"Ukraine – die Lage" Militärexperte Masala: Zugeständnisse für Gaslieferungen wären Ende der Ukraine-Politik

Podcast "Ukraine - die Lage" Gaslieferung
Militärexperte Carlo Masala rät der Bundesregierung von Zugeständnissen im Gegenzug zur Wiederaufnahme der russischen Gaslieferungen ab.
© Jens Büttner / DPA
Im Ukraine-Krieg ruft der Militärexperte Carlo Masala die Bundesregierung auf, keine Zugeständnisse an Russland für die Wiederaufnahme der Gaslieferungen zu machen.

Der Militärexperte Carlo Masala hat die Bundesregierung aufgerufen, keine Zugeständnisse an Russland für die Wiederaufnahme der Gaslieferungen zu machen. Masala sagt am Freitag im stern-Podcast "Ukraine – die Lage": "Wenn wir jetzt anfangen, mit Blick auf die Gaslieferungen Sanktionen zu lockern, dann können wir die Unterstützung für die Ukraine ohnehin einstellen." Dann mache die ganze bisherige Politik keinen Sinn mehr. Er "würde der Bundesregierung empfehlen, dass sie keinen Millimeter zurückweicht", sagt der Politikprofessor der Bundeswehruniversität München.

Masala verweist darauf, dass es bereits genügend Kompromisse im "Bereich der nuklearen Erpressung" gebe, womit er sich insbesondere auf die Lieferung von Flugzeugen und Kampfpanzern westlicher Bauart an die Ukraine bezieht. Wenn der Westen nun Forderungen nachgebe, Sanktionen im Gegenzug für Gaslieferungen aufzuweichen, dann wäre er "an zwei Fronten erpressbar".

Masla: Spannungen in der Ampel werden im Laufe des Ukraine-Kriegs zunehmen

Masala rechnet damit, dass die Spannungen innerhalb der Ampelkoalition zunehmen, je länger der Krieg dauert. Wenn in Deutschland immer mehr Menschen hart betroffen werden und die gesellschaftliche Stimmung kippt "werden diese Konflikte wesentlich härter zutage treten". Von Beginn an sei erkennbar gewesen, dass "die Grünen und wesentliche Teile der FDP für einen wesentlichen härteren Kurs plädieren als der Bundeskanzler und die SPD". Auf die Koalition könne eine "sehr problematische Zeit" zukommen.

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Zugleich macht Masala deutlich, dass sich ein Land von der Größe und Bedeutung Russlands nicht vollständig isolieren lassen. Eine begrenzte Kooperation sei trotz des Krieges erforderlich. "Wenn man ein Interesse daran hat, den Ausbruch von Hunger zu verhindern, muss man einen Weg mit der russischen Föderation finden, um das Getreide aus der Ukraine herauszubekommen", sagt er. Auch um den Bau einer iranischen Atombombe zu verhindern, sei es weiter sinnvoll, mit Russland zu kooperieren. Es gebe Bereiche, in denen man mit Russland Kompromisse anstreben müsse, auch wenn dies auf den ersten Blick zynisch und amoralisch wirke.

Prof. Dr. Carlo Masala, Professor für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr München
© Imago Images

Dr. Carlo Masala ist Professor für Internationale Politik an der Bundeswehruniversität München. 

kng