UNO Annan ernennt Vieira de Mello zu Irak-Beauftragten

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Sergio Vieira de Mello, wird auch Sonderbeauftragter der Vereinten Nationen für Irak. Der erfahrene Diplomat wird die Funktion zunächst nur vier Monate ausüben.

UN-Generalsekretär Kofi Annan hat den UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Sergio Vieira de Mello, zum Sonderbeauftragten der Vereinten Nationen für Irak ernannt. Der 55-jährige Diplomat aus Brasilien gilt als erfahrener Konfliktmanager und erwarb sich bei seinen Einsätzen in Libanon und Osttimor einen guten Ruf. Er war auch der Wunschkandidat der USA. Annan informierte den Sicherheitsrat am Freitag in New York schriftlich über die Ernennung.

Amtszeit von vier Monaten

Vieira de Mello wird allerdings nur vier Monaten als Sonderbeauftragter für Irak tätig sein. Aus diplomatischen Kreisen verlautete, Annan habe die Amtszeit beschränkt, weil er dem Amt des Menschenrechtsbeauftragten so große Bedeutung beimesse. Dieses soll Vieira de Mello nach seiner Arbeit in Irak wieder aufnehmen.

Wie UN-Sprecher Fred Eckhard mitteilte, will Annan den Sonderbeauftragten am Dienstag offiziell auf einer Pressekonferenz vorstellen. Vieira de Mello ist in vielen Ländern Europas, Afrikas und Lateinamerikas sowie bei Menschenrechtsorganisationen hoch angesehen. Die Unterstützung durch die USA könnte ihm bei seiner zukünftigen Arbeit hilfreich sein. Der UN-Sonderbeauftragte soll zwar eigenständig arbeiten, dabei aber eng mit den Besatzungsmächten USA und Großbritannien kooperieren.

"Exzellente Wahl"

"Er ist eine exzellente Wahl", sagte die UN-Vertreterin der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, Joanna Weschler. Vieira de Mello überwachte in Osttimor die dreijährige Übergangszeit bis zur endgültigen Unabhängigkeit von Indonesien. Er traf 1999 kurz nach den Gräueltaten der indonesischen Streitkräfte in der damaligen Provinz ein. "Ich fühlte mich wie der Fahrer eines Rettungswagens, der am Unfallort eintrifft und einen Körper klinisch tot vorfindet", sagte er. Es sei unmöglich gewesen, Osttimor in so kurzer Zeit "in einen Garten Eden" zu verwandeln, allerdings sei die Basis für einen Frieden gelegt.

Vier Monate nach seiner Rückkehr ernannte ihn Annan zum Hochkommissar für Menschenrechte. Er wurde Nachfolger der ehemaligen irischen Präsidenten Mary Robinson, die mit ihrer Haltung manchmal die USA und andere Länder verärgerte. Vieira de Mello versicherte bei seinem Amtsantritt, er werde weniger auf Konfrontation setzen als seine Vorgängerin.

In einem Interview äußerte Vieira de Mello kürzlich seine Verwunderung darüber, dass die Lage der Menschenrechte in Irak unter Saddam Hussein erst jetzt ein Thema sei. "Heute ist jeder überrascht, als ob es etwas Neues wäre. Die Menschenrechtsverletzungen ereigneten sich in den 80er Jahren, als Irak die Unterstützung vieler westlicher Regierungen hatte."

Arbeit für die Vereinten Nationen seit 1969

Vieira de Mello wurde als Sohn eines Diplomaten in Rio de Janeiro geboren. Er studierte Philosophie und erhielt zwei Doktortitel von der Universität von Paris. Er arbeitet seit 1969 für das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge.

Der am Donnerstag vom Weltsicherheitsrat verabschiedeten Irak-Resolution zufolge wird Vieira de Mello zusammen mit den Besatzungsmächten den Wiederaufbau und das Verfahren zur Gestaltung der politischen Nachkriegsordnung in Irak koordinieren. Die Besatzungsmächte haben jedoch das letzte Wort, bis es eine international anerkannte Regierung in Irak gibt.