche dort, "Fallschirmjäger zu landen". Mit der Luftlandeaktion versuchen russische Truppen dem Anschein nach, den Militärflughafen Wassylkiw südlich von Kiew unter ihre Kontrolle zu bringen. Bei den heftigen Kämpfen seien ukrainische Soldaten getötet und verletzt worden, sagte die Bürgermeisterin der Kleinstadt, Natalija Balassynowytsch, in der Nacht zu Samstag ukrainischen Medien. Es seien viele russische Fallschirmjäger gelandet. "Wir haben Verluste. Wir haben viele Verletzte. Es sind leider 200", sagte sie. Der Luftwaffenstützpunkt liegt etwa 40 Kilometer vom Kiewer Zentrum entfernt.

Bei den Kämpfen um Wassylkiw gab die ukrainische Armee an, eine russische Transportmaschine vom Typ Iljuschin Il-76 mit Fallschirmjägern abgeschossen zu haben. "Rache für Luhansk 2014", schrieb Generalstabschef Walerij Saluschnyj auf Twitter.

Russische Truppen hatten zuvor eine Kaserne der ukrainischen Streitkräfte im Westen von Kiew beschossen. Das teilte die ukrainische Armee mit. Der Angriff sei zurückgeschlagen worden. Die Kaserne liegt etwa sieben Kilometer vom Zentrum der Millionenstadt entfernt. Fotos zeigten hellen Feuerschein über der Stelle der Kämpfe. Auf Videos, die in sozialen Netzwerken geteilt wurden, waren Explosionen und Schüsse zu hören.

Selenskyj bleibt weiter in Kiew

US-Medienberichten zufolge lehnte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ein Angebot Washingtons ab, bei seiner Evakuierung aus der Ukraine zu helfen. "Wenn Sie uns angreifen, werden Sie unsere Gesichter sehen. Nicht unsere Rücken", erklärte Selenskyj in einer emotionalen Ansprache. 

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Am frühen Samstagmorgen wandte er sich erneut in einer Twitter-Botschaft an die Öffentlichkeit. Der Präsident der Ukraine dementierte Informationen, wonach er angeblich der Armee befohlen habe, die Waffen niederzulegen. "Ich bin hier, wir legen keine Waffen nieder. Wir werden unser Land verteidigen, denn unsere Waffen sind unsere Wahrheit. Unsere Wahrheit ist, dass dies unser Land, unser Staat, unsere Kinder sind. Und wir werden das alles schützen“, sagte Selenskyj.