"Ukraine – die Lage" Sicherheitsexperte Mölling sieht Putins Macht nach Absturz von Prigoschin-Flugzeug gefestigt

Wladimir Putin sitzt in Anzug und Krawatte da und lächelt leicht
Russlands Präsident Wladimir Putin hat den Tod von Wagner-Chef Jewgeni Pirgoschin indirekt bestätigt
© Mikhail Klimentyev/Pool / AFP
Nach dem Ende des Putsches hatte Russlands Präsident Putin dem Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin Straffreiheit versprochen. Nun ist Prigoschin tot – und Putin sitzt laut Sicherheitsexperte Christian Mölling noch fester im Sattel.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat seine Herrschaft nach Einschätzung des Sicherheitsexperten Christian Mölling gefestigt. Mölling sagte am Freitag im stern-Podcast "Ukraine – die Lage": "Putin hat geklärt, was die Spielbedingungen sind." Mölling bezog sich damit auf den Absturz eines Flugzeugs, bei dem der Söldner-Führer Jewgeni Prigoschin offenbar ums Leben gekommen ist. Prigoschin und seine Wagner-Truppe hatten vor zwei Monaten versucht, gegen Putin zu putschen – und zunächst die Zusage erhalten, straffrei zu bleiben. "Es wäre ein Ausdruck der Schwäche gewesen, wenn man Prigoschin hätte davonkommen lassen", sagte Mölling.

Gewalt bezeichnete der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik als "die DNA dieses Staates". Nach der Logik des russischen Herrschaftssystems müsse ein Verräter sterben, wenn er nicht selbst die Macht an sich reißen könne. In Russland sei nun eine "Situation von essenzieller Unsicherheit" entstanden. "Sie haben einen Mörder und Verbrecher am Kopf eines Staates", sagte er und fragte: "Was wollen Sie dem denn noch glauben?" Putins Zusagen sind nach Möllings Einschätzung nichts wert. "Das alleine ist ein Punkt, der in der deutschen Debatte überhaupt nicht reflektiert wird", sagte er mit Blick auf die Forderung nach Verhandlungen mit Russland.

Gewalt in Russland setzt sich nach Wladimir Putin fort

Mölling war wenig zuversichtlich, dass in Russland nach dem Ende von Putins Herrschaft demokratische Verhältnisse entstehen könnten. Er sagte voraus, dass auf eine Ablösung Putins neue Gewalt folgen würde. Niemand solle erwarten, "dass dieses Gewalt- und Herrschaftssystem sich einfach transformieren lässt". Bislang habe das System "mit Gewaltpotentialen funktioniert". Also mit der Möglichkeit von Gewalt, die man nicht abgerufen habe. "Jetzt wird sie abgerufen, nach außen und nach innen." Dies könne durchaus zu einem neuen Gleichgewicht führen  –  "auf einem Niveau, auf dem sich alle Gewaltkräfte im Kreml wieder austariert haben."

Tod von Jewgeni Prigoschin ändert Krieg nicht

Ein Störfaktor hierbei sei der Krieg in der Ukraine, da dessen Ergebnisse nicht kalkulierbar seien. Unmittelbare Auswirkungen des mutmaßlichen Todes von Prigoschin auf den Krieg sah er aber nicht. Die Wagner-Truppen  hätten ohnehin mit den aktuellen Gefechten nichts zu tun und würden nun wohl in die regulären Streitkräfte oder andere Privattruppen integriert, die Verträge mit dem russischen Verteidigungsministerium hätten.

tkr