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Wahl in Südkorea Diktatorentochter wird neue Präsidentin

Südkorea bekommt erstmals eine Präsidentin. Die konservative Park Geun Hye liegt laut Medienberichten uneinholbar vor ihrem liberalen Kontrahenten. Park hat einen berüchtigten Vater.

In Südkorea ist erstmals eine Frau an die Spitze des Landes gewählt worden. Die Konservative Park Geun Hye habe "sicher" die Präsidentenwahl gegen ihren liberalen Rivalen Moon Jae In gewonnen, berichteten mehrere südkoreanische Fernsehsender am Mittwoch übereinstimmend. Die Kandidatin der Regierungspartei will noch im Laufe des Tages vor die Presse treten.

Nach Auszählung von mehr als 70 Prozent der Stimmen lag Park den Angaben zufolge mit 51,5 Prozent uneinholbar vorne. Moon kam demnach auf 48 Prozent. Beide Kandidaten äußerten sich zunächst nicht zu den vorläufigen Ergebnissen. Park will jedoch laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Yonhap später in der Zentrale ihrer Partei NFP eine Rede halten. Mitglieder ihres Wahlkampfteams und Anhänger begannen bereits, den Sieg der 60-Jährigen zu feiern. Vor ihrer Wohnung in Seoul versammelten sich zahlreiche Unterstützer mit südkoreanischen Flaggen.

Die Wahlbeteiligung war am Mittwoch trotz eisiger Temperaturen von etwa minus zehn Grad mit 75 Prozent sehr hoch. Bei der Wahl im Jahr 2007 lag die Beteiligung bei 63 Prozent. "Ich rufe die Wähler auf, der Kälte zu trotzen und zu wählen, um eine neue Ära in diesem Land beginnen zu lassen", sagte Park nach ihrer Stimmabgabe in einem Wahllokal in Seoul. Moon wählte in der südlichen Stadt Busan. "Das ist der einzige Weg für die Menschen, die Welt zu verändern", sagte er bei seiner Stimmabgabe.

60-Jährige soll autoritär und überheblich sein

Park ist die Tochter von Diktator Park Chung Hee, der das Land in den Jahren 1961 bis 1979 mit eiserner Hand regierte. Ihr Vater wurde 1979 von seinem Geheimdienstchef erschossen. Ihre Mutter wurde fünf Jahre zuvor von einem Nordkorea-treuen Täter erschossen, der eigentlich den Vater treffen wollte.

Kritiker werfen Park vor, autoritär und überheblich zu sein und ihre politische Legitimität allein von ihrem Vater zu beziehen. Dieser wird zwar in Südkorea wegen seines diktatorischen Führungsstils sehr kritisch gesehen, zugleich aber als Architekt des Aufstiegs Südkoreas zur asiatischen Wirtschaftsmacht verehrt.

Moon ist der Sohn nordkoreanischer Flüchtlinge und ein ehemaliger Menschenrechtsanwalt, der einst wegen Protests gegen die Park-Diktatur in Haft saß. Nachdem sich sowohl Park als auch Moon die Unterstützung ihrer jeweiligen konservativen und liberalen Wählergruppen gesichert hatten, kämpften sie zuletzt um die Stimmen in der Mitte.

Dringende Probleme warten

Während sich beide Kandidaten im Prinzip für ein stärkeres Engagement in der Nordkorea-Politik aussprachen, zeigte sich Park jedoch zurückhaltender als Moon, der die Wiederaufnahme von Hilfen ohne Vorbedingungen sowie den Wunsch nach einem Treffen mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un ankündigte.

Als Präsidentin warten auf Park dringende Probleme wie ein verlangsamtes Wirtschaftswachstum, steigende Sozialkosten in einer der am schnellsten alternden Gesellschaften der Welt sowie die anhaltenden Spannungen mit Nordkorea.

Parks Partei hatte ihre Kandidatur als Chance für die Stärkung der Frauen im Land präsentiert. Das Weltwirtschaftsforum hatte Südkorea kürzlich auf Rang 108 von 135 bei der Gleichstellung der Geschlechter platziert, womit das Land zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten und Kuwait rangiert. Frauenrechtlerinnen sehen das Eintreten der unverheirateten und kinderlosen Park für die Frauenrechte jedoch skeptisch.

mad/awö/AFP AFP

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