"Ukraine – die Lage" Militärexperte Masala: Läuft nicht schlecht für Putin

Wladimir Putin
Wladimir Putin hat die "Möglichkeit, an der Spirale der gesellschaftlichen Probleme zu drehen"
© Mikhail Klimentyev / AFP
Russlands Präsident Wladimir Putin hat seine Position im Kampf mit dem Westen nach Einschätzung des Militärexperten Carlo Masala verbessern können. Grund: Er sitzt am längeren (Gas-)Hebel.

Russlands Präsident Wladimir Putin hat seine Position im Kampf mit dem Westen nach Einschätzung des Militärexperten Carlo Masala verbessern können. "Es läuft nicht schlecht für Putin", sagte Masala im stern-Podcast "Ukraine – die Lage". Die Kontrolle über die Gaslieferungen sei "einer der wichtigsten Hebel, die Putin hat, um den Krieg letztlich zu gewinnen". Er könne Druck ausüben, indem er behaupte, die Wartung der wichtigen Pipeline Nord Stream 1 dauere länger.

Putin verbreitet Angst

Auch habe er die Möglichkeit, weitere Lieferungen an politische Bedingungen zu knüpfen. "Die Drohung, kein Gas mehr zu liefern oder Gasmengen zu reduzieren, sorgt dafür, dass Angst vorherrscht", sagte der Politikprofessor der Bundeswehruniversität München. In den westlichen Gesellschaften könne die Unterstützung für einen harten Kurs gegenüber Russland schwinden, wenn die Energiepreise zu stark steigen.

Wenig Hoffnung hat Masala auf eine schnelle Beilegung des Konflikts um die Ukraine. "Das wir durch den Herbst und durch den Winter gehen, damit Putin aus seiner Strategie heraus hier noch einmal die Möglichkeit hat, an der Spirale der gesellschaftlichen Probleme zu drehen", erwartet der Experte. 

Bundesregierung in Zwangslage

Als "katastrophales Signal" bezeichnete Masala die Lieferung einer Turbine zur Instandhaltung der Pipeline an Russland, die in Kanada gewartet worden ist. In der Ukraine werde das als Botschaft verstanden, dass Gas wichtiger sei als ihr Überleben. "Das Erpressungspotential der russischen Föderation ist so groß, dass wir davor eingeknickt sind", sagte er.

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Die Bundesregierung hatte sich für die umstrittene Lieferung eingesetzt. Aus Masalas Sicht befand sie sich in einer "Zwangslage, die ich sehr gut nachvollziehen kann und in der es keine gute Lösung gegeben hat". Denn es hätte auch gravierende Konsequenzen gehabt, wenn die Turbine nicht nach Russland gebracht worden wäre. Masala sah wenig Möglichkeiten für den Westen, sich dem Druck Russlands zu entziehen. "Letzten Endes sitzt Putin in dieser Frage am längeren Hebel", sagte er.

Prof. Dr. Carlo Masala, Professor für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr München
© Imago Images

Dr. Carlo Masala ist Professor für Internationale Politik an der Bundeswehruniversität München. 

nik