Chefredakteurs-Brief Protest gegen Ausschluss von Journalisten von Kanzlerreisen

Chefredakteure protestieren gegen Ausschluss von Journalisten von Kanzlerreisen - Bundespressekonferenz soll gegen Boykott aktiv werden

Hamburg – Die Chefredakteure von sechs Zeitungen und Zeitschriften gehen gemeinsam gegen den Ausschluss von Journalisten von Auslandsreisen des Bundeskanzlers vor. In dem am Freitag veröffentlichten Schreiben an den Vorsitzenden der Bundespressekonferenz in Berlin, Werner Gößling, bitten die Chefredakteure von stern, "Bild", "Tagesspiegel", "Berliner Zeitung", "Financial Times Deutschland" und "Tageszeitung", den Vorgang in der Bundespressekonferenz zu thematisieren, eine offizielle Reaktion zu beschließen und Regierungssprecher Bela Anda aufzufordern, "seine Boykottpolitik umgehend zu beenden". Die Mitgliederversammlung der Bundespressekonferenz tagt am kommenden Montag.

Der Regierungssprecher hatte jüngst sowohl zwei Journalisten des stern als auch zwei Reporter der "Bild"-Zeitung von den Reisen Gerhard Schröders in die Türkei und die USA ausgeschlossen. Dies war offiziell mit "Platzgründen" gerechtfertigt worden. In einem am Donnerstag ausgestrahlten Interview mit dem Fernsehmagazin "Monitor" hatte sich Anda aber vorbehalten, auch künftig Reporter gezielt von Auslandsreisen des Kanzlers auszuschließen. In dem Brief der Chefredakteure heißt es dazu: "Nach unserer Ansicht hat Herr Staatssekretär Anda damit nicht nur seine Kompetenzen als Beamter überschritten, sondern zugleich die Freiheit der Berichterstattung in Frage gestellt." Andas Vorgehen sei ein "nicht ungefährliches Präjudiz". Was in diesen Tagen Journalisten von stern und "Bild" geschehen sei, könne "jedem anderen Journalisten im Falle missliebiger Berichterstattung ebenfalls passieren".

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