Althaus-Unfall Ärzte hoffen auf vollständige Genesung

Seine Ärzte haben damit begonnen, den Thüringer Ministerpräsidenten Dieter Althaus aus dem künstlichen Koma zu holen. Nach ihrer Einschätzung wird der Politiker seinen schweren Skiunfall in Österreich vermutlich ohne bleibende Schäden überleben.

Die Ärzte des bei einem Skiunfall am Neujahrstag schwer verletzten thüringischen Ministerpräsidenten Dieter Althaus (CDU) sind zuversichtlich, dass der 50-Jährige ganz gesund wird. "Wir sind guter Hoffnung, dass die Entwicklung weiter positiv verlaufen wird", sagte einer der behandelnden Ärzte am Freitagabend in der Unfallklinik im Pongauer Ort Schwarzach. "Alle während des Tages durchgeführten neurologischen Untersuchungen lassen auf eine günstige Entwicklung hoffen."

Die Mediziner verringerten am Freitag die Dosis der Medikamente, mit denen der CDU-Politiker in ein künstliches Koma versetzt wurde. Er könnte am Samstag aufwachen, ist aber nach wie vor nicht transportfähig.

Bei dem Zusammenstoß mit einer Skifahrerin, die auf dem Weg ins Krankenhaus starb, erlitt Althaus eine schwere Schädelhirnverletzung. Nach Mitteilung der Mediziner handelt es sich um eine Blutung im Schläfenlappen des Großhirns und eine Schwellung. Es sei eine Verletzung, die relativ häufig vorkomme, sagte der Leiter der Unfallchirurgie, Franklin Genelin, auf einer Pressekonferenz in der Klinik.

Der Thüringer Bauminister Gerold Wucherpfennig sagte, er denke, dass Althaus zu 100 Prozent wieder genesen werde. "Er ist ein Kämpfer. Er ist sehr sportlich. Sein Körper ist gut durchtrainiert", sagte der Weggefährte des Politikers auf der gemeinsamen Pressekonferenz mit den Ärzten.

Nach Angaben der Mediziner wird Althaus nach dem Aufwachen schrittweise geholfen, ins normale Leben zurückzukehren. Das beginne mit Trinken, Essen sowie passiver und aktiver Bewegung. Dieser Prozess werde ein bis drei Wochen dauern. Althaus erlitt auch Prellungen und einen Bruch im Gesicht, der aber nicht weiter behandelt werden muss. Nach Angaben der Klinik steht ein Psychologe bereit, wenn Althaus aus dem Koma erwacht.

Nach Einschätzung der Ärzte hat Althaus gute Chancen, in sein Amt als Ministerpräsident von Thüringen zurückzukehren: "Die klinische Situation des Patienten ist derzeit stabil" sagte Klinikchef Reinhard Lenzhofer. "Wir sind sehr hoffnungsvoll, dass es gut ausgeht."

Völlig unklar blieb die Schuldfrage bei dem Zusammenprall des 50-jährigen Althaus mit einer 41 Jahre alten Frau aus der Slowakei. Die Behörden suchen nach wie vor nach Augenzeugen. Der Unfall ereignete sich bei guter Sicht nahe der Talstation im Skigebiet Riesneralm in einem Bereich, in dem zwei Pisten zusammengeführt werden. "Es ist so, wie wenn es auf einem großen Parkplatz, wo nur zehn Autos stehen, zu einer Kollision zwischen zwei Fahrzeugen kommt", sagte der Geschäftsführer der Riesneralm Bergbahnen, Erwin Petz.

Unfallstelle war erst im Sommer verbreitert worden

Noch im vergangenen Sommer sei die Pistenkreuzung verbreitert worden. Der Leiter der Alpinpolizei Liezen, Siegmund Schnabl, sagte, sowohl Althaus als auch die 41-jährige Sportlehrerin mit Wohnsitz in den USA hätten als gute Skifahrer gegolten. Die Slowakin, die im Gegensatz zu Althaus keinen Helm trug, war mit ihrem Mann unterwegs und fuhr nach einem kurzen Stopp knapp oberhalb der Unfallstelle alleine voraus in die durch Warnhinweise gesicherte Pistenkreuzung. Ihr jüngstes Kind wird am Samstag ein Jahr alt, sagte Schnabl dem MDR. Drei Kinder stammten aus der ersten Ehe der Verunglückten mit einem Österreicher. Althaus war mit seiner Frau unterwegs und wurde von zwei Beamten des Thüringer Landeskriminalamtes begleitet. Der Politiker fuhr jedoch voraus, sodass keiner der Begleiter den Unfall beobachtete.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

Das Wichtigste aus der Bundespolitik auf einen Blick

Abonnieren Sie unseren kostenlosen Hauptstadt-Newsletter – und lesen Sie die wichtigsten Infos der Woche, von unseren Berliner Politik-Expertinnen und -Experten für Sie ausgewählt!

Unmittelbar nach dem Zusammenprall der beiden Skiläufer kümmerten sich Notärzte und zwei auf der Piste fahrende Mediziner zunächst um die schwerverletzte Frau. Dies sei auf Wunsch von Althaus geschehen, der zu diesem Zeitpunkt bei Bewusstsein war. Er sei erst im Tal in einem Rettungswagen von einem Sanitäter untersucht worden, der daraufhin einen Notarzt anforderte. Später verzögerte sich der Transport in eine Spezialklinik, weil der Flug des Hubschraubers in die beiden nächstliegenden Kliniken wegen der Lichtverhältnisse nicht möglich war. Auf dem Transport verlor der Ministerpräsident das Bewusstsein und musste intubiert werden.

Verlegung von Althaus nach Erfurt derzeit nicht sinnvoll

Eine Verlegung Althaus' nach Erfurt ist nach Meinung der Ärzte zurzeit nicht sinnvoll. Seine Frau Katharina, mit der er Urlaub machte, wacht an seinem Krankenbett. Althaus erlitt ein Schädelhirntrauma. Dabei gelten Blutungen im Gehirn als Risiko für bleibende Schäden. Die Abschätzung möglicher Folgen kurz nach dem Unfall ist nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie auch für geübte Ärzte sehr schwierig.

In Thüringen, wo die CDU mit absoluter Mehrheit regiert, werden im Wahljahr 2009 auch die Kommunalparlamente und der Landtag neu bestimmt. Die Leitung der Landesregierung übernahm zunächst die stellvertretende Ministerpräsidentin, Finanzministerin Birgit Diezel (CDU). Sie ist auch eine der Stellvertreter von Althaus an der CDU-Spitze. Das Kabinett gehe davon aus, dass Althaus bald wieder an seinem Schreibtisch Platz nehmen könne, sagte die Ministerin. "Ich baue auf seine Fitness - wir alle bauen darauf." Zugleich sprachen Thüringer CDU-Politiker auch der Familie der tödlich Verunglückten ihr Beileid aus.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und weitere Politiker äußerten sich "tief betroffen" über den tragischen Skiunfall und wünschten dem Thüringer Regierungschef eine rasche Genesung.

Erste Politiker fordern Helmpflicht auf der Piste

Vor dem Hintergrund des Unglücksfalls auf der Piste forderten Sport- und Gesundheitspolitiker eine gesetzliche Helmpflicht für Skifahrer. Peter Danckert (SPD), Vorsitzender des Bundestags-Sportausschusses, sagte: "Ich bin hundertprozentig für eine Helmpflicht. Am besten wäre ein solches Gesetz europaweit." Die Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Martina Bunge (Linke), sprach sich für eine solche Pflicht auf steilen und gefährlichen Ski-Pisten aus.

AP · DPA
DPA/AP