Mit Kranzniederlegungen und Schweigeminuten wird heute bundesweit an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR vor 50 Jahren erinnert. In der Hauptstadt würdigen Bundestag und Bundesrat das historische Ereignis in einer gemeinsamen Gedenkstunde. Als Hauptredner wird Bundespräsident Johannes Rau erwartet.
Schweigeminute
Zuvor legen Rau, Bundestagspräsident Wolfgang Thierse und Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) Blumen auf dem Friedhof Seestraße an der Gedenkstätte für die Opfer des 17. Juni nieder. Mit einer Schweigeminute wird dort der mehr als einer Million Menschen gedacht, die in rund 700 Orten der DDR für Freiheit und Demokratie auf die Straße gingen. Auch in vielen Bundesländern erinnern Parlamente sowie Parteien und Kirchen an den Aufstand, der von sowjetischen Panzern niedergewalzt wurde.
Die Feiern beginnen in der Hauptstadt mit einem ökumenischen Gottesdienst, bei dem die Oberhäupter der katholischen und evangelischen Kirche, Kardinal Karl Lehmann und Präses Manfred Kock, predigen. Geplant ist auch die Errichtung einer Steinzeile in der früheren Stalin-Allee zur Erinnerung an die streikenden Bauarbeiter, die den Aufstand mit ausgelöst hatten.
"Zivilcourage ist stärker als jeder Panzer"
Am Montagabend hatte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) bei einer Gedenkveranstaltung im Roten Rathaus den Mut der Aufständischen gewürdigt. "Ohne den 17. Juni 1953 hätte es keinen 9. November 1989 gegeben." Eine der Lehren sei: "Zivilcourage ist auf lange Sicht stärker als jeder Panzer."
"Aktiv in aller Welt einsetzen"
Für CDU-Chefin Angela Merkel ist die Lehre des 17. Juni 1953, dass sich Deutschland aktiv für die Freiheit in aller Welt einsetzen muss. Deutschland dürfe sich "nicht ausklinken, wenn es darum geht, dass Andere um die Freiheit kämpfen", sagte Merkel bei einer Veranstaltung der CDU am Abend in Berlin. Diese könne auch militärisch sein.

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Unzureichende Entschädigung?
Hilfsorganisationen warfen der Bundesregierung unterdessen eine unzureichende Entschädigung der Opfer vor, die ihren Mut am 17. Juni im Gefängnis büßen mussten. Auch die Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler, forderte eine finanzielle Wiedergutmachung. Viele der Mutigen von einst müssten von Sozialhilfe leben.
In der Berliner Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen wurde am Montagabend bei einer "Langen Nacht des 17. Juni" die Symphonie "Der Aufstand" eines 14-jährigen Komponisten im Beisein von Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) uraufgeführt. Sie forderte, den 17. Juni mit Selbstbewusstsein und Stolz zu begehen.