Die ersten Gespräche mit ausländischen Staats- und Regierungschefs als US-Präsident will Joe Biden mit engen Verbündeten führen. Bidens erster Gesprächspartner werde am Freitag der kanadische Premierminister Justin Trudeau sein, kündigte Sprecherin Jen Psaki an: "Seine ersten Anrufe werden mit Partnern und Verbündeten sein. Er hält es für wichtig, diese Beziehungen wieder aufzubauen und die Herausforderungen und Bedrohungen anzugehen, denen wir in der Welt gegenüberstehen."
Mit großer Spannung wird das erste Telefonat mit Russlands Präsident Wladimir Putin erwartet. Dieses ist aber bislang nicht geplant. Während sich der Kreml-Chef bislang in Schweigen hüllt, bekunden andere Staatenlenker ihre Hoffnungen auf eine Verbesserung der Beziehungen zu einem neuen Amerika.
China
Die chinesische Regierung hat nach dem Amtsantritt von US-Präsident Biden zu einem Neustart der bilateralen Beziehungen aufgerufen. "Mit Kooperation auf beiden Seiden werden die besseren Engel in den US-chinesischen Beziehungen die bösen Kräfte besiegen", sagte Außenamtssprecherin Hua Chunying am Donnerstag in Peking.
Die Beziehungen zwischen China und den USA waren während Trumps vierjähriger Amtszeit durch eine Vielzahl von Konfliktthemen belastet. Neben der Handelspolitik gehörten unterschiedliche Ansichten zum Ursprung der Corona-Pandemie, die massiven chinesischen Eingriffe in den Autonomiestatus Hongkongs sowie Pekings Gebietsansprüche im Südchinesischen Meer dazu.
Venezuela
Auch Venezuelas Staatschef Nicolás Maduro hofft auf eine Annäherung an Washington. "Wir wollen unsere Beziehungen verbessern und daraus eine Beziehung des Respekts und gegenseitiger Anerkennung, eine Beziehung mit Zukunft zu machen", sagte Maduro am Mittwoch in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache. Nach Jahren der "Brutalität" unter Bidens Vorgänger Donald Trump müsse "eine neue Seite" aufgeschlagen werden.
Das Verhältnis zwischen dem südamerikanischen Land und den USA ist seit Jahren angespannt. Anfang 2019 kam es zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen, als Washington Oppositionsführer Juan Guaidó im Machtkampf mit Maduro unterstützte und ihn als venezolanischen Übergangspräsidenten anerkannte. Der designierte US-Außenminister Antony Blinken bezeichnete Maduro als "brutalen Diktator" und sagte Guaidó bei seiner Nominierungsanhörung im Senat die weitere Unterstützung der USA zu.
Mexiko
Die mexikanische Regierung freut sich unterdessen über den von Biden verfügten Stopp des Mauerbaus an der Grenze. Mexiko begrüße das entsprechende von Biden bereits an seinem ersten Amtstag unterzeichnete Dekret, schrieb Außenminister Marcelo Ebrard am Mittwoch im Kurzbotschaftendienst Twitter. Positiv bewertete er auch Pläne Bidens, illegal als Minderjährige in die USA gelangten Minderjährigen einen dauerhaften Aufenthaltsstatus und einen Weg zur US-Staatsbürgerschaft zu ermöglichen.
Unter Trump waren die Beziehungen zum südlichen Nachbarstaat durch zahlreiche Konfliktthemen belastet. Ursprünglich hatte Trump sogar verlangt, dass Mexiko den Bau des Grenzwalls bezahlen sollte. Doch stieß er mit dieser Forderung bei der Regierung des Nachbarlandes auf Granit, weshalb die Gelder für das Projekt aus dem US-Staatshaushalt flossen. Der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador pflegte dennoch ein relativ enges Verhältnis zu Trump. Er zeigte sich aber am Mittwoch zuversichtlich, dass er zu Biden "sehr gute" Beziehungen haben werde.
Südkorea
Südkoreas linksliberaler Präsident Moon Jae In hat seine Hoffnung auf eine künftige Stärkung der Allianz beider Länder geäußert. "Amerika ist zurück", schrieb Moon in einer an Biden gerichteten Glückwunschbotschaft auf Twitter. "Wir werden weiter mit den USA zusammenarbeiten, damit die koreanische Halbinsel und die Region friedlich und wohlhabend bleiben." Er gehe davon aus, dass das Bündnis durch die Koordination bei globalen Fragen einschließlich der öffentlichen Gesundheit, Sicherheit, der Wirtschaft und des Klimawandels stärker werde.
In einem getrennt davon abgesandten Glückwunschtelegramm an Biden schrieb Moon, er wünsche sich, dass sich beide schon in naher Zukunft direkt treffen könnten, um "Freundschaft und Vertrauen" aufzubauen. Beide sollten ein offenes Gespräch zu Themen von beiderseitigem Interesse führen, wurde Moon am Donnerstag von seinem Büro zitiert.
Japan
Auch Japan, wichtiger Verbündeter der USA in der Asien-Pazifik-Region, hofft auf eine weitere Stärkung der Sicherheitsallianz. Regierungschef Yoshihide Suga gratulierte Biden und seiner Vize-Präsidentin Kamala Harris am Donnerstag und schrieb auf Twitter: "Japan und die Vereinigten Staaten sind Verbündete, die fest durch Bindungen und gemeinsame universelle Werte verbunden sind".
Er freue sich darauf, "mit Ihnen und Ihrem Team zusammenzuarbeiten, um unsere Allianz zu stärken und einen freien und offenen Indopazifik zu verwirklichen", schrieb der japanische Regierungschef weiter. Suga hatte zuvor seine Hoffnung geäußert, schon bald in die Staaten zu reisen, um den neuen US-Präsidenten zu treffen, möglicherweise im nächsten Monat. Die Atommacht USA sind Japans einzige Schutzmacht. Beide Verbündete sind besorgt über das zunehmende Machtstreben Chinas in der Region sowie über Nordkoreas Atomwaffen- und Raketenprogramm.
Brasilien
Trotz seiner Allianz mit Trump hat auch der brasilianische Staatschef Jair Bolsonaro Biden unmittelbar nach dessen Amtsübernahme gratuliert. "Die Beziehung zwischen Brasilien und den USA ist lang, solide und basiert auf hohen Werten wie der Verteidigung der Demokratie und der individuellen Freiheitsrechte", schrieb Bolsonaro auf Twitter am Mittwoch. Er postete auch einen Brief an Biden, in dem es hieß: "Ich bin seit langem ein Bewunderer der USA".
Im Wahlkampf hatte Bolsonaro Trump als seinen Verbündeten offen unterstützt und angekündigt, zum Beginn von dessen zweiter Amtszeit nach Washington zu reisen. Biden gratulierte er erst, nachdem Wahlleute in den Bundesstaaten den Sieg des Demokraten über Trump bestätigt hatten – knapp sechs Wochen nach der Präsidentschaftswahl.