Der Jahresendabwasch "KK"- younger than ever

Natürlich ist die Jugend nicht mehr das, was sie mal war. Denn neuerdings will sie nicht einmal mehr vorüber gehen. Schon gar nicht in Berlin. Zeit für den Abwasch.

Der Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann, Leiter der so genannten Shell-Jugendstudie, hat dieser Tage im Vorgriff auf die nächste Untersuchung auf ein interessantes Phänomen aufmerksam gemacht - nämlich jenes, dass die Jugend an sich mittlerweile so früh wie niemals zuvor in der Menschheitsgeschichte beginne und obendrein auch noch so spät ende wie nie zuvor. Wer jetzt denkt, na, das gleicht sich doch ganz wunderbar aus, hat es a) womöglich nicht zum Sozialwissenschaftler gebracht, ist b) selber noch in dieser Alterskategorie beheimatet oder ist c) dem Phänomen des Jugendwahns mit konsequenter Verdrängung begegnet.

Letzteres ist wahrscheinlich ein Fehler, denn die guten alten Zeiten, in denen einem Tür und Tor offen gestanden haben, wenn man nur U30 war, sind offenkundig passé. "Viele fragen sich, ob sie je wieder rauskommen aus der schier endlosen Jugend-Phase," hat Hurrelman in einem Interview mit "Zeit Online" gesagt, und dann noch schwer nachdenklich hinterher geschoben: "Wann ist man endlich ein vollwertiger Gesellschaftsbürger?"

Jetzt mal kurz im Abwaschwasser geschöpft - dann ist die Antwort aber doch so was von seifenblasenklar: Na, wenn man es zum Minister gebracht hat! Oder? Das schwarz-gelbe Merkel-Kabinett hat in dieser Hinsicht ja einiges zu bieten, auch wenn man im Hurrelmannschen Sinne da ein bisschen über die Zieldefinition von 25 Jahren hinausgeschossen ist. Aber U40 gilt in der Politik noch als verdammt jung, die Minister-Herren Guttenberg (38) und Rösler (36) schaffen das noch ganz anständig, das Kücken Kristina Köhler (32) sowieso.

Wie jung darf ein Helmut-Kohl-Fan sein?

Wobei sich bei "KK" gerade ein Teil des besorgten politisch-publizistischen Komplexes in Berlin ernsthaft fragt, ob die neue Familienministerin denn im strengeren Sinne überhaupt eine Jugend gehabt habe. Köhler hat sich als bekennender Fan von Helmut Kohl geoutet, was zumindest auf ein gewisses seelisches Vorgealtertsein hindeutet und ganz gewiss noch mal irgendwann in irgendeiner Jugendstudie über die Politisierungsprozesse im Adoleszenzalter auftauchen wird. Irgendwie ist "KK", um es mal in der Fußballersprache zu beschreiben, den direkten Weg zum Tor gegangen, also direktemang auf die Regierungsbank, was auch damit zu tun haben mag, dass sie sich gar nicht erst gefragt hat, wann sie denn zum vollwertigen Gesellschaftsbürger werde, sondern: wie? Ihre Doktorarbeit jedenfalls hat sie als CDU-Bundestagsabgeordnete zum Thema "Gerechtigkeit als Gleichheit? Eine empirische Analyse der objektiven und subjektiven Responsivität von Bundestagsabgeordneten" geschrieben und sich bei der Befragung ihrer Parlamentskollegen von Mitarbeitern der CDU-Bundesgeschäftsstelle helfen lassen.

Eine "Jugendsünde" ist das nicht, schon gar nicht im Sinne der Shell-Studie, aber offenkundig auch nix, worauf die Ministerin besonders gerne angesprochen wird. Der "Bild"-Zeitung hat sie jedenfalls dieser Tage per Anwaltspost drohen lassen, dass Schmerzensgeld fällig werde, wenn auf "unzulässige, rechtswidrige und tendenziöse" Weise über sie berichtet werde.

Bitte, so was machen wir beim Abwasch eh nicht und rufen deshalb jahesendzeitgemäß und in der Hoffnung, dass das nicht unzulässig ist: "Kristina Köhler, vou`re looking younger than ever!"