"Entscheidungen verschleppt" Steinmeier kritisiert Bundesregierung nach EU-Gipfel

Frank-Walter Steinmeier kritisiert die Bundesregierung wegen ihrer Haltung beim EU-Gipfel scharf. Er glaubt, wichtige Entscheidungen würden auf die Zeit nach der Bundestagswahl verschoben werden.

Nach dem EU-Gipfel hat SPD-Fraktionschef #Link;http://www.stern.de/politik/deutschland/frank-walter-steinmeier-90250535t.html;Frank-Walter Steinmeier# der Bundesregierung schwere Vorwürfe gemacht. Der Zeitplan für die europäische Bankenaufsicht deute darauf hin, dass "Entscheidungen verschleppt werden sollen auf einen Zeitpunkt nach 2013", sagte Steinmeier der "Welt am Sonntag". Die Regierung wolle keine Priorität bei den europäischen Sanierungsmaßnahmen setzen, "sondern ihren Wählern unangenehme Wahrheiten ersparen und alles auf die Zeit nach der Bundestagswahl verschieben".

Steinmeier machte zudem deutlich, dass er mit einem Schuldenschnitt für Griechenland rechnet. Er glaube nicht, dass ein solcher Schritt ökonomisch vermeidbar sei, sagte er. Die Politik von Bundeskanzlerin #Link;http://www.stern.de/politik/deutschland/angela-merkel-90250943t.html;Angela Merkel# (CDU) führe "zwangsläufig dorthin". Anderslautende Versprechen werde sie nicht halten.

Situation in Italien gefährlicher als in Griechenland

Gefährlicher als die Lage in Griechenland sei aber die Situation in Italien. Das Vertrauen der Märkte in die italienische Wirtschaft sei noch nicht zurückgekehrt, sagte der frühere Außenminister. "Nach dem angekündigten Rückzug von Ministerpräsident Monti kann man nur hoffen, dass die Wähler in Italien nicht Populisten auf den Leim gehen, die einfache Auswege aus der Krise versprechen."

Vor Beginn des EU-Gipfels in Brüssel hatten sich die EU-Finanzminister über den Aufbau einer europäischen Bankenaufsicht geeinigt, die Risiken für den Finanzsektor künftig eindämmen soll. Zudem beschloss die Eurogruppe die Freigabe weiterer Hilfskredite in Höhe von 34,3 Milliarden Euro an Athen, mit denen Griechenland vor der Pleite bewahrt wird. Die Entscheidung über eine tiefgreifende Reform der Eurozone wurde jedoch erst einmal vertagt.

DPA
ger/DPA/AFP