Während Angela Merkel und Martin Schulz am Sonntag diskutierten, glühten parallel zum TV-Duell auch die second screens: Viele Zuschauer informierten sich parallel zur Sendung über die besprochenen Themen. Das führte zum vorübergehenden Ruhm der Musterfeststellungsklage – das sperrige, bürokratische Wort gehörte am Sonntagabend zu den in Deutschland am häufigsten gegoogleten Begriffe.
Ganz so sachlich ging es beim am Montag folgenden Fünfkampf der Spitzenkandidaten von FDP, CSU, Grünen, Linken und AfD nicht zu. Google hat nun auch für das "kleine TV-Duell" die häufigsten Suchanfragen veröffentlicht. Die Ergebnisse zeigen: Im Zusammenhang mit den Namen der Diskutanten wurde keineswegs nach politischen Themen gesucht. Vielmehr überwog das Interesse an Aussehen, sexueller Orientierung oder Privatleben.
Google-Suchen drehen sich um Aussehen und Sexualität
Abstrus erscheinen vor allem die Suchanfragen zu den Frauen in der Runde: Sahra Wagenknecht von der Linken und Alice Weidel von der AfD. Auffällig ist dabei nicht nur, dass es zu den beiden deutlich mehr Suchanfragen gab als zu ihren männlichen Kollegen. Das könnte auch daran liegen, dass beispielsweise Weidel noch recht frisch auf der politischen Bühne und den Wählern daher vergleichsweise unbekannt ist. Die Anfragen drehen sich allerdings nahezu ausschließlich um persönliche Themen.

So dominieren bei Weidel Begriffe wie "Lesbe", "Schuhe", "Lebensgefährtin" oder sogar "komisches Ohr" – obwohl nichts davon Gegenstand der Diskussion war. Auch bei Wagenknecht zeigt die grafische Auswertung des Suchmaschinenanbieters, dass sich viele Zuschauer in erster Linie für ihr Aussehen und ihr Privatleben interessierten. Sie gaben Begriffe wie "offene Haare", "schwanger", "Strumpfhose" oder "Nasen-OP" ein.
Sachthemen sind Fehlanzeige
Viel besser erging es den männlichen Diskutanten allerdings auch nicht. Hier waren Sachthemen ebenso Fehlanzeige – stattdessen interessierten sich viele Wähler für die Religion von Grünen-Kandidat Cem Özdemir ("Moslem"). Auch sein Verhältnis zum türkischen Präsidenten Erdogan fand viel Nachfrage.
Bei FDP-Kandidat Christian Lindner fiel offenbar vielen Zuschauern seine Haarpracht auf. "Haartransplantation" und "Haare vorher nachher" gehörten zu den beliebtesten Fragen rund um den Liberalen. Und natürlich "Thermomix" – um Lindner hatte sich in den vergangenen Wochen ein Meme entsponnen, das ihn zum Thermomix-Verkäufer machte.
CSU-Kandidat Joachim Herrmann hingegen flog unter dem Radar. Sein Name wurde signifikant seltener gesucht als die seiner politischen Konkurrenten im Studio. Und wenn, dann meist mit Begriffen wie "Neger" oder "Roberto Blanco". Der bayrische Innenminister hatte Blanco vor zwei Jahren in einer Fernsehsendung mal einen "wunderbaren Neger" genannt – die Wähler haben diesen Fauxpas offenbar nicht vergessen.

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