Presseschau zum Terror-Freitag "Der islamistische Terror nimmt zu und rückt näher"

Es war der Freitag des Terrors: In Tunesien, Frankreich und Kuwait werden Menschen Opfer von Terroranschlägen. Die internationale Presseschau zum Nachlesen.

Drei Attentate in Frankreich, Kuwait und Tunesien erschüttern die Welt am Freitag. In der Nähe von Lyon kommt es zu Explosionen an einer Gasfabrik, eine enthauptete Leiche wird gefunden. In Kuwait reißt ein Terrorist mit einer Bombe in einer schiitischen Moschee mindestens 30 Menschen in den Tod. In einem Strandhotel in der Region um Tunis schießt ein Mann mit einem Sturmgewehr um sich, tötet mindestens 39 Menschen. Die internationale Presseschau zum Nachlesen:

"Neue Zürcher Zeitung" (Schweiz):  "Terroristen sind dann erfolgreich, wenn sie durch spektakuläre Angriffe auf Individuen maximale kollektive Angst auslösen. In Zahlen betrachtet ist weltweit ein verschwindend kleiner Teil von Tötungen oder Morden auf islamistische Terroristen zurückzuführen. Jedes einzelne Opfer ist eine Tragödie. Die Terroristen haben jedoch dann gewonnen, wenn die Angst obsiegt - wenn Sicherheitsmassnahmen zum Schutz der Freiheit genau diese Freiheit untergraben, wenn muslimische Mitbürger kollektiv verdächtigt werden oder wenn man die geplante Reise nach Tunesien storniert. Terroristen sind als das zu behandeln, was sie sind: eine Bande von Mördern."

"Times" (Großbritannien):  "Der Terror der Islamisten kann nicht von Außenstehenden zerstört werden. Diese widerwärtige Parodie der wirklichen Religion muss von den Regimes beseitigt warden, die sie beherbergt und nur allzu oft fördert. Allianzen des Westens mit Regierungen, die sich gegen die Tyrannei wenden, sind hilfreich. Doch solange Religionsführer militante Islamisten nicht verurteilen, bleiben diese Allianzen machtlos. Wenn eines Tages dieses blutgetränkte Kapitel der Geschichte des Nahen Ostens abgeschlossen sein wird, dann wird man den Schluss ziehen können, dass der Westen in dem jahrhundertealten Krieg zwischen Schiiten und Sunniten verwickelt wurde. Diesen Krieg kann nur der Islam selbst beenden."

"De Volkskrant" (Niederlande): "Wenn der Islamische Staat (IS) in der Lage war, gut durchdacht innerhalb weniger Stunden eine Bombe in einer schiitischen Moschee in Kuwait explodieren zu lassen, eine chemische Fabrik bei Lyon anzugreifen und Tod und Verderben über den tunesischen Badeort Sousse zu bringen, dann wäre das der Beweis für ein erschreckendes Maß an taktischem Genie der Organisation. Aber die andere Möglichkeit ist nicht weniger problematisch. In diesem Fall ginge es um einen von IS beanspruchten Anschlag (in Kuwait), während an zwei anderen Orten der Welt Einzelne bereit waren, sich für dieselben Ziele zu opfern, nämlich die des Terrorismus im Namen eines pervertierten Islam. Für so eine Form des mondialen Terrors braucht man noch nicht einmal eine ausgeklügelte Organisation. Das ist ein selbst-explodierendes Netzwerk von Wölfen, die vielleicht einsam sind, aber nicht allein."

"Le Figaro" (Frankreich): "Dieser Krieg gegen Frankreich muss aufhören, und diese Islamisten, die die französische Staatsangehörigkeit haben, müssen unschädlich gemacht werden. Das soeben verabschiedete Gesetz über die Nachrichtendienste ist gewiss eine zusätzliche Hilfe, um den Terror zum bekämpfen. Doch es reicht nicht aus, Informationen zu sammeln. Diese Feinde im eigenen Land darf man nicht mehr aus den Augen lassen, sobald man sie identifiziert hat. Um dies zu erreichen, braucht man einen wirkungsvollen Einsatz von Polizei und Justiz, ohne mildernde Umstände zuzulassen."

"Süddeutsche.de" (Deutschland): "[...] die Botschaft dieses schwarzen Freitags zu Beginn des Ramadan erscheint klar: Der Terror kann überall zuschlagen. Er kann jeden treffen, auch die schärfsten Sicherheitsmaßnahmen reichen nicht aus, die Bürger zu schützen. Noch ist unklar, ob die Taten orchestriert sind und ein Fanal zum Auftakt des muslimischen Fastenmonats setzen sollten. Wahrscheinlich ist, dass sich verschiedene Gruppen und Einzeltäter von den Hassbotschaften animiert fühlten, die im Internet kursieren. Das Ziel der Extremisten, die sich meist auf die Terrororganisationen Islamischer Staat oder al-Qaida berufen, geht weit über einzelne Staaten hinaus. Ganze Großregionen, darunter Europa, sollen in eine Eskalation der Gewalt getrieben werden."

"Die Presse" (Österreich): "Der islamistische Terror nimmt zu und rückt näher, in Europas Städte, in die Urlaubsorte am Mittelmeer. Wer glaubt, man könne den Kurden und den USA die Abwehr der IS-Mörder de facto allein überlassen, irrt. Wenn Europa das viel zitierte Friedensprojekt bleiben will, muss es sich politisch und militärisch schützen - in Kobane, in Libyen, aber auch in Bosnien und Herzegowina und im Kosovo, wo der Einfluss der IS-Mörder steigt."

DPA
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