Podcast "Die Lage – international" Schreckt die Nato noch ab, wenn Trump die US-Wahl gewinnt? Experte Mölling in Sorge

Donald Trump hofft auf eine zweite Amtszeit als US-Präsident
Donald Trump hofft auf eine zweite Amtszeit als US-Präsident
© Alex Brandon / AP / DPA
Eine Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus hätte nach Einschätzung des Militärexperten Christian Mölling gravierende Folgen für die nukleare Abschreckung der Nato. Die europäischen Atommächte seien dafür zu schwach.

Der Sicherheitsexperte Christian Mölling erwartet bei einem Wahlsieg von Donald Trump in den USA weitreichende Folgen für die nukleare Abschreckung der Nato. Mölling sagte im stern-Podcast "Die Lage – international“, die Amerikaner seien schon lange dabei, ihr Engagement in Europa zu reduzieren. Ein Sieg Trumps hätte aber gravierende Folgen: "Der wesentliche Unterschied – zur Instabilität, die wir jetzt schon mit der Regierung Biden haben – wird sein, dass eben der nukleare Pfeiler in der Nato anfängt zu wackeln. Und dass auch die konventionelle Unterstützung in der Nato anfängt zu wackeln." 

Dazu sei es gar nicht erforderlich, dass die USA das westliche Bündnis verließen. Es reiche schon aus, wenn ein amerikanischer Präsident deutlich mache, dass er nicht entscheiden werde. "Die Tatsache einer Nicht-Entscheidung über den Einsatz von Nuklearwaffen ist das Ende der gesicherten Abschreckung innerhalb der Nato, denn die ruht einzig und allein auf den USA; Frankreich und Großbritannien spielen in diesem Zusammenhang keine Rolle", sagte der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. "Sie haben einfach nicht die Muckis", fügte er mit Blick auf die europäischen Nuklearmächte im Bündnis hinzu.

Europäer müssen Schutz organisieren

Mölling begrüßte das Angebot des französischen Präsidenten Emmanuel Macron an die anderen Europäer, über die Zukunft der nuklearen Abschreckung zu diskutieren. "Man muss über eine Alternative nachdenken –  und man darf das zum jetzigen Zeitpunkt auch", sagte Mölling. Letztlich gehe es darum, wie eine glaubwürdige Strategie gefunden werden könne. Denn: "Abschreckung findet im Kopf statt."

Den Europäern warf er vor, sich den Folgen des schwindenden Engagements der Amerikaner zu spät zu stellen: "Die Ansage innerhalb der Nato war schon ganz lange, wir stellen Euch nur noch 50 Prozent der Fähigkeiten zur Verfügung. Kommt endlich klar damit." In Europa habe man sich aber ein wenig einlullen lassen. "Joe Biden war der nette Onkel aus Amerika", sagte Mölling. "Es ist ein Valium für die europäische Selbstvorsorge gewesen, was da abgelaufen ist. Und jetzt gucken alle erschrocken auf das, was da kommt."

Wenig Hoffnung hatte Mölling, dass in den USA doch noch ein Hilfspaket für die Ukraine vom Kongress beschlossen wird. Das habe zwar gravierende Folgen, sei aber eine demokratische Entscheidung, die man akzeptieren müsse. Bundeskanzler Olaf Scholz werde in Washington diskutieren, wie es nun weitergehen könne. "Jetzt läuft Plan B an, wo man einigermaßen Gewissheit hat, dass das mit dem Hilfspaket nichts mehr werden wird", sagte Mölling.