Präsidentschaftswahl Krebskranke US-Amerikanerin stimmt per Brief ab – nach ihrem Tod zählt ihre Stimme nicht mehr

Briefwahlzettel zur US-Präsidentschaftswahl
In diesem Jahr stimmen ungewöhnlich viele US-Amerikaner per Brief ab
© Jim West/ZUMA Wire / DPA
Donald Trump zweifelt schon seit langem die Briefwahl in den USA an. Die Stimmen von Bürgern, die per Brief gewählt haben und dann sterben, werden am Wahltag in vielen Staaten nicht anerkannt. Angehörige sind davon enttäuscht.

Amber Pflughoeft ist Ende September gestorben. Im Alter von nur 20 Jahren erlag die US-Amerikanerin einer Krebserkrankung. Wenige Tage vor ihrem Tod hatte Pflughoeft noch per Brief ihre Stimme bei der Wahl des US-Präsidenten abgegeben, erzählte ihre Mutter dem Fernsehsender CNN. Darauf sei ihre Tochter sehr stolz gewesen. Doch die Stimme der jungen Frau aus Wisconsin wird bei der Wahl nicht zählen.

In ihrem Bundesstaat werden die Stimmen von Briefwählern, die vor dem Wahltag versterben, nicht gewertet. In den USA gibt es in dieser Hinsicht unterschiedliche Gesetze: Laut einer Analyse der "National Conference of State Legislatures" (NCSL) lassen 15 Bundesstaaten keine Briefwahlstimmen von Toten zu. In mindestens zwölf Staaten werden sie hingegen mitgezählt. Andere Staaten seien in ihrer Gesetzgebung nicht eindeutig, so der Dachverband der Parlamente US-amerikanischer Bundesstaaten.

US-Wahl: Stimmen verstorbener Briefwähler werden in vielen Staaten aussortiert

Die Regelungen existieren schon seit vielen Jahren, doch bei der Präsidentschaftswahl in diesem Jahr könnten sie besonders relevant werden. Bisher war das Wählen per Brief in den USA eher wenig verbreitet, während der Covid-19-Pandemie ziehen es jedoch viele Bürger vor, ihre Stimme von zu Hause aus abzugeben. Außerdem gibt es in den Vereinigten Staaten in diesem Jahr eine sogenannte Übersterblichkeit. Zwischen dem 1. März und dem 1. August starben 20 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum in den Jahren davor. Auch diese Zahlen gehen auf die Covid-19-Pandemie zurück. Somit ist nicht nur der Anteil der Briefwähler an der Gesamtheit der Wähler höher, sondern auch die Wahrscheinlichkeit, dass ein Briefwähler am Wahltag nicht mehr lebt.

Der Prozess ist jedoch fehleranfällig. Die Stimme kann nur aussortiert werden, solange sich der Wahlzettel noch in dem Rücksendeumschlag befindet, auf dem der Name des Wählers steht. Diese Namen werden mit dem Wahlregister abgeglichen. Um die Wahlumschläge auszusieben, ist es nötig, dass der Tod des betreffenden Bürgers rechtzeitig an die zuständigen Stellen gemeldet und sein Name aus dem Wahlregister entfernt wird. Sobald der Wahlzettel aus dem Umschlag genommen worden sei, sei es kaum noch möglich, ihn zurückzuverfolgen, schreibt das NCSL. 

Trump schürt Zweifel an Briefwahl

Angehörige äußerten sich bei CNN enttäuscht, dass die Stimmen ihrer verstorbenen Verwandten, die vor dem Tod noch per Brief gewählt hatten, nicht zählen – und zwar sowohl aus dem Trump- wie aus dem Biden-Lager. "Wir wussten nicht, dass ihre Stimme nicht zählen würde", sagte die Mutter von Amber Pflughoeft CNN. Auch die Witwe eines Trump-Wählers, der im Alter von 84 Jahren an Covid-19 gestorben ist, kann das nicht nachvollziehen: "Ich verstehe nicht, warum seine Stimme nicht zählt. Es war ihm sehr wichtig."

Die Möglichkeit, dass Stimmen unter dem Namen toter Menschen abgegeben werden könnten, hatte US-Präsident Donald Trump immer wieder ins Spiel gebracht, um Misstrauen gegen die Briefwahl zu schüren. Es würden Briefwahlunterlagen an "Tote und Hunde" verschickt, warf Trump einigen Bundesstaaten vor. Dadurch sei es möglich, dass Betrüger doppelt abstimmen würden. Belege für seine Behauptungen legte Trump jedoch nie vor.

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