Nach der international kritisierten Präsidentenstichwahl in Simbabwe hat sich Robert Mugabe als klarer Sieger feiern und für eine weitere Amtszeit vereidigen lassen. Nach Angaben der Wahlkommission erzielte der Amtsinhaber, der nach einer systematischen Gewaltkampagne gegen die Opposition als einziger Kandidat angetreten war, einen Erdrutschsieg.
International wurden Rufe nach weiteren Sanktionen gegen seine Regierung laut. Auf Mugabe seien bei der Abstimmung zwei Millionen Stimmen entfallen, teilte die Wahlkommission mit. Oppositionsführer Morgan Tsvangirai, der sich wegen der anhaltenden Gewalt gegen seine Anhänger aus der Stichwahl zurückgezogen hatte, erhielt demnach nur 233.000 Stimmen.
Allerdings wurden 131.000 Wahlzettel ungültig gemacht. Die Wahlbeteiligung habe bei 42 Prozent gelegen. Gefolgsleute Mugabes machten Menschenrechtsaktivisten zufolge nach der Stichwahl gezielt Jagd auf Oppositionelle. Human Rights Watch erklärte, Nichtwähler seien von Schlägertrupps misshandelt worden. Bewohner der Hauptstadt Harare sagten, Mugabe-Anhänger seien von Tür zu Tür gegangen und hätten die Leute gezwungen, ihre Hände zu zeigen.
Sie suchten dabei nach Spuren der Tinte, mit denen die Wähler bei der Stimmabgabe markiert worden waren. Wer keine entsprechende Farbe am Finger nachweisen konnte, wurde nach Angaben der Menschenrechtsorganisation mit Knüppeln oder Stöcken verprügelt.
Opposition verlangt Friedenstruppen
Mugabe, der seit 28 Jahren an der Macht ist, sprach bei seiner Vereidigung erneut von politischen Gesprächen mit der Opposition. Bereits am Vorabend der Stichwahl hatte der 84-Jährige einen Dialog in Aussicht gestellt. Tsvangirai nannte seine Vereidigung gegenüber der Fernsehnachrichtenagentur APTN bedeutungslos und eine Selbsttäuschung.
Tsvangirais Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC) bat die Afrikanische Union (AU) um die Entsendung von Friedenstruppen. Außerdem könne die Union einen Sonderbotschafter ernennen, sagte die Vizepräsidentin der Partei, Thokozani Khupe. International wurden Forderungen nach Strafmaßnahmen gegen Simbabwes Regierung laut. So schloss die Europäische Union angesichts der politischen Krise Sanktionen nicht aus, wie es in einer in Brüssel veröffentlichten Erklärung hieß. Mugabe wurde aufgefordert, das Ergebnis der ersten Runde der Präsidentenwahl zu akzeptieren, die Tsvangirai gewonnen hatte.
Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach Mugabe "jede Legitimität" ab. Die Stichwahl sei eine Farce, sagte sie der Tageszeitung "Die Welt" und sprach sich für weitere Sanktionen der EU gegen Mugabe aus. Auch US-Präsident George W. Bush kündigte Sanktionen gegen Mugabes Regierung an. Der britische Premierminister Gordon Brown bezeichnete die Stichwahl als "neuen Tiefpunkt" für den afrikanischen Staat. Zuvor hatte der UN-Sicherheitsrat sein Bedauern über die umstrittene Abstimmung geäußert.
Die afrikanischen Staaten lehnten Sanktionen dagegen ab. Bei einem Außenministertreffen der AU am Samstag in Scharm el Scheich hieß es, wichtiger sei es, Regierung und Opposition an einen Tisch zu bringen.