Netz-Suche zum Fünfkampf Diese Fragen googleten die Zuschauer über die Kandidaten

Wagenknecht, Özdemir, Herrmann, Lindner und Weidel beim TV-Fünfkampf
Die Spitzenkandidaten der kleinen Parteien beim TV-Fünfkampf (von links): Sahra Wagenknecht (Linke), Cem Özdemir (Grüne), Joachim Herrmann (CSU), Christian Lindner (FDP) und Alice Weidel (AfD)
© Bernd von Jutrczenka/dpa
Nach dem TV-Duell von Merkel und Schulz traten am Montag die Spitzenkandidaten der übrigen Parteien zum Fünfkampf an. Was die Zuschauer währenddessen bei Google suchten, gibt Aufschluss darüber, was die Wähler wirklich an Politikern interessiert.

Während Angela Merkel und Martin Schulz am Sonntag diskutierten, glühten parallel zum TV-Duell auch die second screens: Viele Zuschauer informierten sich parallel zur Sendung über die besprochenen Themen. Das führte zum vorübergehenden Ruhm der Musterfeststellungsklage – das sperrige, bürokratische Wort gehörte am Sonntagabend zu den in Deutschland am häufigsten gegoogleten Begriffe.

Ganz so sachlich ging es beim am Montag folgenden Fünfkampf der Spitzenkandidaten von FDP, CSU, Grünen, Linken und AfD nicht zu. Google hat nun auch für das "kleine TV-Duell" die häufigsten Suchanfragen veröffentlicht. Die Ergebnisse zeigen: Im Zusammenhang mit den Namen der Diskutanten wurde keineswegs nach politischen Themen gesucht. Vielmehr überwog das Interesse an Aussehen, sexueller Orientierung oder Privatleben.

Google-Suchen drehen sich um Aussehen und Sexualität

Abstrus erscheinen vor allem die Suchanfragen zu den Frauen in der Runde: Sahra Wagenknecht von der Linken und Alice Weidel von der AfD. Auffällig ist dabei nicht nur, dass es zu den beiden deutlich mehr Suchanfragen gab als zu ihren männlichen Kollegen. Das könnte auch daran liegen, dass beispielsweise Weidel noch recht frisch auf der politischen Bühne und den Wählern daher vergleichsweise unbekannt ist. Die Anfragen drehen sich allerdings nahezu ausschließlich um persönliche Themen. 

Google-Suchanfragen zu AfD-Kandidatin Weidel: Schuhe, Brille, lesbisch
Die Google-Grafik zeigt die Suchanfragen während des Fünfkampfs im Zeitverlauf – hier zu AfD-Kandidatin Alice Weidel
© Google News Lab / 2Q17.de

So dominieren bei Weidel Begriffe wie "Lesbe", "Schuhe", "Lebensgefährtin" oder sogar "komisches Ohr" – obwohl nichts davon Gegenstand der Diskussion war. Auch bei Wagenknecht zeigt die grafische Auswertung des Suchmaschinenanbieters, dass sich viele Zuschauer in erster Linie für ihr Aussehen und ihr Privatleben interessierten. Sie gaben Begriffe wie "offene Haare", "schwanger", "Strumpfhose" oder "Nasen-OP" ein. 

Sachthemen sind Fehlanzeige

Viel besser erging es den männlichen Diskutanten allerdings auch nicht. Hier waren Sachthemen ebenso Fehlanzeige – stattdessen interessierten sich viele Wähler für die Religion von Grünen-Kandidat Cem Özdemir ("Moslem"). Auch sein Verhältnis zum türkischen Präsidenten Erdogan fand viel Nachfrage.

Bei FDP-Kandidat Christian Lindner fiel offenbar vielen Zuschauern seine Haarpracht auf. "Haartransplantation" und "Haare vorher nachher" gehörten zu den beliebtesten Fragen rund um den Liberalen. Und natürlich "Thermomix" – um Lindner hatte sich in den vergangenen Wochen ein Meme entsponnen, das ihn zum Thermomix-Verkäufer machte.

CSU-Kandidat Joachim Herrmann hingegen flog unter dem Radar. Sein Name wurde signifikant seltener gesucht als die seiner politischen Konkurrenten im Studio. Und wenn, dann meist mit Begriffen wie "Neger" oder "Roberto Blanco". Der bayrische Innenminister hatte Blanco vor zwei Jahren in einer Fernsehsendung mal einen "wunderbaren Neger" genannt – die Wähler haben diesen Fauxpas offenbar nicht vergessen.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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