Dieser Artikel erschien zuerst bei RTL.de
Es ist der Abend vor Amerikas Schicksalswahl. US-Präsident Joe Biden steht in einer Turnhalle der Bowie State University, gut 30 Autominuten vom Weißen Haus entfernt. Die Basketballkörbe sind unter die Hallendecke gezogen, die Blaskapelle heizt den hunderten Zuschauern von der Tribüne ein, die Cheerleader tanzen. "Unsere Demokratie ist in Gefahr", ruft der Demokrat seinen Anhängern in der Turnhalle zu – und den Amerikanern, die seine Rede im TV sehen.
Knapp acht Autostunden weiter westlich macht der republikanische Ex-Präsident Donald Trump im Bundesstaat Ohio fast zeitgleich eine bemerkenswerte Ankündigung.
Joe Biden spricht von "Wendepunkt"
Bowie, Maryland. Als Joe Biden um 19:26 Uhr Ortszeit ans Rednerpult tritt, springt die Menge auf. Hier in der Turnhalle glauben sie noch an ihn. Er zieht sein Sakko aus, krempelt die Ärmel hoch. Seine Botschaft: Seht her, ich kämpfe bis zum Schluss: "Heute stehen wir an einem Wendepunkt, einem dieser Momente, die alle drei oder vier Generationen vorkommen. Wir wissen, dass unsere Demokratie in Gefahr ist, und wir wissen, dass dies der Moment ist, sie zu verteidigen, sie zu bewahren, sie zu schützen, sie zu wählen", beschwört der US-Präsident. Ein Auftritt ohne Patzer, selbst einzelne Störer in der Halle bringen ihn nicht aus dem Konzept. Um die kümmert sich der Secret Service.
Für Biden ist es das Endspiel im vergifteten Wahlkampf zu den Kongresswahlen. Zwei Jahre regiert der demokratische Präsident jetzt mit hauchdünner Mehrheit im Abgeordnetenhaus und dem Senat. Heute (Dienstag) werden beide Kammern neu gewählt. Die Republikaner haben viele Trump-loyale Kandidaten aufgestellt, darunter sind auch Verschwörungsideologen. Sollten sie tatsächlich gewinnen, werden sie Biden das Leben im Kongress zur Hölle machen.
Eines der emotionalsten Themen: Abtreibung. Während zahlreiche Republikaner sie in den USA gänzlich verbieten wollen, fordern die Demokraten, dass Frauen selbst über ihren Körper entscheiden. Auch bei Reizthemen wie Waffenkontrolle, Steuern, Bekämpfung der Inflation und Krankenversicherung stehen sich beide Parteien unversöhnlich gegenüber.
Donal Trump kündigt Ankündigung an
Die republikanische Partei wird dabei vor allem von einem Mann gesteuert, der aktuell überhaupt nicht zur Wahl steht: Ex-Präsident Donald Trump. Er ist immer und überall präsent.
Donald Trump hat angedeutet, dass er kommende Woche eine neue Kandidatur für das Amt des US-Präsidenten bekanntgeben könnte. Bei einem Wahlkampfauftritt im Bundesstaat Ohio kündigte Trump in der Nacht vor den Kongresswahlen eine "große Ankündigung" am 15. November an. Die einwöchige Wartezeit begründete er mit den Worten: "Wir wollen nicht, dass irgendetwas von der Bedeutung des morgigen Tages ablenkt."
Seine Unterstützung ist keine Siegesgarantie: So haben Donald Trumps Kandidaten abgeschnitten

Schon seit Langem wird darüber spekuliert, dass Trump nach einem Erfolg ihm wohlgesonnener Bewerber seine eigene Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl 2024 verkünden könnte.
Trump wählte als Ort für das in Aussicht gestellte Ereignis am 15. November sein Anwesen Mar-a-Lago in Florida. Bei dem Auftritt am Montag wiederholte er abermals seine Falschbehauptung, dass der heutige Präsident Joe Biden die Wahl gegen ihn im November 2020 nur durch Betrug gewonnen habe.