Studie der Bertelsmannstiftung Gerechtigkeit in der EU: Wer Schwede ist, kann sich glücklich schätzen

… und als junger Grieche bleibt nur Hoffen und Beten. So in etwa lautet das Ergebnis des EU-Gerechtigkeitsindex. Bitter: Etwa 30 Prozent aller unter 18-jährigen Europäer sind in Zukunft von Armut bedroht.
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Dänemark gilt seit vielen Jahren, quasi offiziell, als das glücklichste Land der Welt - gerechter aber geht es beim großen Nachbarn Schweden zu. Das ist, kurz gesagt, das Ergebnis der neuen EU-Gerechtigkeitsstudie. Die Bertelsmann-Stiftung* hat sämtliche Mitgliedsländer unter sechs Aspekten untersucht. Danach liegt Dänemark auf Platz zwei, vor Finnland und den Niederlanden. Deutschland folgt erst auf Platz sieben, am Ende stehen Bulgarien, Rumänien und Griechenland.

Fünf Millionen ohne Perspektive

Die Verteilung der 28 Staaten folgt dem bekannten Nord-Süd-Gefälle: Skandinavien geht es prima, unterhalb der Alpen herrscht Tristesse. Und eine große Bevölkerungsgruppe ist der große Verlierer: Kinder und Jugendliche. Insgesamt 26 Millionen von ihnen, beziehungsweise fast 30 Prozent der unter 18-Jährigen, sind von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht. Weit mehr als fünf Millionen der Jüngeren haben kaum noch Zukunftsperspektiven, da sie weder Ausbildungsplatz noch Arbeit finden.

Sie lebten zudem entweder in Haushalten mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens, litten unter schweren materiellen Entbehrungen oder wüchsen in quasi-erwerbslosen Haushalten auf. Besonders betroffen sind der Untersuchung zufolge Jugendliche in Spanien, Griechenland, Italien und Portugal.

Deutschland, obwohl größte Volkswirtschaft, konnte seinen Index-Wert seit 2008 nur leicht verbessern. Zwar finden Jugendliche hier noch am ehesten einen Job, die Frage ist nur welchen. 40 Prozent gingen einer "atypischen Beschäftigung" nach, das heißt, sie sind trotz Vollzeitjobs von Armut bedroht - wegen befristeter Verträge und niedrigen Lohns. Außerdem hat die Bundesrepublik ein zunehmendes Problem mit der Generationengerechtigkeit. Fünf Prozent der unter 18-Jährigen müssen mit schweren materiellen Entbehrungen leben, bei den über 65 Jahre alten Bundesbürgern sind es 3,2 Prozent. Auch beim Bildungszugang das alte Lied: In Deutschland gibt es weiterhin einen zu starken Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg.

Untersucht wurden 35 Einzelaspekte aus folgenden sechs Bereichen:

  • Armutsbekämpfung
  • Bildungschancen
  • Arbeitsmarktzugang
  • Gesundheit
  • Generationengerechtigkeit
  • gesellschaftlicher Zusammenhalt und Nicht-Diskriminierung

* der Verlag Gruner + Jahr, bei dem auch der stern erscheint, ist eine 100-prozentige Tochter von Bertelsmann.

nik/gos